KAPITEL 67

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J I M I N

Als auch Yoongi mich erblickte, wie ich in dem hellen Licht der Laterne stand, wartete er nicht länger und kam auf mich zu gerannt. Anstrengend atmete er aus, war dabei, seine Atmung normalisieren zu können und blickte mich durch seine nassen Haarsträhnen an. Er war so wunderschön und fesselte mich, alleine nur wegen seinem Blick. Ich wollte nicht noch länger warten, ich konnte nicht mehr länger warten.

Die erste Nacht, welche ich bei Yoongi verbracht hatte, hätte ich nicht ansatzweise daran gedacht, dass er mir jemals so viel bedeuten würde. Das wir uns wie gescheite Menschen unterhalten konnten und es mit plötzlicher Freude taten. Wenn er mich tröstete, mich umarmte, mir die Tränen wegwischte und versuchte, sie zu versiegeln, gab mir das Gefühl, verstanden zu werden. Er tat es, ohne Fragen, ohne Worte. Die Berührungen, die er mir gab, die es mir angetan hatten, ihn so zu sehen, wie ich es jetzt tat. Mit einem ehrlichen Lächeln auf den Lippen, darauf wartend ihn mit diesen begrüßen zu können.

Und ohne groß noch einen einzigen Gedanken zu verschwenden, fiel ich dem Größeren in die Arme, zog ihn am Nacken zu mir runter und legte ihm meine Lippen auf, die Yoongi einladend empfing. Sie waren so kalt und leicht feucht von dem Regen, doch in ihnen übermittelten wir das Ausmaß unserer Gefühle. Er sollte spüren, was ich wirklich für ihn empfand.

„Du konntest nicht warten, hab ich recht?", rief ich, nachdem wir uns gelöst hatten, damit Yoongi mich verstehen konnte, mir dabei allerdings das salzige Wasser in den Mund lief. „Wie denn auch?", schrie er zurück und lachte. „Lass uns reingehen!" Verwirrend sah er mich an, bis ich in die Richtung meines Hauses zeigte. Er nickte und wir machten uns, so schnell wir konnten auf den Weg in das warme Innere, da der Regen immer stärker wurde. Komplett durchnässt, mit schweren Klamotten und zittrigen Körpern standen wir im ordentlichen Flur, den meine Mutter sofort, nachdem die Tür ins Schloss fiel, betrat. „Alles okay bei euch beiden?", fragte sie sorgend und wanderte mit ihren Augen von mir, zu Yoongi, welcher sich schnell begrüßend verbeugte.

„Schnell, raus aus den Klamotten, sonst werdet ihr noch krank." Wir nickten und machten uns dann schnell auf den Weg nach oben, wobei ich Yoongi schon ins Badezimmer bat und ich in mein Zimmer ging. Dort suchte ich nach einer Hose, so wie einem großen Pullover, in der Hoffnung, dass sie Yoongi passten, heraus und drückte sie ihm daraufhin in die Hände.

„I-Ich hoffe, sie passen." Er nickte lächelnd.
„Danke." Und starrte mich abwesend an.
„Jimin, willst du nicht.." Etwas sorgend deutete er auf meine, noch an mir, klebenden Stoffe.
„Oh, j-ja, also..lass ich d-dich dann mal."
Zustimmend nickte ich und schloss ausatmend die Tür. In der Zeit, in der Yoongi duschte, entledigte ich mich meinen, warf mich in einen Bademantel und suchte mir warme Klamotten, bis Yoonig vorsichtig durch die Tür kam. „Ich..bin fertig." Ich nickte, drückte mich schüchtern an ihm vorbei und stellte mich unter das heisse Wasser, um dort zusätzlich noch mehr ins grübeln zu geraten. Nachdem ich fertig sein würde, mussten wir reden. Wir mussten alles klären, was die letzten Tage passiert war und davor hatte ich schon einwenig Angst.

Ich legte mir schon die Worte im Mund zusammen, die ich ihm sagen wollte, obwohl ich wusste, dass ich sie sowieso nicht so sagen würde, wie ich es mir erdacht hatte. Ich wusste allerdings nicht, wie ich ihm meine Gefühle mitteilen sollte, ohne das er dachte, ich würde übertreiben, wäre total dramatisch und interpretierte bescheuerte Dinge, um ihm dabei schlechte Gefühle zu geben. Jedoch wollte ich ihm sagen, was wirklich Sache war, was ich wirklich dachte.

Also duschte ich schnell zu ende, versuchte die leichte Aufregung, welche sich in Panik zu verwandeln schien, zu ignorieren und zog mich an. Anschließend ging ich zu meinem Zimmer zurück und fand dabei einen nachdenklichen Yoongi auf meinem Bett sitzen, welcher abwesend mit seinen Fingern spielte. Leicht unsicher näherte ich mich ihm, um mich neben ihn zu setzen, was ihn aus den Gedanken holte, er sich nervös über die Oberschenkel strich und mich anblickte. „Scheinen dir zu passen", versuchte ich, ein Gespräch zu beginnen, wie erwartet, drohte ich eine Blockade zu bekommen. Yoongi lächelte leicht, dabei zupfte ich ihm unauffällig am Pullover rum. „Ja..gerade so, danke."

Ich erwiderte sein kleines Grinsen, bis es wieder Still um uns wurde. Auf eine unangenehme Art und Weise. Yoongi sah zu Boden, hatte seine rechte Hand in den Nacken gelegt, während ich mich schüchtern zu seiner freien vortastete und sie miteinander verschränkte. Dabei blickte er auf und übte Druck aus. „Es tut mir so leid, Yoongi", fing ich schon mit weinerlicher Stimme an, hielt aber an mir. „Mir tut alles..so furchtbar leid. Die Sache mit Mary, bei der ich dir Unrecht getan habe. Ich hätte wissen müssen, dass da nichts ist und hätte dich das niemals fragen dürfen. Du hast so viel für mich getan, schon zu viel und ich gebe es dir so zurück. Ich hatte..nur solche Angst. Ich hatte nie darüber nachgedacht, doch immer wenn sie es versucht hatte, dir näher zu kommen, bekam ich immer mehr Angst und hab dann sowas Dummes gesagt. Den Gedanken, dich zu verlieren, ertrag ich nicht."

Überlegend biss sich Yoongi auf die Lippe. „Nachdem Mary..mich geküsst hat, habe ich ihr gesagt, dass nur du der Jenige bist, den ich für immer lieben werde." Überrascht öffnete ich meinen Mund. „Tja, und dann ist sie wütend rausgestürmt." Wir mussten leise Lachen, ehe es wieder ernst wurde. „Ich verstehe deine Angst, Jimin. Doch, ich habe noch nie für jemanden Liebe empfunden, außer für dich. Du bist der Mensch, der mir gezeigt hat, was Liebe wirklich ist und ausmacht. Ich hab dir all meine Gefühle gestanden, was ich so noch nie zuvor getan habe und was ich gesagt habe, war nicht nur so daher gesagt. Ich meine es ernst, wenn ich etwas sage."

Mit Tränen in den Augen, die drohten heraus zu kullern, blickte ich den Jungen neben mir an. Immer näher kam er mir, was mich dazu brachte, die Lider zu klappen und seine weichen Lippen in Empfang zu nehmen. Behutsam legte ich eine Hand auf seine Wange, um ihn noch näher zu ziehen, als sowieso schon. Das Empfinden, welches dabei aufkam, das Kribbeln, die Schmetterlinge, die wie verrückt tobten, wollte ich für immer spüren. Und das nur mit Yoongi. Ich hatte mein Glück gefunden, nach all dem, was schief gelaufen war.

Ich wollte, dass er spürte, was meine Lippen ihm sagten. Drei ganz einfach Wörter.

„Ich liebe dich, Yoongi."
„Und ich liebe dich, Jimin."

𝙎𝘼𝙑𝙀 𝙈𝙀  / 𝙥𝙟𝙢 𝙭 𝙢𝙮𝙜Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt