Kap 18

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Lächelnd trat ich mit Ferid an meiner Seite aus der Halle. Ich fragte mich, warum er mich nicht unterrichten konnte, doch es wäre wohl was wichtiges gewesen, sonst wäre er nicht sofort gegangen. Wir traten auf den Flur und machten halt vor der Treppe. Diese verdammte Treppe. Ich wusste gar nicht, dass es so viele Stufen geben konnte. Wir machten uns auf, die Treppe hinauf zu gehen, doch nach ein paar Stufen blieb ich stehen und atmete erstmal tief ein. ,,Tut mir leid, ich brauch nur eine kleine Pause. Wieso ist die Treppe auch so unendlich lang?" jammerte ich und stützte meine Hände auf meine Knie. ,,Ist doch nicht schlimm. Ich kann verstehen, dass du vom Training tot bist." er trat die paar Stufen wieder zu mir runter und stellte sich direkt neben mich. Er griff nach nach meinem Arm und legte ihn über seine Schulter. ,,Was soll das werden?" fragte ich skeptisch. ,,Halt dich einfach fest." sagte er und legte seine Hand um meine Hüfte und zog mich zu ihm. Dann fing er an die Stufen hinauf zu laufen, und wurde immer und immer schneller. Ich verkrampfte mich mit meinen Fingern in seiner Schulter und beobachte faszinierend das Geschehen. Es war, als würden wir über die Stufen schweben.

Oben angekommen lächelte ich und staunte: ,,Ich wusste gar nicht, dass man das als Vampir kann." Ferid lächelte zurück. ,,Es können alle Vampire. Es ist sowas, wie eine besondere Geschwindigkeit und ist für euch Menschen eigentlich unmöglich." Ich nickte interessiert. ,,Es ist schon geil nen Vampir zu sein." ,,Glaub mir, so 'geil' ist das gar nicht auf Dauer." sagt er und löste sich von mir. ,,Wie war das Training eigentlich mit Mika? Ich musste leider gehen, aber das nächste mal kann ich das wieder übernehmen." sagte er dann, als wir weiter gelaufen waren. ,,Dir muss es nicht leid tun, es hatte bestimmt einen Grund." ich lächelte ihn an und sprach weiter. ,,Also eigentlich haben wir es so gemacht, dass er mich angegriffen hat und ich ausgewichen bin. Und halt noch Sport am Anfang." ,,Hört sich gut an. Am ersten Trainingstag sollte man es auch nicht übertreiben." ich nickte und wir näherten uns der großen Tür.

,,Was musstest du denn machen?" fragte ich dann, als wir nach draußen traten. ,,Nicht so wichtig." sagte er nur. Ok entweder es war wirklich unnötig, der ich durfte es nicht wissen.
Der Himmel erscheinte in einem schönen blau Ton und wurde von vielen kleinen Sternen geschmückt. ,,Es ist wunderschön." hauchte ich. ,,Ja, so ist es." entgegnete mir Ferid leise. ,,Sag mal Ferid, Vampire schlafen doch gar nicht, oder?" ,,Wie kommst du denn jetzt darauf?" lachte er und schaute mich fragend an. ,,Nur so, denn in deinem Zimmer steht ein Bett." ,,Also wir müssen nicht schlafen, aber können es. Allerdings liege ich meistens nur im Bett und ruhige mich ein wenig aus." ich nickte. Es wäre so schön ein Vampir zu sein.

Warte, was dachte ich da? Sie benutzten uns nur als Nutzvieh. Wir waren nur Müll in ihren Augen, aber sah Ferid das auch so? Ich wollte ihn fragen, aber diese Worte würde ich wohl niemals über die Lippen bekommen. Es ist so eine Frage, die man nicht stellt. Und doch interessierte es mich, ob er wirklich meine Anwesenheit genoss, oder mich auch nur als Nutzvieh bzw Experiment sah. Was wäre, wenn er mich nur wegen meinem Blut mochte und mich beschützte. Meine Gedanken erzählten mir plötzlich Lügen, die ich nicht aus meinem Kopf bekam.

Ich merkte, wie Ferid mich von der Seite liebevoll ansah, also drehte ich meinen Kopf auch in seine Richtung. Doch dann veränderte sich plötzlich das Gesicht von ihm. ,,Was ist los?" fragte ich verunsichert. Er ging einen Schritt auf mich zu und führte seine Hand zu meiner Wange. ,,Wieso weinst du?" fragte er leise und strich mir dir Träne weg. Ich weinte? ,,Ich weiß es nicht." hauchte ich und merkte, wie immer mehr Tränen sich einen Weg über meine Wange bahnten. ,,Komm er." sagte er und öffnete seine Arme. Ich lehnte mich gegen seinen Körper und zog seinen Geruch in meine Nase, es beruhigte mich. ,,Ich habe Angst." nuschelte ich. ,,Wovor?" fragte er, doch ich gab keine Antwort. Ich war mir nicht sicher wovor genau, also sagte ich lieber nichts. 

Als ich mich wieder beruhigt hatte, lösten wir uns ein paar Zentimeter von einander. Doch er hatte immer noch seine Arme um mich gelehnt und strich mir mit einer Hand über meine Haare. ,,Y/N?" ich schaute zu ihm nach oben. ,,Ja?" ,,Versprich mir bitte, dass du mich niemals fragen wirst, ob ich dich zu einem Vampir machen kann." Ich nickte und vernichtete unseren Abstand wieder zu einander. Ich fühlte mich so geborgen, wenn er mich hielt und ich meinen Kopf auf seine Brust legen konnte. Es beruhigte mich.

,,Wieso möchtest du das?" wieso fragte ich ihn das? Es könnte mir doch eh egal sein, da ich es eh nicht machen würde. ,,Ich möchte nicht, dass du zu so einem Monster wie ich wirst." ich runzelte meine Augenbrauen, er war doch kein Monster, nur ein normaler Vampir. ,,Ich möchte nicht, dass du Menschen töten musst, um zu überleben. Nach einer bestimmten Zeit wird es dir zwar egal sein, aber dein Unterbewusstsein wird dadurch verletzt. Und irgendwann siehst du es nur noch als Pflicht und Unterhaltung, dass ist das schlimmste, was passieren kann. Man wird sich nämlich immer daran erinnern, wie man selber ein Mensch gewesen ist." ,,Ist es bei dir auch schon so, dass du aus Spaß tötest?" Er nickte und streifte mit seinen beiden Händen über meine Wange.

Bevor ich weiter fragen konnte löste er sich von mir und griff nach meiner Hand. ,,Du solltest schlafen, du wolltest auch noch kurz unters Wasser." ich nickte. Darauf hatte ich zwar jetzt gar keine Lust, aber schließlich hatte ich ja beim Training gut geschwitzt. Also nickte ich und ließ mich von ihm mit ziehen. An meiner Zimmertür hielt ich an und wartete, dass er mir eine gute Nacht wünschte, allerdings betrat er mein Zimmer und setzte sich aufs Bett. Er warf mir meine Schlafklamotten zu und sagte: ,,Ich warte." gut dann werde ich mich wohl beim duschen beeilen müssen.

Also ging ich ins Bad und stellte mich unter die Dusche. Ich brauste kurz meinen Körper ab und stieg dann wieder hinaus, um mir meine Zähne zu putzten. Zum Schluss warf ich mir noch meine Klamotten über und ging wieder in den anderen Raum. Ferid hatte sich auf mein Bett gelegte und blätterte in meinem Buch, was ich zur Zeit las. Ich ging zu ihm rüber und setzte mich auf mein Bett. ,,Da bist du ja." sagte er gespielt böse und hob die Decke an, sodass ich hinunter schlüpfen konnte. ,,Ich habe mich beeilt, also sei leise." kicherte ich und kuschelte mich an den Lord. ,,Gute Nacht." sagte er und gab mir einen Kuss auf meine Stirn. ,,Gute Nacht." antwortete ich und bemerkte nur noch, wie er mit meinen Haaren spielte, als ich einschlief.

Lord Ferid x ReaderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt