J I M I N
Geduldig wartete ich, bis Yoongi die letzten, von mir bekommen Aufgaben zu Ende rechnete. Es waren nur noch zehn Minuten, dann würde unsere erste Stunde und die letzte einiger noch anwesenden Klassen enden. Mit jeder Sekunde, die verstrich wurde ich allmählich immer mehr ungeduldiger und mein Blick blieb gequält an der Uhr hängen, dabei zusehend, wie eine weitere Sekunde verstrich.
Auch wenn mir diese Nachhilfestunden in Zukunft nicht gefallen würden, vor allem mit Yoongi, war ich doch noch irgendwo froh, sie zu haben. „Jimin, alter", riss mich eine Stimme aus den Gedanken. Yoongi sah mich noch genervter an, als davor und ließ das Blatt vor meiner Nase, auf den Tisch fallen. Ich drehte es um, holte einen farbigen Stift aus meinem Mäppchen und ging seine vorhandenen Fehler durch, denn er hatte einige. „Und, Herr Streber?", fing er an und hob seinen Kopf, den er davor auf dem Tisch abgelegt hatte.
Genervt sah ich durch die Aufgaben und hob die Fehler weiter hervor. „War ich das?", fragte er plötzlich, was mich ihn verwirrt ansehen ließ. Er bemerkte meine Verwirrung anscheinend, denn er deutete auf meinen rechten Arm, der erneut freigelegt war. Ich schluckte einmal kurz, ließ mich davon aber nicht irritieren und setzte die Kappe des Stiftes auf. „Du hast kleine Fehler gemacht, wodurch die Ergebnisse falsch wurden und somit die ganze Aufgabe für'n Arsch ist. Ich würde dir raten, es dir anzusehen und versuchen, sie nochmal zu rechnen. Vielleicht siehst du ja deine Fehler, denn die ersten Aufgaben waren soweit ja in Ordnung. In der nächsten Stunde, vergleichen wir das und ich erkläre dir deine Fehler genauer, wenn's dich interessiert."
„Wann ist die nächste Stunde?", fragte er und
ich mich nach einem letzten Blick auf die Uhr, langsam erhob. Dann packte ich meine Sachen ein und zog die Kopie des Planes aus einer meiner Hefter heraus, dabei spürte ich seinen Blick auf mir. Ich legte das Aufgabenblatt und die Kopie aufeinander und drückte sie ihm in die Hand, bevor ich die Bibliothek verließ und Yoongi alleine sitzen ließ.Draußen angekommen, zog ich meine Kopfhörer aus meiner Tasche, steckte sie mir ein und machte mich mit langsamen Schritten auf den Weg nachhause. Der Regen war mittlerweile getrocknet und hatte sich in den Boden hineingezogen, welcher von der Sonne erwärmt wurde. Als ich nach einer Weile mein Haus sehen konnte, bekam ich wieder das einengende Gefühl, obwohl ich es mittlerweile gewöhnt war, denn vor den Ferien war es ja nicht anders.
Das Gefühl von Panik begleitete mich trotzdem jeden Tag. Ich seufzte, zog die Kopfhörer aus den Ohren und versuchte leise das Gartentor ein Stück zu öffnen. Ich schlüpfte durch den Minispalt, da ich mich nie traute das Tor weiter zu öffnen, aus Angst, es könnte ein Geräusch von sich geben und mich verraten. Ich wollte noch die paar Minuten Ruhe, bevor ich hineinging und das ganze Haus in sich zusammenbrach.
An der Haustür angekommen, kramte ich meinen Schlüssel raus. Ich versuchte jede noch so kleine Bewegung, so langsam wie möglich auszuführen. Dann atmete ich tief ein, steckte den Schlüssel ins Loch und drehte ihn leise, bis das Klacken ertönte. Bevor ich das Haus betritt, steckte ich den Kopf durch und sah in den Flur. Es schien niemand da zu sein, es waren keine Schuhe zu sehen und es war mucksmäuschenstill.
Oft war es so, dass meine Mutter eher als mein Vater nachhause kam, manchmal blieb er sogar über Nacht weg und kam erst am frühen Morgen heim, einer der Gründe wieso ich das Haus frühst möglich verließ. Aber die Betonung lag auf manchmal. Das Risiko ihn zu treffen, wenn ich mich auf den Schulweg machte, war mir einfach zu groß, selbst wenn ich dann sogar überpünktlich zur Schule kam.
Die Anspannung meines Körpers ließ nach und erleichtert schloss ich die Tür hinter mir. Ich zog meine Schuhe aus und stellte sie so weit wie möglich nach hinten ins Schuhregal, damit man nicht sofort sah, dass ich anwesend war. Doch das galt nur für den Herrn und auch wenn das nicht viel brachte und nicht lange anhielt, so kam er nie sofort angelaufen. Ich schleppte mich müde in mein Zimmer, mein Rucksack hing träge an meinem Arm.
Angekommen lief ich auf mein Bett zu, ließ die Tasche fallen und legte mich vorsichtig auf mein Bett. Mein Rücken tat noch weh, wenn nicht sogar seit dem Sportunterricht noch mehr und ich hatte vor jeder noch so winzigen Berührung Angst. Ich schloss die Augen, versuchte mich auf meine Gedanken zu konzentrieren, als mein Magen sich zu Wort meldete.
Ich seufzte auf und ließ ihn noch einige Male knurren, bis ich mich erhob und zur Küche ging. Ich suchte die Schränke nach etwas essbarem ab, doch auf vieles hatte ich keine Lust und mir war überhaupt nicht nach einem fünf Sterne Menü, weshalb ich mich für einen einfachen Ramencup entschied. Ich zog den Papierdeckel ab und kochte Wasser auf, goss es danach in den Becher, ehe ich wieder den Deckel einfach oben drauf legte. Ich setzte mich auf den Barhocker und wartete die fünf Minuten in Stille ab.
Es war so still, dass ich mein eigenes Herz hören konnte, als ich plötzlich die Schlüssel klackern hörte. Ein unangenehmes Gefühl überkam mich, weswegen ich mich nicht bewegte und richtete meine Augen auf den offenen Eingang. Keine zwei Minuten und meine Mutter, welche mich sanft anlächelte, stand im Rahmen. „Hallo Jiminie", begrüßte sie mich mit einem schwachen Lächeln, was ich trotz der Umstände trotzdem erwiderte.
„Du bist früh zurück", gab ich von mir und sah auf die Uhr. Sie stellte ihre Handtasche auf der Kommode ab, schlüpfte aus ihren Schuhen raus und kam auf mich zu. Sie umfasste meinen Arm, gab mir einen seitlichen Stirnkuss und wendete sich zur Kaffeemaschine. „Ja, irgendein Notfall bei dem Chef", erklärte sie daraufhin und nahm gegenüber von mir Platz, dann sah sie entsetzt auf den Cup vor mir.
„Jimin, willst du nur Ramen essen? Soll ich dir nicht was richtiges machen?", fragte sie und war dabei aufzustehen, jedoch winkte ich schnell ab. Ich wollte nicht, dass sie sich die Mühe für mich machte. „N-nein, ist schon okay. Ich habe keinen großen Hunger, außerdem muss ich mich gleich an die Hausaufgaben setzen."
Skeptisch beäugte sie mich, dann zeigte sie mahnend mit dem Zeigefinger auf mich. „Wenn du etwas anderes essen willst oder noch Hunger haben solltest, sagst du mir Bescheid, verstanden?" Ich presste die Lippen aufeinander und lächelte als Antwort. Wenn mein Vater nicht da war, war es die schönste Zeit zuhause. Ich unterhielt mich mit meiner Mutter über alles mögliche, ohne Angst zu haben, dafür kritisiert zu werden. Doch, die Gespräche stellten sich ein, sobald man nur sein Auto, was gerade in die Garage fuhr hören konnte und dann war es einfach nur eine Frage der Zeit, bis wir zu Bällen für Abbau von Stress wurden.
DU LIEST GERADE
𝙎𝘼𝙑𝙀 𝙈𝙀 / 𝙥𝙟𝙢 𝙭 𝙢𝙮𝙜
FanfictionJimin gesteht seinen Eltern an seinem 17. Geburtstag, dass er schwul ist. Seine Mutter akzeptiert es, sein Vater ist jedoch ganz anderer Meinung und behandelt Jimin so, wie man sein eigenes Kind nicht behandeln sollte. Doch ein Junge aus Jimin's Sch...