Y O O N G I
Ich wurde langsam wach und gähnte einmal kräftig aus, was mir kleine Tränen in die Augen trieb. Ich sah durch den dunklen Raum, bevor ich den verschnellerten Atem auf meinem Hals spürte. „Ji-imin", stotterte ich den Genannten, welcher mich mit großen, ratlosen Augen ansah, während ich bemerkte, wie ich ihn mit meinen Armen fest umschloss. „Oh mein..entschuldige bitte!" Schnell versuchte ich mich von ihm zu lösen, kam jedoch nicht weit, als er mich am Arm packte und zurückzog. „Nicht..tut mir leid. Ich..", flüsterte er und drückte sich in meine Halsbeuge. „J-Jimin", „Tut mir..so l-leid, Y-Yoongi. M-mir kommt g-gerade alles wieder hoch", schluchzte er plötzlich, weshalb ich einfach seine Umarmung erwiderte. „Jimin.."
Ich drückte ihn fester an mich, um seinen ganzen Körper, welcher aus angenehmer Wärme bestand, zu spüren. Ich fing in dem Moment an, seine Nähe in vollen Zügen zu genießen und fragte mich, was auf einmal los war. Ich hatte überhaupt nichts dagegen, dass Jimin den Halt eines anderen Menschen brauchte, welcher von seiner täglichen Belastung erfahren hatte. Es rührte mich ungemein, dass ich der jenige war, der Jimin nach all unseren Feindseligkeiten helfen und für ihn da sein konnte. Er hatte seine Gründe und ich konnte seinen Stress und sein Verhalten verstehen, auch wenn ich mich nicht in ihn hineinversetzen konnte. „Ich bin für dich da", flüsterte ich, fuhr über seinen Rücken und ließ die angenehme Stille über uns ruhen.
Jimin fing mit jedem weiteren Schluchzer zu zittern an, weshalb ich Angst bekam, er würde eine Art Panikattacke erleiden, da ich nichts genaues über seinen körperlichen Zustand wusste. „Ist okay." Ich legte eine Hand an seinen Nacken, mit der anderen zog ich ein Stück Decke über uns und wartete geduldig, als Jimin sich langsam zu beruhigen schien. Er entfernte sich ein Stück von mir, wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und atmete seufzend aus. „Geht's?" Jimin nickte, hustete in seine Armbeuge und versteckte sein Gesicht darin.
„Tut mir leid, Y-Yoongi." Ich schüttelte automatisch mit dem Kopf. „Entschuldige dich nicht, ist vollkommen in Ordnung." Jimin setzte sich schniefend auf, um sich kurz zu sammeln, ehe ich mich ebenfalls aufsetzte und ihn ansah. „Willst du heute zur Schule gehen?", fragte ich ihn und warf einen Blick auf die Uhr, welche über der Tür hing. Wir hatten noch gut eine halbe Stunde Zeit, bis wir zur Schule mussten. Jimin sah überlegend auf die Bettdecke.
„J-ja schon, aber..was mache ich mit meinem Gesicht?", fragend sah er mich aus roten Augen an. Einige Schrammen auf seinem Gesicht waren noch sichtbar. „Hast du..Make Up?" fragte nun Jimin, was ich mit einem Schulterzucken kommentierte. Also stand ich auf und ging ins Badezimmer. Dort öffnete ich einer der untersten Schubladen, um nach ganz hinten zu greifen und aus den Tiefen dieser, die Schminkutensilien meiner Mutter hervorzuziehen.
Diese ließ ich dann, auf der Ablage neben dem Waschbecken liegen und ging in mein Zimmer zurück, um mich ebenfalls fertig zu machen. Anschließend traf ich in weniger als Zehn Minuten, den Jüngeren im Bad, welcher mich erwartend ansah. „Möchtest du da wirklich Make Up draufhauen? Ich mein, ist das nicht etwas riskant?", fragte ich Jimin, welcher schon zu einem Concealer griff und seufzte. „Eigentlich nicht, aber was soll ich denn sagen, wenn ich mit Kratzern im Gesicht dort auftauche?"
Er löste die Kappe von der Hülle und fing an, seine Wunden damit leicht abzudecken. „Außerdem sind es noch zwei Tage, dann haben wir schon Wochenende." Wissend sah ich ihn an. Wenn Jimin die Pflaster wieder abnehmen konnte, müssten seine Verletzungen schon verblasst sein. Bis dahin müsste er sich dann einfach ein paar Ausreden ausdenken. Zudem hatte er auch einen Ort, wo er sorglos leben konnte, ohne seinen Vater.
„Ich nehme an, du hast das leider schon oft machen müssen", unterbrach ich die Stille und beobachte Jimin dabei, wie er nun das Puder nahm. Er presste nur bedrückt die Lippen aufeinander und versuchte, den Verschluss des kleinen Make Up Produkts zu öffnen. Ich wollte nach diesem greifen, doch Jimin zog es, samt seinen Körper zur Seite. „Ich krieg das schon hin", murmelte er mit zitternder Stimme, schien aber noch Probleme zu haben.
Ich startete einen erneuten Versuch, bei welchem er diesmal zögernd aufgab und mir das Puder hinhielt. Dieses wollte ich ihm wiedergeben, doch konnte ich stille Schluchzer von ihm wahrnehmen. Ich sah in den Spiegel, nur um zu sehen, wie Jimin erneut Tränen verlor. Seinen Blick richtete er zum Boden, weshalb ich nicht anders konnte und meine Finger zu seinem Kinn führen ließ.
Dieses hob ich mit einwenig Kraft an und drehte seinen Kopf zu mir, woraufhin ich in tränende Augen blickte. Ich lächelte Jimin leicht an, auch wenn ich nicht mehr wollte, dass er sich so, wie eben fühlen musste. Stumm wischte ich über seine nassen Wangen und laufende Tränen weg. Der frisch aufgetragene Concealer verflüssigte sich und lief ihm ebenfalls, wie ein Tropfen Wasser über das Kinn. Erneut, trug ich diesmal ihm den Concealer auf, sowie das Puder, welches ich vorsichtig auf sein Gesicht auftrug. Diesen Moment, den wir gerade teilten, war so friedlich zwischen uns, dass man gar nicht denken würde, wie es am Anfang aussah.
Als ich fertig mit dem übermalen war, überprüfte ich Jimins Gesicht, indem ich mit meinen Augen dieses nachging. „Zwar nicht wasserfest, aber erfüllt seinen Job", grinste ich.
Dabei traf ich auf seine Augen, welche mich ebenfalls, mir unerwartet musterten. Ich fühlte mich wie angewurzelt, verlor mich in die braune Farbe seiner Iris. „Tut..mir leid, Yoongi", unterbrach Jimin die Stille und auch somit unseren entstandenen Augenkontakt. Ich entfernte mich von ihm und schloss die Schminkverpackungen.„Was tut dir leid?", „Ich bin nur am heulen, dabei sollte ich mich glücklich schätzen, weil du mir so hilfst. Wirklich, danke." Lächelnd ließ ich die Schminke verschwinden, um mich danach vor Jimin zu stellen und meine Hände auf seine Schultern zu legen. „Du musst dich wirklich nicht schämen, Jimin. Du hast deine Gründe und ich verstehe das total. Es ist okay, zu weinen. Wenn dir danach ist, tu es. Ich bin hier, falls du mich brauchen solltest."
Jimins Lippen verzogen sich zu einem kleinen Lächeln, was mir ein wohliges Gefühl gab. Er sah dabei so wunderschön aus, dass ich Schwierigkeiten bekam, mich zu konzentrieren. Zu wissen, dass er bei mir sicher war und wir uns langsam zu verstehen anfingen, machte den Alltag soviel leichter, als sich ständig grundlos an den Kragen gehen zu wollen. Wir mussten uns nicht mal hierfür anfreunden, doch ich wollte Jimin nahe sein. Ich bekam das Gefühl, ihn beschützen zu müssen, auch weil dieses sich einfach zu richtig anfühlte, als diesem nicht nachzugehen.
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𝙎𝘼𝙑𝙀 𝙈𝙀 / 𝙥𝙟𝙢 𝙭 𝙢𝙮𝙜
FanfictionJimin gesteht seinen Eltern an seinem 17. Geburtstag, dass er schwul ist. Seine Mutter akzeptiert es, sein Vater ist jedoch ganz anderer Meinung und behandelt Jimin so, wie man sein eigenes Kind nicht behandeln sollte. Doch ein Junge aus Jimin's Sch...