Kap 9

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Langsam öffnete ich meine Augen und hielt mir sofort meine Hand an meine schmerzende Stirn. Ich stöhnte kurz auf und setzte mich hin. Mein Kopf dröhnte und mein Hals tat unheimlich weh. Schlussendlich entschied ich mich dafür aufzustehen, also stand ich gelassen auf und streckte mich. Ich schaute in den Spiegel und erschrak bei dem Anblick. An meinen Beinen waren überall blaue Flecke, genauso wie an meinen Arm, wo die Nadel drin steckte und an meinem Hals konnte man deutlich die beiden Wunden sehen. Ich sah furchtbar aus, so konnte ich doch nicht raus!?

Allerdings brauchte ich ein bisschen frische Luft, also ging ich doch langsam aus dem Zimmer und suchte nach dem großen Balkon, den ich vor ein paar Tagen in einem Gang entdeckt hatte. Verwirrt irrte ich durch die Flure und versteckte mich vor jeder Wache, die mir auf dem Weg begegnete. Würden sie mich sehen, würden sie wahrscheinlich Ferid bescheid sagen, aber ich brauchte nach den vergangenen Tagen erstmal eine Pause für mich ganz alleine.
Dort war wieder die Tür, sie kam mir bekannt vor. Lief ich etwa im Kreis?

,,Guten Morgen." ich zuckte zusammen und drehte mich um. Doch anstatt Ferid stand Crowley vor mir. Er trug das, dass er immer an hatte und lächelte mich vielsagend an. ,,Guten Morgen." stammelte ich und wollte einen Schritt zurück gehen. Doch er griff nach meinen Wangen und zog leicht meinen Hals so ein wenig nach oben, damit der die Wunden besser sehen konnte. Dabei zog ich die Luft ein und griff nach seinem Arm. ,,Nicht bewegen!" sagte er und schaute mir böse in die Augen. ,,Lass mich bitte runter." sagte ich kleinlaut und krallte mich fester in seinen Arm. ,,Ich hatte gesagt, nicht bewegen!" sagte er dann genervt und ließ mich los. ,,Wie ich sehe ist Ferid ein wenig zu nachsichtig mit dir." er schüttelte den Kopf und ging an mir vorbei. ,,Wo ist der Balkon?" rief ich ihm noch zu, als er bereits ein paar Schritte von mir entfernt war. ,,Zwei mal rechts und dann einmal links." sagte er und drehte sich nicht mal zu mir um. ,,Danke." hängte ich noch kurz an und ging dann los.

Schon nach kurzer Zeit stand ich vor einer riesigen Glastür und machte sie auf. Hinter ihr lag ein riesiger Balkon mit vielen verschiedenen Pflanzen und ein; zwei Liegen. Ich tritt an das Gitter und staunte über die Aussicht. Man konnte wirklich alles sehen, sogar das Haus, wo ich mit meinen Geschwistern wohne. Meine Geschwister.. Ich vermisse sie so sehr, und nach Koichi hatte ich mich auch nicht weiter informiert. Plötzlich war die gute Laune weg, mein Magen zog sich zusammen und ich stützte mich auf das Geländer. Lebte er noch? Und warum habe ich ihn vergessen? Ich hatte ihn nicht vergessen, aber er war für kurze Zeit aus meinen Gedächtnis verschwunden.

Die Tage, die ich nun überstanden hatte, hatten sich in meinen ganzen Kopf ausgebreitet. Was war nur los mit mir, anstatt sich um die Menschen zu sorgen, hatte ich mich nur auf mich und die Vampire konzentriert. Meine Augen füllten sich mit Wasser und in meinem Kopf machte sich das Chaos breit. Ich hatte nicht mal daran gedacht, wieder zurück zu gehen, geschweige denn Ferid würde mich laufen lassen.

Diese Menschen, die ich mein ganzes Leben kannte und liebte, waren mit einem mal aus meinen Kopf. Sie waren nie weg, aber ich sah sie nicht in meinem inneren Auge. Asuka würde sauer sein, und zwei Tage wohl nicht mehr mit mir reden. Ihr Gesicht sah ich vor mir und dieser Gedanke ließ mich lächeln. Doch kurze Zeit später war es wieder weg und meine Tränen bannten sich einen Weg über meine Wangen. Ich stand unter Schock und unter Schmerzen, der Maschinen, für Minuten, Stunden, aber auch nachdem dies alles vorbei war, hüllten die Gedanken meiner Familie mich nicht in die Arme. ,,Es tut mir so leid..." schluchzte ich und legte meinen Kopf auf das Geländer und verkrampfte meine Finger in meine Haare. Was wäre, wenn Koichi nicht mehr lebte und ich das meinen Geschwistern nicht mal selber sagen konnte? Ich hasste mich so sehr gerade. Ich war nicht bei ihnen, und erst jetzt viel mir auf, dass sie sich vielleicht Sorgen um mich machten. Außerdem warteten sie wahrscheinlich darauf, dass ich mit Koichi wieder zurück kommen würde.

,,Wieso weinst du?" fragte eine mir bekannte Stimme am Eingang des Balkons. Erschrocken drehte ich mich um und sah Ferid im Türrahmen lehnen. Doch anstatt was zu sagen, schaute ich ihn nur stumm an. ,,Ich hatte dich was gefragt." hackte er nach. ,,Meine Geschwister.." sagte ich leise und schaute ihm zu, wie er auf mich zu kam. ,,Vermisst du sie?" Ich nickte und wischte mir die Tränen weg, doch kamen kurz danach wieder unzählige Wassertropfen aus meinen Augen gelaufen. ,,Ich hatte sie fast vergessen und ich habe nicht mal nach Koichi gefragt." wimmerte ich und drehte mich wieder um, sodass ich nun wieder die Häuser und Bäume sah. ,,Er lebt." ruckartig drehte ich mich um. ,,Schon nach kurzer Zeit war das ganze Gift aus seinem Körper. Das Gift war ein Mittel für eine Wiederherstellung des Giftes. Es hatte aber nie seinen Zweg erfüllt, daher war es nicht gefährlich. Nicht Lebensgefährlich." hängte er dran und kam näher. ,,Er wird auch in Zukunft keine Nachwirkungen haben, also keine Sorg-" ,,Danke!" Bevor er den Satz zu ende sagen konnte fiel ich ihm in die Arme. Meine Arme schlang ich um seinen weißen Mantel und spürte, wie mir wieder Tränen die Wange herunter liefen. Aber diesmal Freudentränen.

,,Er ist seid ein paar Tagen wieder zuhause und es geht ihm gut." ich schaute auf, in sein Gesicht. ,,Wann kann ich wieder nach Hause?" fragte ich kleinlaut. ,,Ich kann ihnen zukommen lassen, dass es dir gut geht. Aber du wirst hier bleiben, wie lange weiß ich noch nicht." Ich nickte und ließ ihn los. Stumm stellte ich mich wieder an das Geländer und schaute auf die Häuser und die Kinder, die überall herum tollten.
Anscheinend musste ich mich wohl an das hier dran gewöhnen, an die Aussicht und daran, dass ich wohl auf längere Zeit, mich mit mir selber beschäftigen müsste.


Lord Ferid x ReaderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt