Kapitel 9. Bindungsangst

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Mit großen Augen und immer noch ungläubig landete Kakashi bei sich zu Hause. Sein Kopf war voll gefüllt bis oben hin, sodass sich kein Gedanke mehr bewegen konnte. Es waren so viele, so viele Fragen, aber er bekam keine Antwort darauf, da er keine fand. Wie war das möglich? Wie konnte Nori vor ihm stehen, wenn sie doch gestorben war? Der Phönix war doch gar nicht mehr da, um sie zu retten und falls es einen neuen geben sollte, dann würde sie sich doch sowieso nicht mehr an ihn erinnern. Und falls doch, dann bestimmt erst in ein paar Wochen, Monaten oder Jahren und dann würde sie wieder verschwinden. ,,Das gibt es doch nicht. " seufzte er fassungslos, während er seine Schuhe von den Füßen streifte und sich auf die Couch fallen ließ.

Es musste doch eine logische Erklärung dafür geben und die einzige, die ihm einfiel, war, dass es einen neuen Vogel geben musste, welcher darüber entschied, wer eine zweite Chance bekam. Wenn er das mit der nächsten Mission durchziehen wollte, dann bestand die Möglichkeit, dass er schon wieder überlegte, auch wenn sie klein war. Doch nun begann sein Kopf, aber vor allem sein Herz, sich dagegen zu wehren. Diese kleine scheinbar unbedeutende Situation hatte sein Leben gerade komplett umgewürfelt, sodass es ihn mehr als nur überforderte.

Wie von selbst formte er Fingerzeichen, ehe es puffte und Pakkun dort stand, der sein Herrchen genau musterte. Es überraschte den kleinen Mops nicht wirklich, in welcher schlechten Verfassung er sich befand, aber das übertraf einiges. Kakashi war völlig neben sich, was sein Blick, seine Haltung und auch seine Aura bestätigte. Mit angewinkelten Beinen saß er auf dem Sofa, hatte die Arme über dem Kopf zusammengeschlagen und die Stirn an die Knie gelehnt. Er zitterte auch leicht und langsam bahnten sich Tränen in seine Augen. Sollte er nicht eigentlich glücklich darüber sein, dass sie lebte und hier bei ihm im Dorf war? Pakkun sprang zu ihm, huschte zwischen seine Beine hindurch und schaffte es irgendwie, sich auf seinen Schoß zu legen. Dabei war er froh über seine Größe, da er sonst nicht da rein gepasst hätte.

Durch die Enge, welche durch den Nin-Ken entstand, hob der Hatake seinen Kopf ein wenig an, da er den Hund nicht zerquetschen wollte, und sah ihn aus roten Augenan. Die Tränen hatten sich im Saum seiner Maske verfangen und färbten den Stoff an den Stellen dunkler, doch es interessierte ihn nicht. ,,Hey Kakashi. " beruhigend und sanft sprach Pakkun auf ihn ein, während er sich an seine Brust kuschelte und mit seiner Pfote die salzige Flüssigkeit wegwischte. ,,Was ist denn passiert? "

Schon fast flüsternd und zittrig kamen die Worte über die Lippen des Grauhaarigen, als er antwortete. ,,Nori... Nori ist hier... " Pakkuns Augen vergrößerten sich, doch er verstand diesen Ausbruch der Gefühle gerade kaum. ,,Warum sitzt du dann jetzt hier? Gehe doch zu ihr." ,,Wahrscheinlich hat sie, wie ich damals, ihre Erinnerungen verloren und kann sich gar nicht mehr an mich erinnern. Bestimmt hat sie mich auch schon abgestempelt und jemand anderen gefunden, der ihr gibt, was sie braucht." einmal fuhr er sich durch die Haare und versuchte nebenbei seine Gedanken zu sortieren. ,,Wie soll ich mich ihr gegenüber denn jetzt verhalten? So wie früher wird es nie wieder werden."

,,Versuche es doch wenigstens. Lerne sie neu kennen." ,,Und dann erinnert sie sich wieder und ist weg... Das würde ich nicht aushalten." Nun verstand der kleine Mops das Problem, weshalb er sich wieder richtig hinsetzte und seinen Kopf auf dem Bauch des Grauhaarigen platzierte. Er hatte Angst, große Angst davor, wieder allein gelassen zu werden, sodass er sich mit seinem Verhalten selbst schützte. ,,Ich gehe ihr einfach aus dem Weg. Das ist das Beste. " ,,Wenn du meinst. " Pakkun konnte es ihm nun nicht mehr ausreden, da er so entschlossen klang, wie er selten war, auch wenn er anderer Meinung war. Seine Bindungsangst behinderte ihn, da Kakashi sonst vielleicht endlich mit Allem abschließen konnte, doch er ließ es nicht zu.

So vergingen ein paar Wochen und es hatte sogar schon begonnen zu schneien, was das ganze Dorf in eine weiße Decke hüllte. Vereinzelt segelten ein paar Flocken zu Boden und Fußspuren zierten den Schnee. Ob von Mensch oder Tier, ein lustiges Zusammenspiel der Abdrücke war entstanden. Eine Spur gehörte zu Nori, welche durch den Schnee stapfte und sich einen Weg durch die Menschenmasse suchte. Irgendwie hoffte sie, auf Kakashi zu treffen, doch diesen hatte sie seit dem kleinen Zusammentreffen am Dango-Stand nicht mehr gesehen. Es schien ihr so, als ob er sie absichtlich mied, da jedesmal, wenn sie ihn zwischen ein paar Menschen entdeckte und auf ihn zugehen wollte, war er verschwunden. Sie war sich aber immer sicher, dass er sie gesehen hatte.

Auch Kuro verstand sein Verhalten nicht, aber als er ihn das erste Mal wieder gesehen hatte, konnte er einen frischen Blutgeruch wahrnehmen, was ihn ein wenig erschrak. Seinem Frauchen sagte er jedoch nichts, da auch er merkte, dass der Hatake sich mit Absicht von ihr verhielt. Das Blut kam eindeutig von dem jungen Mann und der Flat Coated Retriever konnte sich nur zu gut vorstellen, was der Grund war. Der Geruch kam nämlich auch aus seiner Kunaitasche, in welcher sich üblicherweise scharfe Messer aufhielten. Doch nun konnte er nichts mehr dagegen sagen, da es schon zu spät war.

In den vergangenen Wochen hatte die Rothaarige auch die Ausbildung zum Medi-nin angefangen und auch erfolgreich abgeschlossen, sodass sie nun auch auf der Intensivstation und in der Notaufnahme mit helfen konnte. Die Hilfe von Kuro und auch die Erfahrung, welche sie in ihrer Welt gesammelt hatte, hatten viel geleistet, weshalb es auch so schnell ging.

Doch nun war sie nicht auf dem Weg zur Arbeit, sondern sie wollte sich mal wieder mit den anderen Jonin treffen, welche schon vor dem Dango-Stand warteten. Anko, Genma und Hayate mussten bereits drin sitzen. ,,Noriii!" Guy fiel ihr sofort um den Hals und legte einen Arm um sie, was ihr gar nicht passte und sie ihn daher abschüttelte. ,,Jaja freut mich auch dich zu sehen." kicherte sie nur und stellte sich schnell neben Kurenai, um eine Art Schutz bei ihr zu finden. Die beiden waren in der Zeit, in der die Uzuki bereits in Konoha war, gute, fast sogar beste Freunde geworden. Aber bevor die Gruppe einen Schritt in den Laden setzen konnte, preschte Pakkun auf sie zu und er sprang direkt in Noris Arme.

,,Mitkommen... Schnell... Nicht gerade gut..." hechelte er und zappelte zudem hastig umher. ,,Was ist denn los Pakkun? Wir verstehen nichts." Nori versuchte ihn mit Kraulen ein wenig zu beruhigen, was auch gut klappte. ,,Kakashi Wir müssen uns beeilen." er war immer noch stark am Hecheln, doch die Jonin reagierten sofort und sprangen los. ,,Hinterher... Sie wissen gar nicht, wo sie lang müssen." ,,Ok." mehr sagte sie nicht und setzte den Mops auf ihre Schulter, ehe sie den anderen folgte. Kuro hetzte natürlich auch mit hinterher.

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See you again (Kakashi FF) (Teil 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt