Celine

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Dieser Tag verlief wieder wie jeder andere davor. Immer wenn ich durch die Flure der Schule, welche mein Vater mit dem Stadtrat erbaut hatte, werde ich von meinen Mitschülern immer wie ein Stück Fleisch angestarrt. Ich fühlte mich auch wie eins. Irgendwie. Ein Stück Fleisch unter einem Rudel von hungrigen Hunden. was glaubt ihr ist das Resultat davon? Richtig gefressen werden! Nur in meinem Fall nicht so schnell, aber bald.

Mit dem Haargummi um meinem Handgelenk machte ich mir beim Laufen meine glatten blonden Haare zu einem Pferdeschwanz, damit mir nicht ständig die Haare ins Gesicht rutschten. Das ist nämlich der Nachteil von dünnen Haaren, die separieren sich immer von selbst je nach Laune. Ich zupfte an meinem grauen Rock und meiner weißen Bluse mit den langen Ärmeln, um die Falten, die sich darauf gebildet haben wieder weg zumachen. Nur ohne Erfolg, sobald sie die Stelle der falte loslässt geht sie in ihre alte Position zurück.

Ich stöhnte entnervt  und lasse es bleiben. Es hat keine Sinn weiter zumachen. Ich ging weiter über den Flur und versuchte die giftigen Blicke meiner Mitschüler, die sie mir beim vorbeigehen zuwerfen bestmöglichst zu ignorieren. Aber das war nicht einfach, stellt euch jeden einzigen Blick wie ein Messer vor, die sie sich mit der scharfen Klinge in eure zarte, empfindliche Haut bohren und das nicht gerade sanft, sondern langsam und qualvoll. Und das mal hundert!

Ich weiß, was viele von euch sagen würden unter ihnen auch meine beste und einzige Freundin Davina. Fick sie alle! Sie sind es nicht wert, dass du unter ihnen leidest! aber so etwas ist leicht zu sagen, wenn es einen selbst nicht betrifft. Obwohl ich meine Mitschüler einfach nur doof und kindisch  finde ist es doch verletzten immer wie ein ausgesetztes Tier mit Tollwut behandelt zu werden, welches nicht geheilt werden kann.

...

Als ich bei den Treppen angekommen bin, warte ich auf Davina, die nach Englisch sich erstmal Frau Hartlaub, unserer Englischlehrerin, wegen ihrer Verspätung stellen muss. Ich lehnte mich an die weiße Wand und schaute mit leerem Blick durch die Gruppen meiner Mitschüler. Fünf Minuten des Wartens vergingen, bis Davina sich bei mir unterhackte und mich mit einem Lächeln begrüßt. Ich erwiderte dies und frage sie, was Frau Hartlaub gesagt hat.

"Sie hat mir extra Aufgaben gegeben, eine allumfassende Projektarbeit über Kanada, welche bis zur nächsten Woche fertig sein muss. Ich krieg das nicht hin, Celine.", murrte Davina zur Antwort. Die Arme, die Projektarbeiten von Frau Hartlaub waren die längsten, härtesten und am strengsten bewerteten Arbeiten in ihrem Fach, die die Hälfte der Gesamtnote auf dem Zeugnis bedeuten. Also wenn man dort verkackt, kann man eigentlich schon einpacken und sich für die Sommerschule bewerben und ganz hart pauken.

Das Maß der Strafe war ganz schön hoch, aber ich will jetzt nicht aufmümpfig klingen, aber Davina ist jede zweite Stunde Englisch immer zu spät gekommen und hat auch nie ernsthaft die Aufgaben in Englisch gemacht.  Deswegen hat sie es schon ein bisschen verdient dafür jetzt ordentlich zu pauken. Tja Davina, feiern ist nicht immer gut, obwohl es Spaß macht. Aber den Gedanken sprach ich nicht aus. Aus Respekt vor Davina. Dann gehen wir die Treppen runter.

...

Immer wieder knubbeln sich die Schüler, gefühlt aus allen Jahrgängen immer an denselben Stellen. Und zwar an den Haupttreppen im ganzen Schulgebäude! Ich stöhne auf, als ich ein bald bildendes Knäuel an Schüler auf der Haupttreppe erspähe, als ich die Hälfte der Treppe runtergehe. Bevor ich anfangen kann die zweite Hälfte der Haupttreppe einzuschlagen, wurde ich abrupt von der Seite angerempelt und gerate leicht ins straucheln, aber hielt mich doch noch. Ich drehte mich zu dem Schuldigen um und sage: „Hey, pass gefälligst auf, wo du hinläufst!", motze ich die Person neben mir an. Als ich dann ins Gesicht von Marco Santos blicke bleibt mir der Rest den ich noch rausfeuern wollte im Hals stecken.

Marco Santos ist groß und muskulös, aber nicht zu krass. Er hat definierte und hochliegende Wangenknochen. Seine kohlrabenschwarzen Haare sind kurz und etwas gelockt und bringen seine türkisfarbenen Augen, welche traumhaft stark leuchten zu Geltung und zu seiner makellosen blassen Haut sage ich erst mal gar nichts. Alles in allem sieht er aus wie Adonis höchstpersönlich in aller Pracht. Es ist kein Wunder, das die ganzen Mädchen auf der Schule auf ihn abfahren. Nichtsdestotrotz wollen seine Verehrerinnen nicht verstehen, dass er nicht auf sie steht, sondern sie nur als Spielzeuge benutzt. Einfach nur widerlich.

Marco ging nuschelnd an mir vorbei, aber ich verstand nicht, was er sagte. Ist mir aber auch völlig schnuppe. Davina und ich setzen unseren Weg durch die Masse fort und gehen dann am Ende, ohne eingequetscht zu werden Richtung Mathe- Raum.

Nach fünfundvierzig Minuten Unterricht von Herr Gracia, dessen Unterricht nicht nur schwer sondern auch langweilig dazu war geht zu meiner Freude zu Ende. Gleichungen aufstellen und berechnen ist einfach nicht mein Ding und wird es nie sein.


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