9 Eva

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Das Urteil ist gesprochen.

Davina ist hinter Gittern.

Da sind es nur noch drei.

Ich gehe bei Helen und Marco untergehakt aus dem Gerichtssaal. Celine sieht enttäuscht von dem Urteil aus, was ich nicht nachvollziehen kann. Warum ist sie nicht froh, dass Davina von der Bildfläche verschwindet?

Ist ja nicht so, dass Davina ein Engel ist, der zu Unrecht beschuldigt wurde.

Wir gehen alle zusammen untergehakt aus dem saal und dem Gebäude, wo sich schon eine Menschentraube gebildet hat, die sich wild über das gesprochene Urteil austauschen. Ich löse mich aus der umklammerung von Marco und sage ihm, dass er und Celine schon mal vorgehen sollen, was sie dann auch tun und Richtung Park gehen. Hand in Hand.

Ich steuere den hinteren Teil des Gebäudes an, um sicherzustellen, dass nicht irgendein x-beliebiger ihrem Gespräch zuhören kann. Die Gegend ist voll mit Bäumen und restlicher Flora. EIn leichter Wind weht um uns.

"Was tun wir jetzt?", fragt Helen im Flüsterton und ich schaue mich misstrauisch in der Gegend um und lasse ihren Arm los. "Wir werden Ethan zum Schweigen bringen. Er hat ja unter seinem Pseudonym angekündigt, dass er uns die Lüge mit Davina heimzahlen will."

"Woher willst du wissen, dass er es ist?"

"Marco hat mir von der Konfrontation mit Ethan erzählt und dass er befürwortet, was uns angetan wird und dass wir noch folgen werden. Ist das für dich nicht schon der entscheidene Teil, um zu wissen, dass Ethan den ganzen Tamtam hier veranstaltet, Helen?"

"Eva, was willst du machen?" Ich straffe meine Lederjacke über dem dunkelgrünen Kleid mit schwarzer Spitze und zupfe an dessen Saum.

"Wir beschützen unsere Familie, noch so eine Sache mit Marco lasse ich nicht nochmal vorkommen. Marco verdient es nicht nochmal so leiden zu müssen und deswegen alles Lebensnotwändige verwehrt." Ich verschrenke die Arme vor der Brust und Helen presst ihre Lippen zusammen. Ihre Beine zittern, was aber rein gar nichts mit Kälte zu tun hat, da es angenehme 20 Grad sind mit leichtem Sonnenschein.

"Ich weiß, Eva, aber ich möchte gerne, das ganze langsam beenden. Christian ist tot und er wird es auch bleiben-"

"Wir werden das bald beenden können, Helen. Aber solange Ethan nicht den Rand und die Füße still hält werden wir über einen unbestimmten Zeitraum immer von ihm bedroht. Willst du das? Hat es dir nicht gerreicht, dass Ethan dir Christian ausgespannt  und Christian Ethan dir vorgezogen hat in eurer Beziehung?" Ich trete ein Schritt näher an die Blondine, sodass meine Stirn ihre berührt.

Helen reißt die Augen auf und tritt einen Schritt zurück, sichtlich erschreckt von meiner Geste. "Wir sollten zu Celine und Marco stoßen. Sie fragen sich bestimmt wo wir bleiben.", sagt Helen, um die Konversation zu beenden. Mit einem Nicken stimme ich ihr zu und wir gehen Richtung Park.

Der Himmel verdunkelt sich langsam und der Mond scheint in halber Form über der Gruppe. Helen und ich sind zu dem Pärchen gestoßen und spazieren gerade die Promenade entlang. Es ist etwas kühler geworden und frischer Wind weht um uns herum wie eine leichte Brise.

"Und? Was haben du und meine Cousine so gemacht, während wir weg waren?", fragt Helen  Marco so unbeschwert, als hätte unser Gespräch eben nie stattgefunden. Marco zuckt mit den Schultern und zieht sein Sakko aus und legt es Celine auf die Schultern, die in ihrer dünnen Stola zu zittern beginnt.

Die Blonde sieht meinen Cousin dankbar an und zieht das Sakko vollständig an und kuschelt sich rein. "Nichts besonderes. Wir haben nur geredet.", antwortet mein Cousin bloß, weshalb meine Schwester ihn schief ansieht. "Ich glaub euch nicht. Gequatsche ohne Geknutsche ist nicht üblich für ein Liebespärchen.", schütttelt Helen den Kopf und sieht das süße Pärchen empört an.

"Er sagt die Wahrheit, Helen. Wir haben nur geredet, sonst nichts.", verdeutlicht celine, weshalb Helen seufzt. "Ihr seid so langweilig, echt. Habt ihr es vielleicht schon getan oder das auch noch nicht?"

Nun mische ich mich ein und greife nach Helen's Arm. Diese Unterhaltung geht zu weit. "Jetzt hör auf die beiden auszufragen. Wir sind hier in keinem Teendrama, also verhalte dich jetzt nicht so als wärst du daraus entsprungen.", stoppe ich Helen's Fragefluss. Helen schüttelt den Kopf. "Aber jetzt wird es doch erst interessant.", jammert sie, aber lässt die Fragerei sein.

Celine und Marco sehen mich dankbar an, während wir über die Straße gehen. Die Autoscheinwerfer leuchten uns aus naher Entfernung an, bis das blendend weiße Licht immer näherkommt und nicht die Anstalt macht langsamer zu werden, als es schon fast bei uns ist.

Wir sehen uns alle erschrocken an und versuchen so schnell wie möglich auf die andere Seite zu kommen. Ich höre das durchdrehen der Reifen und ein lautes Rumps, was die stille der Nacht, neben den Autogeräuschen durchbricht.

Wir haben es alle auf die andere Straßenseite geschafft, bis auf eine Person. Als ich schaue wer von uns nicht bei uns auf der anderen seite steht fällt es mir wie Schuppen von den Augen.

Celine

So schnell uns unsere Füße tragen können. Helen und ich in hohen Schuhen und Marco in unbeweglichen Lackschuhen rennen wir zu Celine, die reglos auf der Straße liegt. Der Fahrer hat schon längst das Weite gesucht. In dem Moment als wir bei Celine angekommen sind klingeln die Handys. Auch das von Helen, die eigentlich immer ignoriert wurde in diesem Spiel.

Und wir wissen alle nur zu gut wer das ist.



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