Kakashi kam gerade eben wieder in Konoha an, als er sich einfach ohne zu verabschieden von seinen Teammitgliedern löste und nach Hause lief. Seine Uniform war durchgeschwitzt, blutbefleckt und dreckig, doch ihm war es egal. In seiner Wohnung angekommen schmiss er seine Sachen einfach auf den Boden und ging zuerst duschen, ehe er sich frische Klamotten anzog. Diese Mission war die reinste Hölle gewesen, da seine Kameraden ihn vor dem Tod gerettet hatten. Beinahe hätte er wieder in das Gras gebissen, was ihn nicht einmal gestört hätte. Der Hatake hatte schon wieder einen Menschen verloren, der ihm wichtig war und so waren schon wieder alle wichtigen Personen in seinem Leben verschwunden. Tot. Und die Wichtigste hatte es sogar zu gelassen.
Mit seinem neuen Lieblingsbuch, welches er vor ein paar Wochen erst entdeckt hatte, dem Flirtparadies, bewaffnet, verließ er wieder die Wohnung und trat kurz darauf auf die Straßen Konohas. Das Buch vor der Nase und dabei lesend, lief er durch die Gassen und schaffte es auch gegen nichts und niemanden zu laufen, was mit einem Auge schon fast eine Meisterleistung war. Die Handlung in dem Buch war schon eine Sache für sich, doch es lenkte ihn von dem inneren Schmerz ab und nur das zählte für ihn. Er flüchtete vor dem, was er nicht wahr haben wollte. Lange würde er nicht mehr durchhalten und das wollte er auch gar nicht. Bei der nächsten Mission wollte er sterben. Suizid kam für ihn nicht in Frage, auch wenn er schon den ein oder anderen Gedanken daran verloren hatte, was seine Arme bezeugen konnten, aber er wollte nicht den selben Weg wie sein Vater gehen. Das hatte er sich geschworen und würde diesen Schwur auch nicht brechen.
Wären seine Kameraden nicht gewesen, hätten sie ihn nur zurück gelassen, dann hätte er seine Ruhe schon längst gefunden und könnte bei seinen Freunden und seiner Familie sein. Er vermisste sie. Alle einzeln. Seinen Vater. Obito. Rin. Minato... und Nori. Sein Herz zog sich schmerzhaft zusammen, als er nur daran dachte. Würde dieser Vogel noch seine Arbeit machen, würde die Chance bestehen, dass sie wo anders auftauchte und weiter leben konnte, doch dieser alte Sack musste natürlich in den Ruhestand gehen. Der Schmerz wurde schlimmer. In ihm zog sich alles zusammen, verursachte einen beißenden und stechenden Schmerz, den er nicht einfach so ignorieren konnte, weshalb er schnell abbog und in einer engen Gasse verschwand. Seine Atmung ging nur noch stockend. Seine Kehle schnürte sich zu, sodass er anfing nach Luft zu schnappen.
Sein Buch steckte er ein, zog dafür aber ein Kunai, bevor er seine Armstulpen abzog und den Verband abwickelte. Die Narben und roten Striemen zeigten sich ihm und eine hatte sogar eine leichte gelbliche Färbung angenommen. Kakashi musste aufpassen, sonst würde es sich noch entzünden und es könnte alles auffliegen. Seine Kollegen sollten davon bloß nichts erfahren, da er ihre Blicke nicht ertragen wollte. Er setzte mit der Klinge an, welche kurz aufblitzte, ehe er sie quälend langsam durch seine empfindliche Haut zog.
Zuerst war nur der Schlitz durch die Schichten seiner Haut zu sehen, doch schnell füllte sich dieser mit dem roten Lebensaft. Er hielt seinen Arm extra nach unten, damit sein Blut diesem in kleinen Tropfen hinab rann und ihn beruhigte. Der Anblick war entspannend, versetzte seine Atmung wieder in Ruhe und er setzte gleich noch einmal an, da seine Brust sich immer noch zusammen zog. Erneut veranstaltete sein Blut ein Rennen. Welcher Bluttropfen würde wohl zuerst auf den Boden treffen und diesen beflecken?
Einmal tief durchatmend, steckte er das Wurfmesser, seinen Freund und zugleich schlimmsten Feind, zurück in die Kunaitasche, ehe er den Verband wieder um seinen Unterarm wickelte und die Stulpe wieder darüber zog. So konnte er das ganze Ausmaß seiner Tat am besten verstecken. Als wäre nichts gewesen, nahm er wieder sein Buch hervor und trat zurück auf die Straßen, wo niemand nur einen Gedanken an das gerade eben Geschehene verschwendete.
Er lief weiter und fokusierte sich nur auf sein Buch in seiner linken Hand, sodass er nicht einmal bemerkte, wie er beim Dango-Stand ankam. Sein Unterbewusstsein lenkte ihn praktisch dahin und er konnte sich nicht einmal mehr wehren. Was war auch so schlimm daran? Nur seine Kollegen würden dort sitzen und es sich schmecken lassen. Also konnte er wenigstens noch einmal vorbei sehen, so als wäre es ein letztes -Auf Wiedersehen-. Seine nächste Mission wollte er nicht überleben, doch seine Gedanken, seine inneren Stimmen sowie sein Dämon, welcher seit mehreren Jahren in ihm hauste, schalteten sich aus, als er da ankam.
Diese Stimme. Wie angewurzelt stand er da und konnte sich nicht bewegen. Das war nicht möglich. Das konnte nicht sein. Die Welt um ihn herum stand still, während er langsam sein Buch senkte und die Person vor sich ansah. Ihn hatte bis jetzt noch keiner bemerkt, also konnte er sich noch zurück ziehen, doch sein Körper versagte. Diese Stimme würde er überall wieder erkennen. Er wollte zu ihr. Sie umarmen und sagen, dass er sie schrecklich vermisste, aber er bewegte sich nicht. Oder spielte sein Kopf ihm einen Streich und zeigte seine Hirngespinste?
Sein Buch glitt aus seiner Hand und fiel zu Boden, wogegen er nichts machen konnte, sodass es mit einem gedämpften Aufschlag unten ankam und sich die Gruppe in dem kleinen Laden zu ihm umdrehte. Jetzt war es zu spät. Kakashi sah, wie es bei der Rothaarigen im Kopf ratterte, bis die Erkenntnis in sekundenschnelle bei ihr eintraf und sie die Augen aufriss. Ihr Mund stand leicht offen, was ihm verriet, dass sie es ebenso wenig glauben konnte, was gerade eben geschah oder sie erinnerte sich gar nicht und war nur überrascht. Nun war er sich aber sicher. Das, was gerade eben passierte, war echt und keine ausgedachte Szene.
Nori überwand sich und machte den ersten Schritt, indem sie auf ihn zu ging und sein Buch aufhob, welches sie mit beiden Händen umgriff und ihm hinhielt. Sein Auge fixierte sie bei jeder Bewegung, um wirklich sicher zu gehen, dass es wirklich seine Nori war. Immer noch streckte sie ihm sein Flirtparadies entgegen, welches er mit zittrigen Fingern annahm und anschließend einsteckte, dabei nahm er keineswegs den Blick von ihr.
Sie war schön geworden. Zwar war sie es früher schon gewesen, aber jetzt erreichte sie ein neues Level, sodass es ihm die Sprache verschlug. Er hatte so viele Fragen. So viele unausgesprochene Worte, aber keines verließ seine verdeckten Lippen. Stumm sahen sie sich gegenseitig an und auch Nori konnte es nicht fassen. Sie hatte die ganze Zeit geglaubt, dass er tot sei und nun stand er vor ihr und starrte sie förmlich an.
Die Situation wurde von Guy unterbrochen, welcher aufgesprungen war und dem jungen Mann einen Arm um die Schultern legte, während er auch die Stille brach. ,,Kakashi, mein ewiger Rivale. Das ist Nori." jetzt hatte er keine Zweifel mehr, dass sie es wirklich wahr, wobei ihm jetzt auch der Hund an ihrer Seite auffiel. Das war eindeutig Kuro. ,,Ihr zwei kennt euch ja noch gar nicht... Hey warum denn so abwesend?" der Tai-Jutsu-Spezialist fuchtelte mit einer Hand vor dem Gesicht des Grauhaarigen herum, der nur kurz den Kopf schüttelte, um irgendwie einen halbwegs nützlichen Gedanken zusammenzureimen, was gar nicht so einfach erschien.
,,Ich habe noch etwas zu erledigen. Man sieht sich." ehe noch irgendjemand etwas sagen konnte, war er verpufft. Die Flucht war gelungen und er konnte sich selbst eine Scheuern. Das war mit Abstand die dämlichste Entscheidung seines Lebens, die er jetzt schon bereute.
Seine angenehme tiefe Stimme jagte Nori derweil einen Schauer über den Rücken, der ihre Nackenhaare aufstellte und sie eine Gänsehaut bekam. ,,Was war denn mit dem los? So habe ich ihn noch nie erlebt." rätselte Guy, während Asuma eine kleine Wolke auspustete. ,,Nori hat ihm ganz schön den Kopf verdreht, wie es aussah."
Von dem Gespräch der Jonin bekam sie wenig mit, da in ihr gerade alles schepperte, rumste und zusammenfiel. Er lebte also und er hatte sich sehr verändert. Seine Augen hatten nicht mehr den Glanz von früher, als er noch bei ihr war, was sie traurig stimmte, doch sie wusste auch nicht, was er alles durchleben musste. Was war bloß aus ihm geworden? Aber dass er noch nicht einmal ein einziges Wort mit ihr sprach, verletzte sie mehr, als dutzende Glasscherben es jemals tun könnten.
1352 Wörter
Kurze Frage:
Würdet ihr es unterstützen, wenn ein wenig Drama mit dazukommt? Also wenn Kakashi und Nori noch einmal aus anderen Gründen getrennt werden??Kleine Ideen hätte ich schon, aber ich bin mir nicht sicher ob ich es tatsächlich machen soll... Schreibt mal bitte eure Meinung...
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See you again (Kakashi FF) (Teil 2)
FanfictionDies ist der zweite Teil von ,,Memories''. Ich empfehle den ersten Teil gelesen zu haben, da man die Handlung möglicherweise sonst nicht versteht. Nachdem Kusu alle Erinnerungen an Kakashi aus der anderen Welt gelöscht hatte, jedoch auf Wunsch von i...