Kapitel 11

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Meine Gedanken fliegen als Worte durch mein Blut von Herz zu Hand und lassen meinen Stift über das Papier rennen.

Adore you, sind die Worte, die seine Stimme durch mein Ohr flüstert.

Ich denke an seine Perfektion von Aussehen. Und wie er mir mit seinen Blicken den Atem raubt.

Seine braunen Augen halten mich vom Abgrund, doch gleichzeitig falle ich in ein tiefes Loch aus Honig.

All die Wörter, die sich in meinem Kopf sofort finden und reimen werden auf Papier geschrieben.

Adore you

Nach einer halben Stunde schaue ich das Gedicht mit einem stolzen Lächeln an. Es ist fertig. Ich habe es an einem Stück geschrieben. Sowas passiert selten. Mein Herz fühlt sich auf einmal so warm an. So beschützt. Als würde jemand mein Herz umarmen. Als würden mich wieder die Engel umarmen.

Irgendwie glücklich und vor allem entlastet lasse ich mich aufs Bett fallen. Ich fühle wie die Schmetterlinge alle Narben heilen lassen. Draußen ist es bereits dunkel und die Laternen leuchten orange auf dem großen Parkplatz vor unserer Wohnung.

Manchmal öffne ich mein Fenster und benutze die Fensterbank als Tisch um meine Tagebuch Einträge zu schreiben oder einfach nur die Autos und Busse beim Vorbeifahren zu beobachten.

Den ganzen Tag heute habe ich an Adam gedacht. Ich hätte nicht gedacht, dass er mir noch schreiben wird. Als er mit seinem Motorrad an mir vorbei raste und dann auch noch auf mich zu kam... Ich hatte große Angst, mein Herz pochte wie wild in meinen Ohren und meine Stirn wurde kalt. Doch er war eine warme Hand in der Einsamkeit auf dem Parkplatz.

Und als mich plötzlich jemand packte als ich da so draußen lag... Genau dasselbe Gefühl. Und dieselbe Erleichterung als ich ihn erkannte. Er war ein Licht im Dunkeln.

Wenn ich ihn das nächste Mal sehen werde, wird es anders sein. Ich sehe die Menschen, über die ich schreibe nach einem Gedicht immer anders. Jede Kleinigkeit an seinem Körper, jede einzelne Bewegung werden mich nur noch mehr inspirieren. Es ist wie ein Feuer, in das ich meine Finger halte. Und ehe ich mich versehe stehe ich komplett in Flammen.

Feuer. Adam. Es wird keinen Unterschied mehr geben. Tag und Nacht verschmelzen zu einer Unsterblichkeit und das Universum in unseren Augen vereint sich zu einer Unendlichkeit.

Mein Handy vibriert schon seit einer ganzen Weile. Es sind wahrscheinlich Nachrichten aus der WhatsApp Gruppe. Als ich mein Handy zur Hand nehme, sehe ich, dass mir auch Henry privat geschrieben hat.

Ich gehe zuerst auf unseren Gruppenchat in dem Olivia, Celeste, Henry, Alex und ich drin sind.

The Meme Team, nannte Alex damals die Gruppe und sie heißt auch heute noch so. Ich scrolle durch die Nachrichten und lese, dass sich die anderen heute Nacht treffen wollen.

Henry kann nicht, weil er zurück zu seinem Bruder gefahren ist, um die Tage bei ihm zu verbringen. Und Alex hat noch nicht geantwortet.

„Ella, kommst du? Wir können dich mit Olivia auch abholen. Ich muss dir sowieso noch die Schlüssel von Alex geben“, schreibt Celeste.

Ich schaue auf die Uhr. Es ist in einer viertel Stunde erst Mitternacht.

Vorsichtig versuche ich aufzustehen und meine Zimmertüre zu öffnen. Das Zimmer zum Schlafzimmer meiner Mutter ist schon zu. Das heißt sie schläft! Leise laufe ich zurück und hole meinen Geldbeutel und mein Handy.

„Wir treffen uns gleich an der Tankstelle Hem bei der Pariser Straße. Muss noch hier rauskommen“, schreibe ich und laufe zum Kleiderschrank. Ich könnte mich wenigstens nochmal umziehen. Draußen ist es sehr warm, weshalb ich keinen Hoodie brauche.

Am Ende entscheide ich mich für ein kurzes Olive Grünes Oberteil mit kleinen golden Bienen drauf gestickt und eine hellblaue Jeans mit Blumen am linken Bein. Ich benutze noch schnell mein Deo und huschen da-nach langsam die Treppe runter.

Tja Mom, so viel zu „du gehst heute nirgendwo mehr hin“..., wenn ich zurück komme ist es theoretisch schon ein anderer Tag.

Ich ziehe meine schwarzen hohen Vans Schuhe an und öffne leise die Eingangstür. Vielleicht werde ich danach angeschrien oder geschlagen, vielleicht bekommt sie es gar nicht mit. Aber ich weiß, dass ich heute Spaß haben werde. Ich weiß, dass es sich jedes Mal lohnt wegzulaufen.

Mit einem Lächeln auf den Lippen laufe ich durch den Hausflur und dann aus dem Haus raus. Die Luft ist warm, aber frischer als zu Hause.

Ich genieße das orangene Licht der Laternen und laufe nach rechts in Richtung Krankenhaus.

Meine Mom arbeitet hier. Ich liebe den Ort, an dem wir wohnen, aber es ist schade, dass der Arbeitsplatz meiner Mutter so nahe liegt. Wortwörtliche 5 Minuten.

Ich laufe am Krankenhaus vorbei und sehe die Zimmer in denen noch Lichter brennen. Ich lag noch nie im Krankenhaus, außer natürlich bei meiner Geburt. Trotzdem kann ich mir vorstellen wie ätzend es ist nicht in seinem eigenen Bett zu schlafen.

Als ich auch am Parkhaus des Krankenhauses und am Kaufland, einem Supermarkt vorbeigelaufen bin, ist es bereits 10 vor 12.

Olivia schrieb, dass sie bald da sein werden. Sie kommen mit dem Auto von Celeste. Das schönste wäre, wenn wir gleich zusammen an den Vogelwoog, einen großen See fahren würden.

Verträumt laufe ich die Straße entlang und sehe schon von weitem das große grüne Schild leuchten. Ich kenne diese Gegend in und auswendig. Leider nur zu Fuß oder mit meinem Fahrrad, da ich kein eigenes Auto habe. Und um ehrlich zu sein, bin ich nicht heiß danach eines zu besitzen.

Henry! Plötzlich fällt mir ein, dass ich seine Nachricht nie geöffnet habe. Ich hole mein Handy aus meiner Hosentasche und schaue nach.

„Bist du immer noch sauer oder so? Du bist einfach gegangen und wenn ich anrufe legst du auf“

Wie kann man nur so eine Klette sein? Merkt er nicht, dass er mich nervt und das Gegenteil von dem was er eigentlich möchte erreicht? Ich stöhne leise auf und lege mein Handy zurück.

Als ich ankomme entscheide ich schon Mal rein zu gehen. Ich weiß nicht ob Celeste tanken wird oder ob die beiden sich überhaupt etwas holen wollen, also gehe ich schon rein.

„Guten Abend“, begrüße ich den Mann an der Kasse der mich mittlerweile schon kennt und mir freundlich zu nickt.

Ich laufe an den Regalen vorbei und überlege auf was ich heute Lust habe. Ich denke Mal wir werden es uns irgendwo bequem machen und reden. Also könnte ich ein Sixpack Bier holen oder so.

Als ich gerade nach einer Packung greifen möchte, höre ich von draußen die Kirche von der Nähe läuten. Verwirrt schaue ich auf mein Handy und sehe, dass es schon Mitternacht ist. Wo sind Celeste und Olivia noch?

Plötzlich stoße ich rückwärts an jemanden und erstrecke mich. Als ich mich umdrehe, kann ich meinen Augen kaum glauben.

Es ist Adam der mit zwei Bierkästen vor mir steht.

ChérieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt