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Davor, zuvor, Vergangenheit

Mein Herz schnürt sich zusammen. Wieso muss das jetzt schon so wehtun? Ich bin doch nicht wirklich in ihn verliebt. Aber eine leise zweifelnde Stimme flüstert mir zu, dass ich vielleicht doch mein Herz an Finley verschenkt habe. Verdammt. Ich kenne diesen Jungen erst seit ein paar Wochen, aber Logik war noch nie eine Stärke meines Herzens und so treibt mir dieser innere Schmerz Tränen in die Augen. Tränen, die sich falsch anfühlen. Falsch. Das ist es. Es ist falsch sich in einen Jungen zu verlieben. Ich bin falsch, weil ich auf diesen Jungen mit den waldgrünen Augen reingefallen bin. Vor lauter Wut, Verzweiflung und Selbsthass beiße ich auf meiner Unterlippe rum, bis ich Blut schmecke. Da ist er also wieder der Selbsthass. Wie einen alten Freund empfängt er mich, schließt mich in seine kalten Arme. Doch die letzte Begegnung ist gar nicht lange her. Nachdem er einen Teil meines Lebens kaputt gemacht hat, habe ich mir die Schuld an allem gegeben und auch da hat mich der Selbsthass willkommen geheißen. War für mich da und hat mit mir Stück für Stück einen Hass gegenüber Jungs aufgebaut.

Ich lasse von meiner Unterlippe ab, lecke das Blut ab und schaue mich nach Frieda um, bevor mir meine Tränen die Sicht verschleiern können. Aber sie sitzt nicht mehr bei der Bar. Nur die Becher stehen einsam an unseren Plätzen. Wo kann sie nur sein? Die stickige Luft gemischt mit dem Geruch nach Schweiß und Alkohol lassen mich keinen klaren Gedanken fassen. Ich war doch höchstens zehn Minuten weg. Aber in diesen zehn Minuten scheint nicht nur bei mir viel passiert gewesen zu sein, denn nach dem ich mich ein Mal um die eigene Achse gedreht habe, sehe ich, dass auch Evan nicht mehr da ist und ich ahne Schlimmes. Das muss ein Zufall sein. Frieda würde doch niemals... oder doch? Schnell scanne ich den Raum ein weiteres Mal ab. Wieder keine Frieda. Dafür bleibe ich aber an einem Paar geheimnisvoller braunen Augen hängen. Nein, bitte nicht David. Nicht jetzt. Nach Finleys Abfuhr bin ich eh schon emotional am Ende und ich weiß nicht, ob ich Davids Gegenwart jetzt auch noch aushalten kann und so beschließe ich kurzerhand in die Küche zu flüchten. In der Hoffnung, dass David mir nicht folgt.

Okay, was jetzt? Tief durchatmen? Lieber nicht. Die Küche ist zwar durch die Bar etwas vom Rest des Raumes abgetrennt, aber offene Küchen scheinen gerade in Mode zu sein. Also muss ich mir etwas anderes überlegen. Ich schaue mich um und mein Blick fällt auf den Chromwasserhahn. Wasser. Natürlich.

Das Wasser beruhigt meinen pochenden Kopf und jetzt macht mir nur noch meine Frustration und die Frage, wo Frieda ist, zu schaffen.

„Ich möchte deine Manieren ungern in Frage stellen, aber ist es nicht höflicher ein Glas zu benutzen?"

David... Ich erhebe mich aus meiner leicht nach vorne gebeugten Haltung. Er steht gelassen da und hält mir mit einem hochgezogenen Mundwinkel ein Glass hin.

„Danke", murmle ich nur, nehme ihm das Glas aus der Hand und befülle es mit Wasser.

„Damit habe ich nicht gerechnet."

Sein angedeutetes Lächeln verwandelt sich in ein provokantes Grinsen. Coolness overloaded. Ich verdrehe meine Augen und lehne mich an die Spüle. Wie schon gesagt – ich habe einfach nicht die Kraft für eine verbale Auseinandersetzung.

„Was willst du, David?"

„Darüber haben wir uns schonmal unterhalten-..."

„Lass mich doch ein einziges Mal in Ruhe."

Kraftlos schüttle ich den Kopf und schließe meine Augen, um die aufsteigenden Tränen zu unterdrücken. Selbstverständlich ist er nicht der Grund für meine Tränen, sondern wieder mal der Trigger für meine Emotionen. Möglicherweise tue ich David unrecht indem ich immer gemein zu ihm bin, aber ein Gedanke an die vielen Mädchen, die sich wegen ihm Tage lange die Augen aus dem Kopf geweint haben, reicht aus, um jegliches Mitgefühl für ihn auszuschalten. Ja, Frieda hält mich immer auf dem neusten Stand und zusammen bemitleiden wir die Mädchen, die auf David reinfallen.

may i love himWo Geschichten leben. Entdecke jetzt