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Davor, zuvor, Vergangenheit

Mein Herz schlägt so schnell, dass es jeden Moment droht aus meiner Brust zu springen. Ich schlucke schwer und konzentriere mich noch mehr auf mein Buch. Der Roman ist spannend, keine Frage, aber der Junge, der neben mir liegt, ist es auch. Wieder gleitet mein Blick zu ihm. Als würde er magisch von ihm angezogen werden. Er sieht aber auch einfach verboten gut aus. Das Gespräch mit Ellie kommt mir wieder in den Sinn. Einfach auf mein Bauchgefühl vertrauen. Was sagt mir denn mein Bauchgefühl? Ich versuche die Antwort auf den Seiten meines Buches zu finden, aber vergeblich. Was ich vorhabe, kann ich nur alleine tun und mich demnach auch nur auf mich selbst verlassen. Aber ist es noch zu früh? Ist es noch zu früh mit Finley zu schlafen? Diesen Schritt zu gehen, den ich zuvor noch mit niemand anderem gewagt habe zu gehen. Vielleicht frage ich einfach Finley. Andererseits könnte das unentschlossen wirken. Ich seufze genervt. So komme ich nie zu einer eindeutigen Entscheidung. Und der Zeitpunkt ist nahezu perfekt. Herbstferien. Mein Zimmer. Mein Bett. Der Moment wäre nicht nur perfekt, sondern auch traumhaft. Erneut seufze ich und lasse meinen Kopf auf die Seite fallen. Traumhaft ist auch, dass dieser Junge mit den blonden Haaren und jadegrünen Augen hier bei mir in meinem Bett liegt. Besagter Junge dreht jetzt auch sein Gesicht zu mir und betrachtet mich versonnen.

„Was ist los?"

Verwundert ziehe ich meine Augenbrauen zusammen. Was meint er?

„Du hast erst zweimal geseufzt und mich dann merkwürdig betrachtet. Entweder du hast dich gerade in einen fiktiven Jungen verliebt und überlegst, wie du mich, einen unvollkommenen Jungen, am schnellsten loswirst oder..."

Ich muss lachen. Finley, ein unvollkommener Junge? Das soll wohl ein Witz sein.

„... Oder es ist irgendetwas anders."

Er betrachtet mich abwartend.

Jetzt oder nie.

In einer fließenden und überraschenderweise auch eleganten Bewegung setze ich mich rittlings auf ihn. Oh mein Gott. Ich hätte nicht gedacht, dass mein Herz in der Lage wäre noch schneller zu schlagen. Aber genau in diesem Moment wird mir das Gegenteil bewiesen. Hoffentlich bekomme ich keinen Herzinfarkt.

Auf Finleys Lippen legt sich ein verschmitztes Lächeln. Er scheint zu wissen, was ich vorhabe und ich beuge mich zu ihm runter, lege meine Lippen sanft auf seine. Finley zu küssen ist über die Ferien zu meiner Lieblingsbeschäftigung geworden. Diese weichen Lippen bringen mich einfach um den Verstand.

Meine blonden Haare fallen mir über die Schulter und ich streiche sie energisch zurück. Nichts soll mich jetzt, wo ich meine Entscheidung getroffen habe, noch aufhalten. Ich verteile zaghaft kleine Küsse auf seinem Gesicht und kehre immer wieder zu seinen sinnlichen Lippen zurück. Finley legt seine Hände auf meine Hüften, drückt sanft zu und ich kann ein Seufzen nicht unterdrücken. Von seiner Berührung geht eine Gänsehaut aus, die meinen ganzen Körper überzieht. Ich glaube, ich sterbe. Mit diesen Empfindungen kann mein Körper einfach noch nicht umgehen. Jegliche meiner Rezeptoren scheinen überreizt zu sein und mir fällt es schwer gleichmäßig zu atmen. Aber ich möchte nicht aufhören, nicht jetzt. Ich schiebe meine Finger unter sein T-Shirt. Es rutscht hoch und entblößt seinen muskulösen Bauch. Jetzt ist er der, der an meinen Lippen kurz aufseufzt. Ich beginne mit meinen Fingerspitzen kleine Kreise auf seine Haut zu zeichnen und ich spüre, wie Finleys Griff sich um meine Hüften erst immer mehr verstärkt, doch dann nimmt er seine Hände plötzlich ganz weg. Nur um sie im nächsten Augenblick auf meine Hand zu legen.

„Julie."

Seine Stimme ist belegt, wie immer, wenn wir uns geküsst haben.

„Julie. Ich möchte, dass du dir ganz sicher bist."

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