KAPITEL 53

387 27 3
                                    

J I M I N

Seit dem Kuss, welchen ich gestern von Yoongi bekam, hatte ich das Zimmer nicht mehr verlassen. Die Nacht, sowie der Tag danach, waren alles andere, als entspannt gewesen und mich plagten Schuldgefühle. Ich war weggerannt, schon wieder. Als seine Lippen meine berührt hatten, traf es mich wie ein Blitz und mich überkamen solch unbekannte Gefühle, dass ich nicht anders konnte und die Flucht ergriff.

Mein Kopf tat zudem erneut weh und konnte sich kaum noch vor einem einzigen Gedanken, welcher sich um Yoongi drehte, retten. Wie konnte ich ihm nur wieder in die Augen blicken? Ihm erklären, warum ich abgehauen und ihn wohlmöglich mit meinem Verhalten verletzt habe? Ich hatte Angst, es mir eingestehen zu müssen, dabei war es mir schon vorher aufgefallen, dass etwas mit meinen Körperreaktionen, sowie Gedanken, anders war, seit ich bei Yoongi wohnte. Zwar kannte ich dieses Gefühl nicht, doch es gab auch einfach nur eine Möglichkeit, was es sein könnte.

Das Wohlfühlen, wenn ich bei ihm war. Die Geborgenheit, die ich spürte, wenn er mir sagte, er wäre für mich da. Das Vertrauen, welches ihm gegenüber so schnell gestiegen war, dass ich ihm alles erzählen wollte, was sonst nur meine besten Freunde wussten. Die positiven Gefühle, die aufkamen, wenn er mich umarmte und meine Tränen mit seinem T-Shirt trocknete. Wenn mein Herz wie wild anfing zu klopfen, weil es wusste, dass er in der Nähe oder im Raum anwesend war. Und als meine Lippen noch danach, wie verrückt kribbelten und die Explosion, welche Innern stattgefunden hatte, nochmal spüren wollten, war es schon glasklar. Es war zu offensichtlich, als das ich es noch vor mir selbst verstecken könnte. Doch die Angst, es zu vermasseln, war eindeutig da. Die Angst, ihn als Menschen zu ruinieren.

Widerwillig drehte ich mich auf die andere Seite des Bettes, um auf die Uhrzeit zu sehen. Ich war viel eher wach, als meine Wecker, welche ich daraufhin auch schon ausschaltete. Ich setzte mich müde und träge auf, fuhr mir durch die Haare und stand auf, um das Fenster zu öffnen. Noch etwas neben der Spur, suchte ich mir passende Klamotten aus dem Schrank und trat mit leisen, aber auch schnellen Schritten durch den Flur. Ich wusste nicht, wie ich reagieren würde, wenn mir Yoongi begegnen würde, weshalb ich mich durch den kleinen Spalt der Badezimmertür quetschte und zu schloss.

Mit frischem Gesicht, aber erschöpften Auftreten kam ich heraus und holte meine Schultasche aus dem Zimmer, ehe ich meine Schuhe anzog und das Apartment, viel zu früh und mit schlechtem Gewissen verließ. Den Weg entlang, lief ich zur Schule und konnte von weitem Hobi erkennen. Als ich schon fast bei ihm ankam, sah er von seinem Handy auf und winkte mir lächelnd zu. Hobi wohnte etwas weiter weg, weshalb er immer der erste von uns war, der da war. „Hey, Jiminie. Du bist ja heute früher, als sonst da." Ich nickte. „Ja, ich..bin irgendwie eher aufgewacht und wusste nicht, was ich machen soll", log ich und grinste ihn zerknirscht an. Ich mochte es nicht, meine Freunde zu belügen oder ihnen etwas zu verheimlichen. Doch, hatte ich eine Wahl? Würde ich es ihnen jemals sagen? Wenn ja, wie sagte man sowas?

In der Kälte warteten Hobi und ich, bis Jin und Jungkook langsam dazu kamen und die Türen geöffnet wurden. Zusammen gingen wir mit langsamen Schritten ins Klassenzimmer, wo wir auf andere Mitschüler trafen. Ich setzte mich auf meinen Platz und fing an, meine Materialien auszupacken, als ich Yoongi vor mir, auf seinen Platz gehen sah. Seine Schultasche ließ er auf seiner Bank nieder, den Blick kurz zu mir hinter, ehe er sich auf seinen Stuhl fallen ließ. Bedrückt beobachtete ich ihn, wendete aber den Kopf ab, als unsere Klassenlehrerin den Raum betrat und es klingelte.

Ob Yoongi es schon bereute?

***

Schon leicht müde, machte ich mich am Abend auf den Weg ins Badezimmer. Zuerst wusch ich mein Gesicht, ehe ich die Zahnbürste in die Hand nahm, meine Zähne putzte und währenddessen dabei anfing, in meinen Gedanken zu versinken. Allerdings verweilte ich nicht lange in ihnen, als ich Yoongi neben mir bemerkte. Durch den Spiegel musterte ich ihn nervös und hörte augenblicklich mit meinem Tun auf. Er hob den Kopf, nur um mich genauso anzusehen. „Was ist?", fragte er und legte die Tube zurück. Mir wurde ganz warm und beschämt drehte ich mich weg. „N-nichts", murmelte ich nur und machte weiter, als er anfing.

Als Yoongi fertig war, trocknete er sich ab und hängte das Handtuch zurück an den Haken. Doch wie gedacht, ging er nicht, sondern blieb stehen und beobachtete mich weiter durch den Spiegel, bis ich mir selbst den Mund ausspülte.

„Ist es dir unangenehm?", perplex musterte ich ihn.

„Huh?",

„Ist es dir unangenehm mit mir?" Ich legte die Zahnbürste weg.

„W-wie meinst du das?",

„Jimin..willst du den Fakt weiter ignorieren, dass wir..uns geküsst haben?",

„Du hast mich geküsst",

„Wieso hast du erwidert?" Ich presste die Lippen aufeinander.

„Jimin. Hör zu, dass mag jetzt für dich total bescheuert anhören, aber du..bist mir wirklich wichtig."

Was?

„Es hat mich verletzt, dass du..mich ignoriert hast und ich verstehe das. Aber egal, ob es nur ein Tag war, es war einer zu viel. Ich..ach fuck." Er atmete tief durch.

„Ich genieße deine Nähe, jede einzelne deiner Berührungen, deinen Duft, deine Augen..und nicht nur das äußerliche, du hast den schönsten Charakter, den man sich wünschen kann. Du bist so stark und trotz dem mit deinem Vater, hast du den größten Respekt verdient. Dich machen so viele Sachen besonders und geheimnisvoll und ich habe den Drang, alles über dich herauszufinden. Ich weiß nicht, was mit mir los ist und es ist das erste mal, dass ich sowas fühle und...laut ausspreche, aber ja verdammt, ich, das verdammte Arschloch, Min Yoongi habe mich in dich verliebt und ich halte es keine Sekunde länger aus, es dir zu verschweigen." Mit grossen Augen und sprachloser Stimme musterte ich ihn. Es war das erste mal, dass jemand mir sowas gesagt hatte und es fühlte sich..toll an. 

„Bitte, sag mir, was du denkst." Flehend sah mich Yoongi an, stumm blickte ich weg, was ihn seufzten ließ. Was sollte ich sagen? Wie sollte ich es sagen? „Okay, nicht schlimm. Du musst nicht antworten, ist okay", kam es trocken und schon fast enttäuscht von ihm, was ihn dazu brachte, auf die Tür zuzugehen.

Doch mein Mund war schneller, als mein Hirn.

𝙎𝘼𝙑𝙀 𝙈𝙀  / 𝙥𝙟𝙢 𝙭 𝙢𝙮𝙜Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt