J I M I N
Entschlossen ging ich auf den kleinen Spalt zu, durch den ich mich seitlich hindurch schieben wollte, als die Person unerwartet einen Schritt nach hinten machte. Ihr Rücken stieß an meinen Arm und die Bücher, die ich davor noch locker gehalten hatte, kamen mit einem dumpfen Geräusch auf dem Boden auf. Schnell bückte ich mich und sammelte sie zusammen.
„Oh, tschu-", hörte ich die Person sagen, welche sich jedoch selbst unterbrach, als sie mir ins Gesicht blickte, nachdem ich meinen Kopf kurz gehoben hatte. „Pass auf, wo du lang gehst", zischte er, als hätte er davor nicht versucht, sich zu entschuldigen. „Pass du auf, welchen Weg du versperrst", gab ich nur genervt zurück und erhob mich. „Wie bitte?", fragte er, steckte die Hände in seine Hosentaschen und kam mir gefährlich nahe. Emotionslos versuchte ich seinem Blick standzuhalten. Ich wollte ihn nicht in dem Glauben lassen, er könnte mich mit seiner Haltung einschüchtern. „Lass gut sein, Yoongi", erhob nun Jin das Wort und stellte sich schräg gegenüber von ihm.
Das Gesicht der anderen Person kam hinter seiner Schulter zum Vorschein, während sie ihre Hand auf diese legte und sich eine Strähne ihrer langen, braunen Haare hinters Ohr strich. Ich erkannte sofort, dass es Mary war,
die hinter ihm stand. Sie war halb Amerikanerin und Koreanerin, deshalb war der Name hier etwas ungewöhnlich. Sie war die Zicke des ganzen Jahrgangs, machte sich ständig an irgendwelche Typen ran, egal ob vergeben oder single, fing mit jedem Streit an, der nicht die selbe Meinung wie sie teilte oder wenn es nur eine unnötige Kleinigkeit war, bei welchem ich mich manchmal fragte, woher sie die Kraft dazu hatte, aber anscheinend schien sie das glücklich zu machen.Einmal hatte sie ein anderes Mädchen aus einer der unteren Klasse blöd angegafft, weil sie das selbe paar Schuhe wie sie trug. Zudem machte sie auch aus allem einen Wettbewerb, den sie alleine durch ihre Art und Weise verloren würde, ohne richtig angefangen zu haben. Auch gehörte Mary zu den wenigen Personen der Klasse, mit welcher ich mich überhaupt nicht verstand, also so garnicht. Aber ich hatte nicht vor, sie zu verurteilen oder zu verbessern, für gewöhnlich tat ich das nicht. Sie strahlte sowieso schon viel zu viel negative Energie aus, von der ich schon genug hatte.
Yoongi legte seinen Blick auf Jin, den er für einige Sekunden so hielt, als wolle er nun versuchen ihn einzuschüchtern, doch Jin hatte zu viel Selbstbewusst, als wenn er sich einfach so klein geben würde. Dann warf er mir einen genervten Blick zu, setzte sich in Bewegung und rammte absichtlich meine Schulter. Mary
wackelte ihm mit einem unübersehbaren Hüftschwung hinterher, nachdem sie uns ein freches Grinsen, sowie ihre Haare zurückwarf und ein empörtes Schnauben von sich gab.„Gott, ich hasse die beiden so sehr", unterbrach Jungkook die Stille und stellte sich neben Jin. „Wie oberflächlich kann man bitte sein? Für wen halten die sich?", fragte sich Jin selber und sah ihnen vorwurfsvoll hinterher. „Ach, vergesst die beiden. Wir sollten lieber los, der Unterricht fängt gleich an", unterbrach ich, weshalb sie nickten und wir uns auf den Weg ins Klassenzimmer, welches schon befühlt war, was soviel wie, wir waren die letzten hieß, machten.
Jeder setzte sich auf seinen Platz, wartend auf unsere Klassenlehrerin Frau Go. Doch, nach dem ertönen der Schulklingel und weiteren Minuten kam sie immer noch nicht, weshalb es langsam anfing in der Klasse unruhig zu werden. Die Gespräche, sowie die Tonlautstärke der Handys fühlten den ganzen Raum und ich fing an, mich unwohl zu fühlen. Ich hoffte mit jeder Minute die verstrich, dass die Tür aufgehen und Frau Go den Raum betreten würde, denn ich hasste laute Geräusche.
Ich schweifte langsam ab, versuchte irgendwie diese störende Gegend zu vergessen und sah aus dem Fenster. Ich saß an einem, wodurch ich einen guten Blick auf den leeren Schulhof und auf einen freien Teil der Sporthalle hatte. Wenn sie mir zu langweilig wurden, sah ich in den Himmel oder zu den Bäumen, die sich hin und her bewegten wenn der Wind durch ihre Äste schwang. Das beruhigte mich in irgendeiner Art und Weise, aber ich machte das so oft, dass es mich schon garnicht mehr wunderte.
Plötzlich übertönte ein quietschendes Geräusch die vermischten Töne des Raumes und die Schüler fingen an, genervt aufzustöhnen und ließen ihren Körper anspannen, einige hielten sich sogar die Ohren zu. Eine Gänsehaut überfuhr meinen Körper und ich richtete meinen Blick nach vorne. Frau Go stand mit einen griesgrämigen Blick vorne an der Tafel und zog die Kreide die grüne Fläche entlang, die durch die Jahre schon einiges erlebt und ihren Glanz verloren hatte. „Der erste Tag nach den Ferien und man hört euch schon im ganzen Schulhaus!", rief Sie aufgebracht und ließ ihren Blick durch die ganze Klasse schweifen.
Dann setzte Sie sich auf den Lehrerstuhl, klappte das Klassenbuch auf und fing an, die Anwesenheit der Schüler zu prüfen. „Wie ich sehe, fehlen wieder die zwei selben Schüler", seufzte Sie und schrieb mit Ihrem Stift hinein, während einige anfingen leise zu tuscheln, da sie schon wussten, um welche Schüler es sich handelten, da es ja auch irgendwann wirklich auffällig war. „Sori? Könntest du bitte ins Sekretariat gehen und nachfragen, ob diese zwei Schüler abgemeldet sind?", fragte Frau Go in die Stille an unsere Klassensprecherin Sori, welche sich nickend erhob und den Zettel, den ihr unsere Klassenlehrerin hinhielt, entgegennahm und aus der Tür huschte.
Frau Go schloss das Buch wieder, stellte sich auf und lehnte sich mit verschränkten Armen an Ihren Pult. Gelangweilt musterte Sie jeden einzelnen von uns und eine Stille entstand im Raum. Diese ließ mich erneut abschweifen, denn das tat Sie oft, analysierte jeden Schüler genau, weil Sie wusste das, wenn eine unangenehme Stimmung im Raum herrschte, die Schüler dadurch ruhig wurden und sich dazu aufrappelten, Ihr zuzuhören. Frau Go war keine schlechte Lehrerin. Sie war mit einer der ruhigsten und verständnisvollsten und sah mal über kleine Verhaltensfehler hinweg. Ich mochte sie. „Jimin?", hörte ich meinen Namen, was mich dazu brachte, aufzuhören in meinen Gedanken zu verweilen. Ich drehte meinen Kopf nach rechts und augenblicklich sah ich in viele große Augen, die mich alle gleichzeitig musterten. Wirklich spannend.
Ich brachte nur ein einfaches „Ja?", heraus und sah Sie abwartend an. Ich konnte nicht leugnen, kurz ein mulmiges Gefühl verspürt zu haben und mich zu fragen, ob ich vielleicht etwas falsch gemacht haben könnte. „Herr Lee würde dich gerne vor der zweiten Stunde sehen. Ge-", „Erster Schultag nach den Ferien und schon einen Platz beim Direktor ergattert", hörte ich Yoongi lachen, welcher sich zu mir umgedreht hatte und mir ein fieses Grinsen zuwarf.
Mit zusammengezogenen Augenbrauen sah ich ihn an. „Tja, Yoongi. Der zweite Platz ist für dich reserviert. Er will euch nämlich beide sehen." Sein Lachen fiel so schnell, wie es auch gekommen war und ich fing an, ihn leicht, gespielt bedrückt anzusehen, woraufhin er mir einen bösen Blick zuwarf. Ich zuckte mit den Schultern und spitzte meine Ohren, um Frau Go's Unterricht folgen zu können, den Sie auch gleich anfing, indem Sie das Thema vor den Ferien wiederholte.
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𝙎𝘼𝙑𝙀 𝙈𝙀 / 𝙥𝙟𝙢 𝙭 𝙢𝙮𝙜
FanfictionJimin gesteht seinen Eltern an seinem 17. Geburtstag, dass er schwul ist. Seine Mutter akzeptiert es, sein Vater ist jedoch ganz anderer Meinung und behandelt Jimin so, wie man sein eigenes Kind nicht behandeln sollte. Doch ein Junge aus Jimin's Sch...