Kapitel 19. Kälte

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Zitternd und beinahe Zähne klappernd hockte Kakashi im Schnee und hielt sich den dröhnenden Kopf. Er sah ein, dass es nicht die beste Idee war, in dieser Kälte nur in Pullover und Jogginghose an die frische Luft zu gehen, doch was sollte er anderes tun. Es war wie eine Verpflichtung ihr gegenüber, jetzt hier aufzutauchen und respektvoll niederzuknien. Dafür nahm er selbst eine Erkältung in Kauf, da er immerhin daran Schuld war. Der Wind peitschte und fegte über die vielen Steinplatten auf dem Friedhof Konohas, während er die Schichten des weißes Pulvers mit sich trug und die eingravierten Schriften ein wenig freilegte, sodass man die Namen lesen konnte.

Die Vorwürfe, die der Anbu sich machte, konnte keiner wirklich nachvollziehen, weshalb die gesamte Fläche um diese Uhrzeit leer und nur er hier war, um sie zu besuchen und mit ihr zu sprechen. ,,Es tut mir, dass ich mich verspätet habe." entschuldigend strich Kakashi den verbliebenen Schnee von dem Stein. ,,Aber Nori hat mich aufgehalten, da sie etwas bei den Wunden nachsehen musste. Sie haben sich entzündet, aber ich habe dir versprochen, damit aufzuhören und das habe ich auch. Dank Nori. Sie hat mir geholfen... Von ihr habe ich dir doch auch schon mehrfach erzählt, erinnerst du dich? Es ist schön, sie in meiner Nähe zu haben, da sie wie bei einem Puzzle alles an und in mir vervollständigt. Es blutet nichts mehr, keine Wunde in mir scheint mehr da zu sein, wenn sie bei mir ist. Weist du, wie ich es meine?" seine Hand verweilte unter dem Namen und langsam bahnten sich die Tränen in seine Augen.

,,Sie ist dir in einer gewissen Hinsicht ähnlich... Rin... ich kann mir zwar nicht erklären, warum ich dir das alles erzähle, aber ich will, dass du es weist. Ich fühle mich seit langem wieder gut und lebendig. Ich mag sie noch genauso wie früher. Ja, die Gefühle sind die gleichen geblieben. Ich liebe sie immer noch." ein kleines Lächeln bildete sich auf seinen Lippen. ,,Aber genug von mi-..." er brach ab und hielt sich den Kopf, während sein Atem stoßweise aber verschnellert weiterging. Seine Stirn glühte, aber trotzdem fror er bis auf die Knochen und seine Finger wurden langsam taub. Er keuchte einmal auf und schwankte leicht zur Seite, ehe er in seiner Bewegung innehielt und versuchte wieder auf den richtigen Trip zu kommen.

Als er es dann endlich hatte, setzte er sich vor den Grabstein und begann weiter zu reden, dabei bemerkte er nicht die Chakrapräsenz hinter sich. Kakashi wusste innerlich genau, dass von ihr keine Gefahr ausging, weshalb er sie gar nicht erst wahrnahm. Die andere hatte sich gut versteckt und beobachtete die Situation. ,,Wie geht es dir so? Was machst du so? Ich hoffe mal, du und Obito seid glücklich, wo auch immer ihr nun seid. Ich vermisse euch beide wirklich sehr... Wie lange ist es jetzt her? 9 oder sogar schon 10 Jahre? Es tut mir leid, was passiert ist. Ich weis, dass ich das dir jedes mal sage, aber ich bekomme es nicht hin, damit abzuschließen. Es war meine Schuld. Ich hätte besser aufpassen sollen. Ich sollte dich beschützen, aber ich habe in aller Linie versagt." die Tränen in seinen Augen sprachen Bände und auch aus seiner verweinten Stimme hörte man alle seine Gefühle heraus.

Vorsichtig, um es nicht noch schlimmer zu machen, näherte Nori sich ihm und legte eine Hand auf seine Schulter, woraufhin er zusammenzuckte und sich ruckartig zu ihr drehte. Seine verheulten Augen trafen auf ihre besorgten, die ihn genau musterten. ,,W-Wie lange stehst du schon da?" er versuchte einen gewissen Stand in seine Stimme zu bekommen, damit sie nicht so zitterte, was ihm auch erstaunlich gut gelang. Irgendwie hatte er Angst, dass sie gehört hatte, wie er über sie gesprochen hatte. ,,Ich bin gerade erst angekommen... steh du aber erst einmal auf. Es ist doch kalt." wie eine Mutter, die ihr Kind von dem Spielen im Schlamm abhalten wollte, sah sie ihn an und half ihm beim Aufstehen, doch er machte keinerlei Regungen, dass er gehen wollte.

,,Sind ein paar Minuten noch drin?" Kakashi erhoffte sich auf irgendeine Weise, dass sie -ja- sagte, auch wenn es seiner Gesundheit schaden würde, wenn er länger hier blieb. ,,Heute ist ihr Todestag. Deswegen wollte ich herkommen. Sag bitte -Ja- Nori." überrascht davon, dass er beinahe flehte, sah sie ihn an und nickte. ,,Warum sollte ich dir so etwas verbieten? Du bist doch kein Kind mehr. Du hättest es mir auch sagen können, dann hätten wir sicherlich eine Lösung gefunden." Da war es wieder. Das Wir. ,,Ich warte am Eingang." So drehte Nori sich wieder um und lief auf die Stufen zu, wo sie stehen blieb und ihm zusah. Sie wollte es nicht wahrhaben, aber es schmerzte, ihn vor dem Grab einer anderen zu sehen. Sie hatte mitbekommen, dass sie schon lange tot sein musste und das er sich die Schuld gab. Wenn sie eins und eins zusammenzählte, musste es etwas mit dem Theater in der Nacht zu tun haben, weshalb sie mit ihrer inneren Stimme ausmachte, dass sie bei einer passenden Gelegenheit nachfragte.

Der Grauhaarige wandte seinen Blick wieder zu dem Stein und lächelte traurig. ,,Jetzt hast du sie auch kennengelernt. Ihr zwei würdet euch sehr gut verstehen. Da bin ich mir sicher. Aber wie du hoffentlich hören konntest, muss ich jetzt -auf Wiedersehen- sagen. Richte Obito, Minato-Sensei und wenn es geht auch meinem Vater viele liebe Grüße aus. Wir sehen uns." mit diesen Worten drehte er sich um und streifte durch die Reihen an Gräbern, bis er vor der Uzuki stand, die sich fröstelnd die Arme rieb. Auch sie trug durch die Eile nicht mehr als das Kleid, mit welchem sie sich mittlerweile angefreundet hatte, und nun kam die Kälte zu ihr durch. Ohne groß zu zögern, zog Kakashi seinen Pullover, unter dem er noch ein enganliegendes Shirt trug, aus und steckte ihn ihr einfach drüber, sodass sie keine Zeit hatte, um zu protestieren und sie nun perplex und mit roten Wangen vor ihm stand.

Die Ärmel hingen schlapp herunter, weshalb Nori ihn mit Leichtigkeit wieder abgeben konnte, doch die Wärme und sein Duft hüllten sie ein, was sie die Arme in die dafür vorgesehenen Löcher schieben ließ. ,,W-Warum..." sie stotterte leicht und drehte beschämt ihr Gesicht weg, ehe sie kurz schluckte und weitersprach. ,,Ist dir nicht auch kalt? Warum gibst du ihn mir?" die Worte kamen stockend über ihre Lippen, weshalb auch dem Anbu das Blut in die Wangen schoss. ,,Ich kann dich doch nicht frieren lassen. Wenn du krank wirst, kannst du dich nicht mehr um mich kümmern und jemand anderen lasse ich nicht an mich ran." er hasste es, wenn sein Mund schneller war als sein Kopf, aber nun war es zu spät. Sie hatte alles gehört und musterte ihn nur überrascht.

Meinte er das ernst? Sein Erscheinungsbild verriet jedenfalls, dass er es ernst meinte. Er stand immerhin in Eiseskälte draußen nur mit einem Shirt und Jogginghose. Seine Bandagen an den Armen und an seinem Oberkörper, welche bis zu seinem Oberarm reichten, waren für Außenstehende deutlich sichtbar, was ihm ein wenig zu schaffen machte und er jetzt wirklich nach Hause wollte. Und das nicht nur deswegen, sondern auch da sein Kopf immer noch schmerzlich dröhnte. Kaum war er einen Schritt weiter gegangen, da wurde ihm kurzzeitig schwarz vor Augen, was ihn die Schläfe reiben ließ, ehe er jedoch zusammensackte. ,,Kakashi!" Nori hockte sofort an seiner Seite und legte einen von seinen Armen um ihre schmalen Schultern, bevor sie so den Heimweg antraten. Das Fieber machte ihm schwer zu schaffen und die niedrigen Temperaturen halfen auch nicht wirklich.

1266 Wörter

Draußen sind über 20 Grad und ich schreibe über Schnee😂😂 toll

See you again (Kakashi FF) (Teil 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt