Kapitel 25

21 7 0
                                    

Der Regen wird immer stärker und da meine Klamotten durchnässt werden, fange ich an zu frieren. Bald bin ich da, nur noch der Berg zum Parkplatz muss erklommen werden. Tatsächlich fühlt es sich so an, als würde ich schon seit Stunden fahren. Mein ganzes Gesicht tut weh und ich sehe nur angestrengt durch den Regen und die glasigen Augen. Das Fahrrad macht es meinem verletzten Fuß nicht gerade einfacher und der Berg schon gar nicht.

Das Einzige, an das ich denken kann, ist Adam und seine Umarmung. In Gedanken renne ich schon auf ihn zu und atme seinen Duft ein. Seine warmen Arme legt er um meinen Rücken und drückt mich fest an sich. Ich sammele all meine übrigen Kräfte zusammen und trete so schnell ich nur kann in die Pedale. Doch als würde mich ein Blitz treffen denke ich daran, dass er vielleicht gar nicht zu Hause ist. Was ist, wenn er mich nicht sehen will oder er viel zu tun hat? Was wenn ich störe?

Als ich am Parkplatz ankomme gehen bereits die Laternen an und beleuchten den Asphalt in einem hellen Weiß. Das letzte Mal, das ich hier war, habe ich mich von Adam verabschiedet. Der Mond war wunderschön in dieser Nacht und er wäre auch heute wunderschön, regne es nicht so stark. Doch eigentlich ist er noch genau so prächtig wie vorher, ich sehe ihn nur nicht.

Ich springe vom Fahrrad ab und reiße es hinter mir her, während ich mich mühsam die Treppen hoch quäle. Der Regen schlägt mir auf den Nacken und prasselt wie kleine Kieselsteine zum Boden. Könnte es Einbildung sein, oder höre ich ein Motorrad von Weitem? Ich bleibe mitten auf der Treppe stehen und schaue wieder runter auf den Parkplatz. Tatsächlich, ein Motorrad fährt durch den Regen und ich spüre in jedem Tropfen meines Blutes, dass es mein Adam ist. Mein Gefühl bestätigt sich, als der Fahrer anhält und seine Helm abzieht. Ich halte meine Hand vor den Mund und beiße die Zähne zusammen. Nein, er würde vielleicht nicht sehen, dass ich weine. Aber mein Atmen wird schwer und laut, ich kann mich nicht zusammenreißen. Und ich kann auch nicht wirklich sagen, wieso ich weine. Ob es der Schmerz in meinem Herzen, der physische Schmerz oder die Freude Adam zu sehen ist, doch es ist stark. Und wenn ich ehrlich bin, ist es wahrscheinlich alles auf einmal.

Adam eilt hoch zu mir und ist wesentlich schneller als ich es war. Als ich schon seine Schritte im Regen aufklatschen höre weiß ich, dass es keine Einbildung von mir ist. Der Gedanke Adam bei mir zu haben schenkt mir Komfort und Ruhe. Jeder seiner Schritte verstärkt dieses Gefühl von Geborgenheit.

Adam steht nun vor mir, seine braunen Haare sind ein wenig nass und es tropft Regen von seinen Spitzen.

„Von wo kommst du?“

„Ist das wichtig“, als er seinen Mund öffnet, um zu reden und seine Lippen sich bewegen, sind diese alles an was ich denken kann und auch das Einzige, das ich anstarre.

Ich schüttele den Kopf, immer noch auf seine Lippen starrend. In diesem Moment bin ich in Adam verloren und auch gleichzeitig gefunden. Ich will nie jemand anderes sein, als die die ich bin, wenn ich bei ihm bin. Ich will nur bei ihm sein. Ich fühle mich beschützt, so als könnte mich nichts verletzen.

„Adam“, ich streife mit den Augen nun weg von seinen Lippen und hoch zu seinen Augen. „Ich-“

Da fällt mir was ein und ich lächle sogar. Mutig nehme ich seine Hand und halte sie vor mein Gesicht. Vorsichtig lege ich einen Kuss darauf und drücke sie drei Mal. Ein Funkeln geht in seinen Augen auf und ich sehe jeden Stern in ihm explodieren. Sein Mund formt sich zu einem großen Lächeln und seine weißen Zähne schauen hervor.

„Wirklich?“, fragt er nach und senkt seinen Kopf ein wenig zu mir runter.

„Wirklich“, ich greife um seinen starken Hals und stelle mich auf die Zehenspitzen, um ihn zu küssen. Der Regen prasselt immer noch auf unsere Köpfe und mein Fuß pocht noch ein wenig, doch das wird alles von dem Feuer, welches Adams Kuss mir schenkt betäubt. Alle Schmerzen werden zur Nichte gemacht und ich spüre mein Herz wie eine Sonne in mir aufgehen. Seine Lippen. Seine Haut. Seine Augen. Seine Haare zwischen meinen Fingern. Sein Herz, welches gegen das meine schlägt.

ChérieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt