Das Problem Ethan ist nun erledigt. Ein für alle mal.
Ich habe nie erwartet, dass Helen sich überhaupt an der Konversation mit Ethan überhaupt beteiligen würde. Normalerweise überlässt sie mir in solchen Fällen immer die Führung und hält sich selbst im Hintergrund. Und dass sie höchstpersönlich ihn beseitigt, habe ich überhaupt nicht vermutet. So kaltblütig habe ich meine Schwester noch nie gesehen.
Es ist so fremd sie so zu sehen, ohne irgendwelche Schuldgefühle zu empfinden, sonst bin ich doch immer die Kaltblütige. Aber auf der anderen Seite ist es befriedigend, dass ich nicht die einzige Kaltblütige in der Familie bin.
Helen und ich haben uns dazu entschlossen Ethans Leiche aus der Schule zu schaffen, indem wir den Körper in eine Sporttasche der Lacrosse-Spieler verstauten, die auf dem Sportplatz vergessen wurde. Dann gehen wir aus der Schule mit jeweils einem Riemen in der Hand und gehen Richtung Lonely Village, das nicht weit von der Schule ist. Nur 30 Minuten Fußweg.
Ethan zu tragen ist schwer, aber keine große Last für zwei. Der Bürgersteig ist menschenleer genauso wie die Häuser in der Umgebung. Manche Häuser stehen in Trümmern und das Unkraut in den Gärten wuchert wild drauf los. Hier würde keiner etwas sehen. Diese Gegend ist das Kaff aus jedem Alptraum, den die Kinder vor Einsamkeit und Vergessen haben. Dass hier ist das Nichts, eine Grauzone.
Der Dreck liegt auf den Straßen, alles ist still, trostlos. Nur Helen und ich sind die Seelen auf der Durchreise an diesem Ort. Und hier wird Ethan auf ewig bleiben. Im Nichts, im Vergessen. Niemals wird er hier gefunden, alles und jeder der dort ist oder war ist vergessen. Und dieses Schicksal bekommt jetzt auch Ethan.
Wir schweigen den ganzen Marsch vor uns hin, bis wir die perfekte Stelle für Ethans Leiche finden. Auch dann schweigen wir noch und keiner von uns beiden will dieses Schweigen brechen. Ich nehme mir eine herumliegende Schaufel und grabe ein tiefes Loch, während Helen Ethans Körper, wie ein zu schweres Baby aus der Sporttasche hievt und ihn achtlos auf den dreckigen, erdigen Boden aufkommen lässt. Wie eine kaputte Stoffpuppe, unbrauchbar
Meine Jeans ist voll mit Erde und mein Hoddie ist durchgeschwitzt. Verdammt , graben ist sau anstrengend! Ich reibe mir über die Stirn den Schweiß runter und lege die Haarsträhnen die sich aus meinem Dutt gelöst haben hinter die Ohren.
Ich gehe zu Helen, die missbilligend auf Ethan herab starrt und umklammere seine Fußgelenke, die kräftig gebaut sind, sodass ich kaum mit meinen Fingern ganz rum komme. Helen macht dasselbe und greift ihm unter die Achseln. Dann ziehen wir ihn mit vereinten Kräften hoch und schmeißen ihn mit Schwung in das von mir soeben gegrabene Loch.
Wir schütten die Erde zurück an ihren Platz mit Ethan in ihrer Mitte und klopfen sie fest. Es ist erledigt. Unsere Klamotten und wir selbst sind voller Erde und die Tasche beinhaltet noch immer Ethans DNA. "Lass uns baden gehen und die Tasche waschen. Sonst können wir der Kakerlake namens Davina im Gefängnis Gesellschaft leisten... obwohl nur ich, denn du bist dann im Jugendgefängnis untergebracht", sagt Helen emotionslos und fängt an sich ihre Kleidung vom Körper zu streifen bis sie nur noch in Unterwäsche vor mir steht.
Ihre Kleidung liegt zu einem Bündel geknüddelt neben ihr auf dem Boden und nach und nach wringt sie eins nach dem anderen im Wasser aus. Ich ziehe ebenfalls meine Kleidung aus und wasche sie. Das Wasser ist kalt und es brauchte Überwindung das eiskalte Wasser auf meiner Haut perlen zu lassen. Es bildet sich eine Gänsehaut und eine leichte Briese kommt in unsere Richtung herangeeilt.
Helen und ich suchen in der Zeit während die Sachen über dem Ast eines toten Baumes trocknen Schrott und Holz zusammen, welches leicht brennbar ist, damit wir uns erstens nicht erkälten etc und zweitens damit die Sachen schneller trocknen.
Wir werden schließlich fündig und wir können von Glück reden, dass in diesem Kaff hier niemand wohnt oder zufällig vorbeikommt mit seinem oder ihrem Hund.
Das Feuer brennt und die Flammen züngeln sich durch das Holz und den Schrott. Es wird wärmer und die Sachen werden trockner bis wir sie wieder ganz normal anziehen können. Der Himmel verdunkelt sich langsam und Helen und ich ziehen uns wieder an. Die tasche ist ebenfalls wieder trocken und so nehmen wir sie wieder mit nach Hause.
Morgen ist wieder Schule. Eigentlich ganz normal, nur mit einer Änderung: Kein Ethan mehr und kein Game of_Winners. Damit ist Schluss, ein für alle mal. Und keiner wird das bemerken. Marco und Celine leben ihr Leben weiter und müssen sich keine Sorgen mehr darüber machen, dass sie bedroht werden können oder überfahren.
Das wird ein guter Tag.
Montag. Scheiß Tag!
Der Anfang einer neuen Schulwoche. Die Polizei streifte noch immer durch die Schule und befragt Mitschüler, sowohl Freunde als auch Feinde von Christian. Unter denen auch Helen und mich. Aber wir halten den Rand und erzählen langweiliges Zeug, welches der Polizei am Arsch vorbeigeht. Sie fragen auch ob jemand Ethan am Wochenende gesehen hat, da er nicht nach Hause gekommen ist. Und das wird er auch nicht mehr. Niemals.
Auch hierzu bekommt die Polizei keine antworten von uns und Helens Weg und meiner trennen sich 3.Stockwerk, da Helen Biologie und ich Mathe habe. Wir verabschieden uns voneinder mit einer Umarmung und eindringenden Worten des Schweigens. Dann gehe ich weiter nach oben zum Mathematik-Kurs, da ich anders als der höherer Jahrgang von Helen, Celine und Marco oben statt unten Unterricht habe.
Das ist einfach nur gemein! Die Jüngeren müssen immer mehr leisten als die Alten. Sowas von unfair! Aber leider nicht zu ändern. So ein Mist aber auch! Ich gehe den Flur herunter und quetsche mich zwischen Polizeibeamten und Schülern durch. Warum muss es auf den Gängen immer voll sein? So viele gehen hier nun auch wieder nicht zur Schule!
Ich verdrehe die Augen und laufe fast in die Komissarin hinein die mich dann auch abfängt. Sie sieht aus wie immer elgant gekleidet, ihrer Dienstjacke auf den Schultern mit einem streng gekämmteb Pferdeschwanz, weswegen ich mich schon oft frage, ob der ihr denn keine Kopfschmerzen bereitet. Bei mir wäre dass schließlich der Fall. Ihre Marke glänzte im Licht der Lampen, die den Gang erleuchten.
"Auf ein Wort, Eva. Ich muss mit dir etwas wichtiges besprechen."
Was will die denn jetzt von mir? Gehe ich allein zu ihr oder sind die anderen auch anwesend? Helen, Celine, Marco? Im unwahrscheinlichsten Fall der Fälle und im schlimmsten Moment Davina Luna?
Bitte nicht, lass mich einmal falsch liegen! Nur ein einziges Mal, ich bitte darum!
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Merkwürdige Spiele
Mystery / ThrillerIn dieser Geschichte handelt es sie um 4 Jugendliche, welche alle etwas vor der Schülergemeinschaft verbergen. Und die Person hinter dem Deckname "Game_of Winners" will die Geheimnisse der Schülergemeinschaft öffentlich machen. Davina Luna: Gut auss...