Kapitel 19

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Seine kastanienbraunen Augen schauen tief in meine und ich habe das Gefühl sie würden mich zum Schweben bringen.

Er hält mir die rote Rose entgegen und ich schaue von ihm runter zu ihr.

„Danke. Adam ich...ich weiß nicht, wie ich darauf antworten soll. Noch nie in meinem Leben hat jemand so mit mir gesprochen“

Mein Vater hat mich oft mit der Sonne verglichen. Aber er ist mein Vater. Und Adam ist Adam. Adams Worte glühen in meinem ganzen Körper.

„Normale Menschen hören gerne Komplimente. Und obwohl ich weiß, dass du sie auch gerne hörst, bist du nicht normal“

Ich fange an zu lachen: „Ich bin also nicht normal?“

„Egal wie sehr deine Mutter dich versucht zu verletzen, ich werde immer für dich da sein. Da sein, um dich daran zu erinnern wer du bist. Und wie du auf mich wirkst. Du bringst Leben in mich El“

Ich will gar nicht erst wissen, woher er weiß, dass meine Mutter mich wieder verletzt hat. Vielleicht redet er auch gerade nicht von einem bestimmten Moment.

„Du hast Recht. Es gefällt mir, wenn du so sprichst. Ich weiß aber immer noch nicht, wie ich darauf antworten soll“

„Antworte gar nicht. Komm, lass uns losfahren“

Er tritt einen Schritt zur Seite und öffnet die Autotür für mich. Das Geschenk nimmt er in die Hände und legt es, während ich mich anschnalle auf die Rückbank. Als er vor dem Auto vorbeiläuft schließt er meine Tür und wirbelt seine Autoschlüssel um den rechten Zeigefinger.

Ich schaue mich ein wenig um. Es ist ordentlich und es riecht ein klein wenig nach Adam. Aber wahrscheinlich nur, weil er gerade in dem Auto gefahren ist.

Es riecht anders. Nach jemand anderem. „Das ist also Danes Auto?“

„Ja, er arbeitet gleichzeitig in einem Café in der Stadt. So hat er sich mit der Zeit ein Auto aus zweiter Hand kaufen können... Es wird einsam ohne ihn sein“, während er redet, schnallt er sich schon an und startet den Motor.

„Wieso einsam? Fährt er weg?“

„Ja morgen früh wird er zur Uni fahren und dann dort fürs Wochenende bleiben. Die werden dort für irgendeine Klausur lernen, keine Ahnung“, Adam fährt über den Parkplatz, schaut sich um und biegt dann nach links um in Richtung Kreuzung.

„Oh, also bist du dann ganz allein?“

„Ja, keine Sorge ich bin es gewohnt“, sagt er mit einem leichten Lachen.

Ich betrachte die Rose, welche ich in meiner Hand drehe.

„Hast du mich deswegen gefragt, welche meine Lieblingsblumen sind“, frage ich als wir an einer roten Ampel stehen bleiben.

Adams Blick fällt von der Ampel zu mir rüber. Er betrachtet mein Gesicht ein wenig und lächelt dann.

„Das wird nicht das letzte Mal sein, dass ich dir Blumen schenke, Chérie“, seine braunen Augen hängen fest an meinen. Wärme verbreitet sich von meinem Bauch aus auf meinen ganzen Körper. Die Wärme wird zu Hitze und alles an was ich denken kann, ist ihn zu küssen.

Aber ich kann es nicht. Ich habe Angst und fürchte mich. „Denn das wird er“, die Worte meine Mutter schreien durch meinen Kopf.

In der Sekunde, in der ich merke, dass Adams Augen nicht auf meine Lippen, noch auf mein Kleid schauen, sondern tief in meine Augen, fliehen alle Ängste aus dem halb offenen Fenster. Doch auf einmal hupt ein Auto hinter uns, um zu signalisieren, dass die Ampel bereits grün ist. Ich schrecke zusammen und Adams Blick springt sofort auf die Straße und er fährt los.

ChérieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt