KAPITEL 54

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Y O O N G I

„Ich..hab mich auch in dich verliebt und ich wusste einfach nicht, wie ich damit umgehen soll!", ratterte er runter, in der Hoffnung, ich habe es doch noch irgendwie überhört. „Tut mir leid, dass ich dich abgewiesen und ignoriert habe. Tut mir leid, dass ich nicht anders reagiert und dich verletzt habe. N-nur..es ging alles so schnell und dann w-waren da diese Gefü-fühle die ich nicht kannte und-",

Ohne Jimin weiter ausreden zu lassen, ging ich auf ihn zu und hob sein Kinn an, um ihn dazu zu bringen, mich anzusehen und gleichzeitig die kleinen Tränen wegzuwischen. Zur Bestätigung blickte ich ihm in seine Augen, welche mich beinahe dahinschmelzen ließen, wenn ich mich nicht vorgelehnt und meine Lippen an seine geschmiegt hätte. Sie passten schon perfekt zusammen und total mitgerissen von diesem weichen Lippenpaar, vertiefte ich den Kuss ein kleines bisschen, doch nicht zu sehr, immer noch auf romantische Art und Weise. Ich drückte ihn gegen das Waschbecken, hielt mit einer Hand seine Taille fest, die andere fand platz auf seiner Wange.

Leicht unsicher erwiderte Jimin den Kuss und hielt sich an einem meiner Arme fest. Die Stelle fing zu kribbeln an, wie der Rest meines gesamten Körpers, welcher an Jimins lehnte. Dieser Kuss hatte all meine Erwartungen, nach dem ersten, übertroffen. Ich konnte Jimins Erwiderung in diesem förmlich spüren und der Gedanke, an seine Worte zurück, machte es soviel besser.

Doch blöderweise mussten wir uns, aufgrund des Sauerstoffmangel trennen und atmeten tief durch. „Ich bereue nichts. Keine einzige Sekunde, die ich mit dir verbracht habe", flüsterte ich zwischen uns, was Jimin's Gesicht erhellte. Daraufhin blickte er schüchtern auf den Boden, während ich mir die Hand in den Nacken legte, bis wir nach kurzer Zeit leicht lachen mussten. Es war so verrückt, was eben zwischen uns passierte. Das war es zwar schon irgendwie vorher, allerdings nicht so, dass wir es uns eingestanden hätten. Wir konnten uns anfangs überhaupt nicht ausstehen, dabei hatten wir kaum was am Hut miteinander.

Es erschien mir wie eine Fassade, die, so mehr Jimin sich geöffnet und ich somit mehr über ihn wusste, zu bröckeln anfing, bis meine Gefühle sich komplett veränderten und neue dazugekommen sind. Und auch, wenn ich nicht verstand, wie schnell so etwas gehen konnte, sprachen alle Anzeichen dafür. Er war derjenige, vielleicht von Anfang an, für den ich etwas empfand und bei dem ich mich, selbst nach all diesen Streitereien, immer noch wohl fühlte. Das ich es mochte, wenn er im Zimmer nebenan schlief und mit mir frühstückte.

Es war kein wegrennen von Gefühlen, kein verbleibender Kummer oder entstehende Zweifel. Es waren Explosionen, die nicht aufhörten, in uns innerlich hoch zu gehen und uns von außen nicht trafen.

Es war das Gefühl, was ich anscheinend die ganze Zeit, unbewusst, gesucht hatte.

***

Mit nervöser Haltung und Überlegung, ob ich zu Jimin rüber gehen sollte, starrte ich in meinem Zimmer an die Decke. Nachdem wir beide das Badezimmer, mit angespannter Stimmung verlassen hatten, redeten wir nicht und waren in unsere eigenen Betten gegangen. Allerdings hielt es mich wach. Wir hatten dem jeweils anderen die Gefühle gestanden, und trotzdem sind wir ohne Gespräch da raus gegangen. Ich wollte wissen, was Jimin in Betracht zog und wie es nun weiter ginge.

Auch generell, wie das nun mit seinen Eltern aussah. Zwar schien, wie Jimin mir erst erzählte, mit seiner Mutter alles gut zu sein, jedoch war sein Vater immer noch frei, was mich persönlich nicht ganz kalt ließ. Zudem wohnte die Mutter noch mit ihm zusammen, wollte aber nicht, dass Jimin zurückkam, aus Angst, er würde ihn diesmal noch härter, wie er sagte, bestrafen. Wir mussten uns im Klaren sein, wie wir weiter vorgehen würden, denn auch wenn ich Jimins Anwesenheit sehr mochte, so mussten wir irgendwas unternehmen, damit auch er irgendwann wieder nach Hause, zu seiner Mutter konnte.

Noch nach weiteren Minuten im Grübeln, stand ich einfach auf und ging aus der Tür, um auf den Flur zu treten. Langsam tastete ich mich, in Richtung Jimins Zimmer, im Dunkeln vor, blieb aber abrupt stehen, als ich ein erschrockenes aufatmen vernahm und etwas hartes unter meinem Fuß spürte. Schnell knipste ich den nächsten Lichtschalter an und blickte in Jimins verzogenes Gesicht. „Jimin? Was machst du hier?", war die erste Frage, die mir in den Sinn kam, bevor seine Wangen leicht rot anliefen. „Ich..wollte eigentlich..auf die Toilette. Und..du?" Überlegend sah ich ihn an. „Ja..ich eigentlich..auch."

Allerdings bemerkte ich schnell, dass sowohl meine, als auch Jimins Aussage gelogen war, da wir beide nicht annähernd in der Richtung des Badezimmers standen. „Halt..du wolltest gar nicht..", fing mein Gegenüber an, woraufhin ich mir auf die Lippe biss. „Du wohl auch nicht." Augenblicklich fingen wir beide an, kurz zu kichern. „Wohin wolltest du wirklich?" Ertappt sah ich ihn an, zögerte meine Antwort aber noch heraus.

„Sag du's mir." Jimin zog eine Augenbraue hoch.

„Na gut, ich..wollte zu dir", gab ich ehrlich zu, woraufhin ich einen überraschten Blick erntete und leicht nervös eine Hand in meinen Nacken legte. Jimin kicherte erneut in sich hinein. War der Gedanke so abwegig? „Was ist los?", fragte ich etwas grinsend, um nicht komplett dämlich dazustehen. Er räusperte sich und seine schüchterne Haltung kehrte zurück. „Das wollte ich, ehrlich gesagt auch."

„Oh..", war das einzige, was ich darauf antworten konnte, denn ich mochte den Gedanken, dass ich nicht der einzige war, dem es so ging. Dabei waren wir, soweit ich dachte, nicht wirklich und offiziell zusammen. Stumm blickten wir uns in die Augen, bis ich seine Hand nahm und mit dem Kopf nickte. Jimin erwiderte meine Andeutung, wir machten das Licht aus und gingen zusammen in mein Zimmer. Ich setzte mich auf die eine Seite meines Bettes, während Jimin unbeholfen auf der anderen Seite stand. Ich klopfte auf die Matratze, was ihn dazu brachte, sich doch raufzusetzen, auch wenn er noch etwas zurückhaltend war. Letztendlich hob ich die Decke an und wartete, bis Jimin neben mir lag, bis auch ich mich neben ihn legte und mit einem Lächeln musterte.

Es war etwas amüsant, wie Jimin immer noch unbeholfen und mit seinen Fingern spielend, neben mir lag. Die Farbe auf seinem Gesicht war immer noch nicht verschwunden, wenn nicht, sogar noch dunker geworden. Dann fing er aber an zu gähnen, weshalb ich das kleine Nachtlicht ausknipste und meinem Kopf ins Kissen fallen ließ.

𝙎𝘼𝙑𝙀 𝙈𝙀  / 𝙥𝙟𝙢 𝙭 𝙢𝙮𝙜Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt