KAPITEL 24

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J I M I N

„Ab hier schaffe ich es alleine weiter. Danke, Yoongi", sagte ich leise beschämt, während wir schräg in der Nähe meines Hauses standen. Es wäre schlecht, wenn ich vor meinem Haus mit einem anderem Jungen stehen würde, denn es könnte jederzeit passieren, dass mein Vater jeden Augenblick in die Garage fahren und uns sehen würde.

Ich war Yoongi dankbar, dass er mir gefolgt war und so gesehen auf mich aufgepasst hatte, da ich mich trotz meiner Versuchung einen geraden Gang zu haben, etwas schummrig gefühlt habe. Selbst wenn es in dem Moment nicht nach Dankbarkeit aussah, war ich doch erleichtert. Aber da wir einfach keine Freunde waren und uns, den Fakt ignorierend, dass er mir bis nach Hause gefolgt war, hassten, konnte ich meine Dankbarkeit nicht deutlicher zum Ausdruck bringen, was mir unter anderem ein schlechtes Gewissen gab, denn er hatte es ja von selbst getan, ohne, dass ich ihn darum gebeten habe.

Schweigend sahen wir uns an, bis ich ein komisches Gefühl in meiner Magengegend verspürte und mich räusperte. „Ich..werd dann mal..", sagte ich, was auch Yoongi aus seiner Starre zog. „Oh..ja", stammelte er und legte eine Hand in seinen Nacken, den er abwesend rieb. Diese Haltung ließ mich umdrehen und einige Schritte gehen, blieb jedoch noch mal stehen. „Danke, Yoongi", bedankte ich mich erneut, nachdem ich mich umgedreht hatte. „Komm..gut nach Hause." War das letzte, was ich ihm sagte, bevor ich den Weg hinunter zu meinem Haus ging und beim vorbeigehen in die Garage sah, die jedoch geschlossen war, womit ich mir sicher war, dass er nicht zuhause war.

Mit erleichterndem Atem und mit einem jedoch bedrückenden Gefühl, lief ich zur Haustür, die ich sogleich auch aufschloss und meine Schuhe ins hintere Regal stellte. Ohne weiteren Hintergedanken betrat ich die Küche, in welcher ich meine Mutter vor dem Fenster stehen sah. Ihr kurzes, braunes Haar, welches in einem Dutt gehalten wurde, machte mir die Sicht auf ihre Schultern frei, welche ungleichmäßig bebten. Mit skeptischen, zugleich besorgten Blick und einem Hauch von Hoffnung auf Irrtum, ging ich auf sie zu und legte eine Hand auf ihre Schulter, was sie erschrocken rumfahren ließ.

„J-Jimin, du bist ja schon zurück", hauchte sie schon fast, während ihr eine Träne über einen Mundwinkel lief. „Was ist passiert?" Einer der dümmsten Fragen, denn es passierte so gut wie jeden Tag etwas in diesem Haus, undzwar nie gutes. Immer mehr Tränen verließen ihr Gesicht und als ich mit meinen Augen zum Fenster hinaus sah, stampften schwere Schritte die Treppen runter.

Augenblicklich merkte ich, wie sich mein Körper anspannte und ich in meiner Position inne hielt, darauf bedacht, mich beruhigen zu können. Doch lange Zeit hatte ich nicht mehr, als ich schon meinen Vater im Türrahmen spüren konnte, welcher bestimmt alles andere als erfreut war, mich zu sehen. Ohne noch weiter zu zögern, konnte ich seine mir annähernden Schritte hören, was mich meine Hand sinken und mich zu ihm umdrehen liess. Geschickt packte er mich am Hals und drückte mich von hinten, nach vorne durch den Raum bis zu den Treppen.

Oben angekommen konnte ich von weitem schon die geöffnete Badezimmertür sehen, was mir eine unglaubliche Panik verschaffte und ich nichts gutes ahnte. Da aber wegrennen keine Option war und alles nur verschlimmern würde, ließ ich mich bis in den Raum hinein schubsen und fiel auf meine Knie. Die Badewanne hatte meinen Sturz schon beinahe abgeprallt.

Ich verzog kurz leicht schmerzhaft das Gesicht, als meine Knie den Teppich verfehlten und auf die kalten Fließen donnerten, doch es war auszuhalten und ich wollte mich nicht vor mir selbst blamieren, indem ich wegen einem kleinen Sturz jammerte. Meine Angst, die für den kurzen Moment wie weggeblasen schien, kam sofort wieder, nachdem ich hochgesehen und die mit Wasser befühlte Badewanne erblickt hatte.

Ich konnte nicht mal weiter drüber nachdenken, da spürte ich die erneute Hand an meinem Nacken, welche samt mit meinem Kopf über die Oberfläche des Wassers gedrückt wurde, während ich mein ängstliches Gesicht widergespiegelt sehen konnte. „Solch eine Enttäuschung", hörte ich die raue Stimme neben meinem Ohr murmeln, bevor ich das kalte Wasser durch mein Gesicht ziehen spürte und in diesem versuchte, unversehrt wieder herauszukommen.

Doch sein fast schon zu fester Griff ließ dies überhaupt nicht zu und wie fokussiert darauf, hielt er mich solange unter Wasser, so als würde er sehen wollen, wie lange ich es halten könnte. Wie sehr er sehen wollte, dass ich um Luft, die doch so selbstverständlich für uns Menschen war, kämpfen würde.

Mit einem Mal wurde ich wieder hochgezogen und mir wurde Zeit zum atmen gelassen, bis ich erneut verschwommene Sicht sah, immer und immer wieder wechselte es zwischen den Fliesen und Wasser. Immer und immer wieder warf er mir Sachen an den Kopf, auf die er schon den ganzen Tag gewartet hatte. Nach mehreren Malen, in denen er es nicht lassen konnte mich zu quälen, hob er meinen Kopf und stieß mich zur Seite, was gar nicht nötig gewesen wäre, da ich mich mit Sicherheit auch von alleine fallen gelassen hätte, so schwach fühlte ich mich in diesem Moment.

Ich zitterte nur so vor mich hin, seinen Blick für kurze Sekunden auf mir spürend, bis ich das Klicken der Tür hören konnte. Er war gegangen. Langsam, nach einigen Minuten in denen ich kraftlos auf dem Boden lag, fing ich bitterlich zu weinen an. Dabei fuhr ich mir durch meine Haare, die mir nass an der Stirn klebten und eine kalte Spur hinterließen.

Ich konnte nicht sagen, wie lange ich hier gelegen haben musste, doch es fühlte sich wie eine Ewigkeit an. Irgendwie hatte ich jedoch in meinem Zustand geschafft, aufzustehen, indem ich mich an dem Badewannenrand hochzog. Meine Arme schmerzten, so fertig fühlte ich mich, dabei taten am meisten die Gefühle, die ich in mir trug, weh und die Tatsache, wie ungeliebt ich von meinem Vater war. Das, was er heute getan hatte, war zuvor noch nie vorgekommen und vielleicht hieß das ja, dass sein Hass von Tag zu Tag mehr wuchs und er härtere Möglichkeiten für Abregung in Betracht zog.

Leise keuchte ich auf, nachdem ich einigermaßen saß, mich eher an den Rand hängte, während meine Hände das kalte Wasser berührten. Immer weiter versuchte ich mich hochzuziehen, bis ich soweit hoch kam, dass ich mich in die halb befühlte Badewanne legte und mit leeren Augen an die Decke starrte, wodurch ich diese nach kurzer Zeit unscharf und zwei mal sah, bis ich wieder blinzelte. Nach und nach spürte ich das Wasser immer höher steigen und meine Nasenspitze im Wasser getränkt war. Müde ließ ich meine Augen zufallen, den Druck spürend immer weiter nach unten rutschte, bis ich schließlich vollkommen im Wasser verschwunden war.

𝙎𝘼𝙑𝙀 𝙈𝙀  / 𝙥𝙟𝙢 𝙭 𝙢𝙮𝙜Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt