Y O O N G I
Mit lächelnden Gesichtern liefen wir, also Namjoon, Taehyung und ich geradewegs auf die Treppen, des ersten Obergeschosses zu. Das langersehnte Wochenende startete nun, weshalb wir dabei waren, die Schule zu verlassen. Unten angekommen gingen wir zu einer der vielen Klassenschränke, welche aneinandergereiht, an den Wänden standen und jede Reihe eine eigene Klassenbezeichnung hatte.
Aus einer dieser, welchen wir jeden Tag nutzten, holten wir unsere Jacken raus und streiften sie uns über. Dabei blickte ich unauffällig auf den Gang hinter mir, um nach Jimin Ausschau zu halten, welcher, wie ich eben bemerkt hatte, gar nicht mit runter gekommen war. Doch, als ich die Lache von einem seiner Freunde hören konnte, drehte ich mich um und sah die vier Jungs, den Weg entlang kommen.
Ich wollte ihm lächelnd zu nicken, er jedoch bemerkte dies nicht, da er gedankenverloren auf den Boden starrte und stumm seinen Freunden folgte. Mit Sorge in mir, sah ich noch zu ihm hinter, beschloss aber, ihn sich erstmal anziehen zu lassen, bevor ich ihn dann draußen abfangen würde. Ich konnte sehen, dass Jimin mit den letzen Geschehnissen zu kämpfen hatte, auch jetzt noch. Zu Hause war er oft ruhig, redete nicht viel und verlor sich mal mitten im Gespräch. Auch, wenn wir nicht viel miteinander redeten, merkte ich es dennoch. Ich wollte nicht wissen, wie es ihm dann gehen musste, wenn er alleine war. Ob er nachts schlafen konnte? Ob er das Gefühl hatte, jeder würde ihn verlassen? Das er für immer alleine sein und diese Last mit sich herumtragen musste?
Dabei wollte ich ihm helfen. Ich wusste natürlich, dass ich nichts ungeschehen machen konnte, so gerne ich das wollte. Aber ich konnte wenigstens dazu beitragen und dafür sorgen, dass es ihm von Tag zu Tag besser gehen würde. Ich fühlte mich wie eine Art Sicherungsseil für Jimin. Welches, an der Spitze des Berges befestigt war und auf ihn wartete. Ihn auffangen, wenn er zu fallen drohte, so lange, bis er es schaffte. Ich wollte sein Sicherungsseil sein, egal, wie lange er bräuchte.
„Yoongi! Alles klar?", ertönte eine laute Stimme neben mir und verwundert blickte ich zu Namjoon, welcher belustigt auf seine Ohren zeigte. „Vielleicht solltest du mal deine Ohren checken lassen, Kumpel", sprach er und grinste mich liebevoll an. Ich nickte nur ertappt, sah wartend zu Taehyung und entfernte mich mit den beiden von den Schränken. Allerdings kam ich komischerweise nicht weit, denn ich wurde mit einem Hieb zurückgestoßen. Gerade so, konnte ich mich auf den Beinen halten und sah in das Gesicht von Mary, neben ihr, ihr älterer Stiefbruder Jun, welcher mich mit
zusammengezogenen Augenbrauen ansah und die Arme verschränkt, vor seinen Oberkörper hielt. Ich konnte nur verwirrt dreinsehen, versuchte aber, es einfach zu ignorieren, als ich dachte, er hätte mich einfach nicht gesehen.Hinter ihm standen Taehyung und Namjoon, die abwechselnd zwischen uns beiden hin und her blickten, deren Blick allerdings an mir hängen blieben. Ich schüttelte nur den Kopf und wollte durch die Lücke, an der linken Seite durchlaufen, doch Jun ließ mich nicht und schubste mich aus dem kleinen, dunklen Gang, raus auf die große Fläche, neben den Schränken. Ich musste schmunzeln, ließ den Kopf hängen, bevor ich ihn ansah. „Ist der Gang zu klein für dich oder wieso lässt du mich nicht durch?", fragte ich und klang dabei provozierender, als gewollt. Zwar hatte ich davor ja irgendwie was mit Mary zutun, doch ihren Bruder hatte ich nur einmal außerhalb der Schule gesehen. Er war dieser eingebildete und hochnäsige Typ, wie aus den ganzen Serien. Welcher über Kleinkinder lachte, denen er ein Bein stellte oder durch den Schulflur lief, als wäre es seiner.
„Und reicht dir nicht eine Frau, weshalb du gleich mehrere hast?", stellte er eine Gegenfrage, die mich überrascht, die Augen aufreißen ließ. „Wie bitte?", fragte ich nur und sah zu Mary, welche mit aufgeblasenen Wangen zum Fenster rausschaute. „Hast du mich nicht verstanden? Soll ich es nochmal genauer ausdrücken?" Jun kam mir näher, stemmte die Arme in die Hüfte. Er war nicht viel größer, als ich und auch so, schüchterte er mich nicht ein. „Ich weiß nicht, was deine Schwester dir erzählt hat, aber es ist nicht wahr", antwortete ich nur, weshalb er lachte und hinter zu Mary blickte. „Willst du etwa damit sagen, dass sie lügt?", „Weiß nicht, sollte sie dir diese Frage nicht beantworten?", „Sie ist meine kleine Schwester, du Idiot", zischte er und musterte mich mit bösen Augen.
Ich seufzte, bevor ich etwas sagte, was ich lieber hätte nicht sagen sollen. „Und..für euch beide ist nicht mehr drinnen?" Spöttisch lachte er zum zweiten Mal, bevor sein Ausdruck in einen emotionslosen fiel und eine Körperhälfte sich nach hinten lehnte.
Ahnungslos stand ich da, als er plötzlich ausholte und ich seine kalte Faust, in meinem Gesicht spürte. Ich taumelte erschrocken mit einem Bein zurück, rutschte mit dem anderen aus und landete auf meinem Rucksack, welcher durch den Aufprall, mir die Bücher in den Rücken drückte. Es war still geworden. Das einzige, was man hörte, waren die lauten Gespräche und das Gelächter der kleineren Klassen, welche alle hinaus auf den Schulhof stürmten.
Ich seufzte in mich hinein und sah hoch zu Jun, welcher sich die Handknochen rieb und prüfend durch den Gang schaute. Ich leckte mir ruhig über die Lippen, stand mit stolpernden Schritten auf und schulterte langsam meinen Rucksack. Jun hatte mich mittlerweile wieder im Blick, eine Augenbraue hochgezogen. Ich hielt an mir, versuchte ihn nicht noch weiter zu provozieren und musterte ihn abschätzend, bevor ich an ihm vorbei ging.
Doch es schien so, als würde er nicht im Traum daran denken, mich gehen zu lassen. „Hey, Min. Schon genug?", fragte er, zog mich an meiner Schulter zurück und ließ sogleich eine weitere Faust, diesmal in meiner Magengrube los. Ich hielt die Luft an, mein Magen fühlte sich an, als wäre er geschrumpft. Keine zwei Sekunden vergingen und es überkam mich mit einem Mal ein Übelkeitsgefühl, weshalb ich erneut an mir halten musste. „Jun, es reicht! Lass ihn auf der Stelle los!", rief Namjoon von vorne zu, was dem Jungen neben mir, meine Haaren nach oben ziehen liess.
Ich blickte meine beiden Freunde warnend an, doch Namjoon, so stur wie er nun einmal war, kam auf uns beide zu und wollte nach Juns Arm packen, jedoch war ich schneller. Ich entfernte seine Hand von meinem Kopf, drückte mich hinter ihn und zog seinen Arm auf seinen Rücken, um ihn an die daneben stehenden Schließfächer zu drücken. „Ich halte normalerweise nichts von Gewalt", flüsterte ich ihm zu und ließ drückend von ihm ab. Ich richtete seufzend meine Jacke und kehrte meinen Rücken zu dem Jungen, blieb aber noch mal stehen, nur um erneut in sein Gesicht blicken zu müssen.
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𝙎𝘼𝙑𝙀 𝙈𝙀 / 𝙥𝙟𝙢 𝙭 𝙢𝙮𝙜
FanfictionJimin gesteht seinen Eltern an seinem 17. Geburtstag, dass er schwul ist. Seine Mutter akzeptiert es, sein Vater ist jedoch ganz anderer Meinung und behandelt Jimin so, wie man sein eigenes Kind nicht behandeln sollte. Doch ein Junge aus Jimin's Sch...