J I M I N
Nachdem ich mit dem Essen fertig geworden war, hatte ich mich noch einwenig mit meiner Mutter unterhalten. Sie erzählte mir von ihrem kurzen Tag auf der Arbeit, woraufhin ich von meinem Schultag und über die Nachhilfe sprach. Sie schien total begeistert zu sein, dafür das ich mich dazu entschieden hatte, meinem Nachhilfeschüler zu helfen, auch wenn wir nicht die besten Freunde waren.
Doch meine Mutter war überzeugt, dass uns die zusätzlichen Stunden näher zusammenbringen und aus uns Freunde machen würde, aber das zweifelte ich stark an und so schnell würde sich meine Meinung definitiv nicht ändern. Yoongi war einer dieser Menschen, die es nicht lassen konnten einen blöden Kommentar von sich abzugeben, er war grob und aggressiv, wodurch ich eher mehr Angst, als ein Bedürfnis, mich mit ihm anzufreunden, bekam. Das einzige, was ich wollte war, ihn durch die Stunden zu ziehen und das war's dann auch.
Nach unserem Gespräch war es allmählich schon etwas dunkel geworden, weshalb ich mich schnell an meinem Schreibtisch gesessen und das Mathebuch neben mir aufgeschlagen hatte, suchend nach neuen Beispielaufgaben für Morgen, um Yoongi das Thema noch einmal erklären zu können, denn das sollte ja nicht alles umsonst gewesen sein, wenn ich schon seinen Lehrer spielte. Zwar war ich schon Bettfertig und würde bald schlafen gehen, aber die Klaviermusik, die durch meine Kopfhörer in meine Ohren floß, ließ mich noch etwas länger in meinem Stuhl sitzen und nachdenklich über die Aufgabe sehen.
Jedes Mal unterbrach ich mich selbst, indem ich die Aufgaben von vorne las, was mich immer müderer werden ließ. Ich griff nach meinem Handy und stoppte die Musik, war dabei, meine Kopfhörer rauszunehmen, als meine Tür aufging und mein Vater im Türrahmen stand. Sofort bekam ich Panik und mein Körper verspannte sich auf krampfvolle Art, mit dem Betreten meines Zimmers und jedem Schritt, den er näher kam. Er kam vor mir zum stehen und sah mich von oben aus mit seinen dunklen Augen an, welche zu meinem vollen Schreibtisch wanderten. Ich wusste, was er wollte, weswegen ich kurz zur Seite griff und meine Mathearbeit, die wir vor den Ferien geschrieben hatten und schnell greifbar auf meinem Tisch lag, in die Hand nahm und unter seine Nase legte.
Er nahm es mit langsamer Bewegung in die Hand, sah einmal drüber bis zur Note, welche das Blatt mit einer roten eins und einem aufmunternden Smiley schmückte. Er nickte vor sich hin, wandte den Blick ab und sah wieder mich an, ehe er mir das Blatt ohne jegliche Vorwarnung ins Gesicht schlug. Mein Kinn zwischen seine Finger nahm und mich mit leeren Augen ansah. Die Arbeit, die immer noch in seinen Händen lag, knüllte er zusammen, übte Druck auf meinen Kiefer aus und stopfte mir das Papier in den Mund, was mich erschrocken aufschreien ließ.
Meine Augen wurden groß und begannen glasig zu werden, nachdem mein Mund wie von alleine zufiel und das angefeuchtete Papier auf meinem Schoß abprallte und zu Boden fiel.
„Wieso kannst du nicht so fehlerlos, wie deine Mathearbeit sein, hm?!", schrie er und fuhr mit einer Hand in meine Haare, an denen er mich mit einem Ruck auf seine Höhe zog und mich somit zur Seite gegen den Tisch knallen ließ. Ich kniff die Augen zusammen, als ich unten vor ihm aufkam. Meine Tränen hinterließen eine Spur auf meinen Wangen, während ich einen ziehenden Schmerz durch mehrere Stellen meines Körpers spürte. Ich bemerkte, wie eine weitere Person, meine Mutter, mein Zimmer betrat und mich über den Arm meines Vaters musterte, mit der Hand an ihrem Mund.Ein letztes Mal sah mein Herr mich von oben an, ehe er mir den Rücken zukehrte und dabei war, mein Zimmer zu verlassen. Sofort kam meine Mutter auf mich zugestürzt, umrahmte mein Gesicht mit ihren Händen und streichelte meine Wangen. Als ich kurz auf zischte, hielt sie inne und ich konnte ihre mit Tränen getränkten Augen erkennen, was mir mehr Schmerzen bereitete, als meine blauen Flecken, die sich in nächster Zeit bilden würden.
Ich wollte sie beruhigen, indem ich ihr übers Haar strich, doch sie wurde schlagartig zurückgezogen und die Tür wurde zugeschlagen. Gedankenlos saß ich auf dem Boden, versuchend mich zu sammeln. Vorsichtig rappelte ich mich auf und ging mit langsamen Schritten zum Spiegel, hob mein T Shirt hoch und erschrak, als ich die grau - blauen Flecke auf meiner erwärmten, rot angelaufen Haut sehen konnte.
Auch wenn es nicht das erste mal war, erschütterte es mich jedes Mal aufs neue, wie grob mein Vater wirklich war und wie sehr ihm das egal zu sein schien. Was für einen Hass er auf mich haben musste, war unbegreiflich und es schmerzte, wenn ich daran dachte nie wieder eine gute Beziehung wie vor meinem Outing mit ihm zu haben. Ich hatte alles ruiniert, all die schönen Momente zwischen uns bedeuten nichts mehr, egal wie sehr sie in meinen Erinnerungen gespeichert waren. Warum hatte ich mich nur dazu verleiten lassen? Warum musste ich es ihnen sagen?
Zurück schleppte ich mich zu meinem Schreibtisch und ließ mich weinend in meinen Stuhl sinken. Die kleine Tischlampe, die meine Aufzeichnungen erhellten, schien plötzlich ausgegangen zu sein. Ich fühlte mich in einem unendlich, dunklen und finsteren Teufelskreis. Ich sah keinen Ausweg daraus und wenn, dann wurde ich auf meinem Weg aufgehalten. Meine Mutter wurde hineingezogen, eines der Dinge, die ich mir nie verzeihen würden. Ich habe ihre zuvor wundervolle Ehe zerstört, jenes gute Verhältnis zu ihrem Mann, der eigentlich ihr bester Freund war, nur weil ich mich nicht zurückhalten konnte.
Nur weil ich wollte, dass sie ihren Sohn kennen. Ich spürte jeden Tag, wie meine Mutter darunter litt, wie sie versuchte ihn zu beruhigen, er aber nicht mit sich reden ließ und sie zur Seite schubste, nur um sich ihr lautes weinen und flehen nicht anhören zu müssen. Wie sie laut anfing zu weinen und selbst ihre Hand auf ihrem Mund ihre Trauer, Wut und Schock nicht verbergen konnten, den sie gegenüber ihm anfing zu spüren.
Das sie ihre Entscheidung, sich auf ihn eingelassen hatte, bereute, und das nur, wegen ihres Kindes, welches nicht besonders war und sie in diese Situation gebracht hatte, ganz alleine. Ich war schuld und ich konnte ihr keine gute Erklärung dafür geben, ich konnte mich nicht angemessen entschuldigen, dabei war es das letzte, was sie gebrauchen konnte. Es war zu spät, ihr Leiden von Beginn konnte ich ihr nicht nehmen. Das hatte sie nicht verdient.
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𝙎𝘼𝙑𝙀 𝙈𝙀 / 𝙥𝙟𝙢 𝙭 𝙢𝙮𝙜
FanfictionJimin gesteht seinen Eltern an seinem 17. Geburtstag, dass er schwul ist. Seine Mutter akzeptiert es, sein Vater ist jedoch ganz anderer Meinung und behandelt Jimin so, wie man sein eigenes Kind nicht behandeln sollte. Doch ein Junge aus Jimin's Sch...