Davor, zuvor, Vergangenheit
In diesem Kapitel geht es um die Beschreibung von psychischen Problemen! Wenn du dich mit diesem Thema nichts wohlfühlst, dann lies dir das Kapitel bitte nicht durch.
Finley ist weg. Er ist kurz nach dem Frühstück gegangen. Einerseits wollte ich ihn nicht gehen lassen, wollte nicht, dass er alleine ist, wenn er erst vor ein paar Stunden erfahren hat, dass sein bester Freund angegriffen und schwer verletzt wurde. Anderseits hätte er nicht ewig hier bleiben können und irgendwie schien er nicht so als würde er gleich wieder zusammenbrechen. Trotzdem musste er mir versprechen, dass er anruft oder mir zumindest kurz schreibt, wenn er heil zu Hause angekommen ist. Sicher ist sicher. Aber auch Finley hat mir ein Versprechen abgenommen. Ich musste schwören, dass wir uns in den Ferien so oft wie möglich sehen werden, aber ich glaube, ich würde es gar nicht aushalten, wenn wir uns nicht sehen würden. Schon jetzt vermisse ich Finley, obwohl er erst vor einer Stunde gegangen ist. Was die Liebe nur mit uns macht.
Ich werfe einen Blick auf die Uhr. Es ist schon halb vier. Warte! Halb vier? Schnell rufe ich die Website der psychiatrischen Klinik auf. Die Anrufzeiten sind am Sonntag zwischen 15 Uhr und 17 Uhr. Ich atme erleichtert auf und wähle gleich Ellies Nummer. Schon nach dem ersten Klingeln geht Ellie dran und ich bekomme ein schlechtes Gewissen. Wahrscheinlich hat sie schon auf meinen Anruf gewartet, denn auch die letzten Wochen habe ich sie sonntags angerufen. Es ist zu unserer Tradition geworden.
„Julie? Wie geht's dir?", fragt sie sofort.
„Ich freue mich auch, dich zu hören. Mir geht's super. Du glaubst gar nicht, wer letzte Nacht hier übernachtet hat!"
Und erst in diesem Moment wird mir so richtig bewusst, wie sehr mich das freut und was das eigentlich bedeutet. Ich realisiere erneut, dass Finley und ich jetzt zusammen sind und die Schmetterlinge in meinem Bauch kriegen sich gar nicht mehr ein.
„Finley? Ich kann gar nicht fassen, dass Mama das erlaubt hat..."
Ich kann mir nur zu gut vorstellen, wie Ellie dasitzt und den Kopf darüber schüttelt.
„Mama kann ihn gut leiden, außerdem-..."
„Habt ihr miteinander geschlafen?", fällt Ellie mir ins Wort. Sie scheint irgendwie aufgeregt. Als würde es sie freuen, dass ich endlich wieder einen Freund habe. Nur habe ich ihr nie erzählt, wieso der vorherige aus meinem Leben verschwunden ist.
„Nein. Haben wir nicht."
Ich habe kein Problem damit, dass das ihre erste Frage ist. Schon bei anderen Telefonaten habe ich ihr von Finley erzählt und dank Ellies Menschenkenntnis hat sie natürlich sofort gemerkt, wie sehr ich ihn mag. Vielleicht ist Ellie auch einfach einer der Menschen, die mich wie ein offenes Buch lesen.
„Möchtest du das denn?"
Ihre Frage ist sanft. Sie spürt, dass dieses Thema schwierig für mich ist. Sie spürt es, obwohl ich ihr nie erzählt habe, wieso ich diesem Thema lieber aus dem Weg gehe.„Ich weiß es nicht, Ellie. Es wäre alles genau richtig. Finley, der mich zu nichts drängt und so unglaublich liebevoll ist und ich, ich möchte es irgendwie auch. Wieso muss das so schwer sein, Ellie?"
Am anderen Ende der Leitung ist es still. Ellie denkt darüber nach, was ich gesagt habe. Sie überlegt wahrscheinlich welchen weisen, schwesterlichen Rat sie mir geben kann.
„So abgedroschen das auch klingen mag... Aber ich denke, du solltest einfach auf dein Bauchgefühl hören und wenn es dir sagt, dass Finley der richtige ist, dann schau, was draus wird. Lass es drauf ankommen, Julie. Und wenn Finley so ist, wie du ihn mir bis jetzt beschrieben hast, kannst du doch auch sagen, wenn es dir zu viel ist und ihr geht einfach ein paar Schritte zurück."
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may i love him
Teen FictionIn Julies Augen sind alle Jungs gleich, und zwar gleich schrecklich. Doch als sie die Schule wechselt und am ersten Schultag dem norwegischen Austauschschüler Finley über den Weg läuft, ändert sich einiges. Sie beginnt ihre Abneigung gegenüber Jungs...