KAPITEL 59

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Y O O N G I

Frisch geduscht und fertig umgezogen, machte ich mich zurück auf den Weg in die Küche, in welcher Jimin immer noch saß, mich allerdings nicht zu bemerken schien. Also schlich ich mich vorsichtig an ihn heran, um ihm mein Kinn aufzulegen und einen federleichten Kuss, hinter sein Ohr aufzudrücken. „Und? Bereit?"
Er schien aus seiner Träumerei zu erwachen, weshalb ich lachte und mich von meiner Haltung erhob, was Jimin Platz zum aufstehen gab. Daraufhin zogen wir uns unsere Schuhe, sowie warmen Jacken an und verließen, unten mit dem Fahrstuhl angekommen, das Gebäude.

Ruhig und mit angenehmer Stille hielten wir an der nächsten Bushaltestelle, bis der Bus nach fünf Minuten schon die Straße entlangkam. Mit diesem fuhren wir 25 Minuten zur richtigen Haltestelle, welche schräg vor dem Ort des Dates stand, was Jimin verwirrt dreinblicken liess, da es das einzige und große, sichtbare Gebäude war. Ich nahm ihn also wortlos an der Hand, führte ihn zum Eingang der großen Halle und zog die zwei Tickets, welche für das größte Aquarium Seouls und das heutige Datum notiert waren, aus meiner Jackentasche. „Yoongi..du", fing Jimin leise neben mir an, als ich der Mitarbeiterin die Tickets in die Hand drückte, diese nach einem Stempel wieder an mich nahm und nacheinander durch das Drehkreuz liefen. Jimin blickte mich mit großen Augen an, was mich kurz auf die Lippen beißend, mit hoffnungsvollen Blick dastehen ließ.

„Was..sagst du? Gefällt's dir?" Ich hatte kurz Zweifel, dass es Jimin vielleicht doch nicht gefiel, denn wir standen nun bereit zum erkunden in der Halle und er hatte seit der Ticketkontrolle nichts mehr gesagt. Dabei hatte ich mir das Aquarium ausgesucht, weil viele Pärchen ihre Dates hier verbrachten, da es ja so romantisch wäre und eine schöne Atmosphäre zwischen den Menschen schaffen würde. Zudem wollte ich für mich und auch für Jimin etwas ruhiges und ausgelassenes finden, denn gerade er, brauchte die Ruhe. „Ob's mir gefällt? Yoongi, dass ist toll!" Mit einem fröhlichen Lächeln legte er mir seine Arme um, weshalb wir mitten in der Halle standen und uns umarmten. Doch, diese ging nicht allzu lang, da Jimin sich löste, mich am Arm packte und sogleich durch den ersten, dunklen Durchgang zog.

Dieser führte uns zu einem, in blau getauchten Raum und unzähligen Fischen neben uns. Es war auf dem ersten Blick so angenehm, was mich gar nicht zum weitergehen brachte. Jedoch war meine Aufmerksamkeit so schnell weg, wie sie gekommen war. Denn Jimin stand an einer der Fenster und blickte jeden Fisch, der vorbeikam, mit solch einem amüsierten Ausdruck an, dass ich nicht anders konnte und ihn, wie ein komisch aussehender Idiot anstarrte.

Und das ging fast den ganzen Aufenthalt so.

***

„Yoongi, schau mal", sagte Jimin, als wir den letzten Durchgang verließen und zeigte auf einen der Photoboots, der am Ausgang stand. Drei Stunden hatten wir in der Halle verbracht, wobei ich glaubte, dass es mehr gewesen waren, wenn man die Pausen, die wir gemacht und mindestens länger, als zehn Minuten, auf den Bänken gesessen hatten, mit einbezog. Aber es hatte mehr Spaß gemacht, als ich wirklich gedacht hatte.

„Okay, du kannst starten." Auf Jimins Kommando drückte ich auf den Startknopf, nachdem wir es uns in der Kabine, so gut es ging, bequem gemacht und uns die Haare gerichtet hatten. Wir warteten die fünf Sekunden ab, die sich so lang anfühlten, wodurch meine Konzentration schon wieder ganz wo anders hinging. Undzwar auf den lächelnden Jungen neben mir. Er war so vertieft darin, gut auszusehen, weshalb er mein Starren erst beim zweiten Ton des Bildes mitbekam und mich perplex musterte. Und so oft, wie ich vorhin daran gedacht hatte, nahm ich, ohne groß weiter darüber nachzudenken, seine Lippen ins Visier und drückte meine drauf, als der nächste Ton durch die Kabine hallte.

Jimin stieg sofort mit ein, was uns beide zum grinsen brachte, wodurch der Kuss nicht lange anhielt und wir es erneut versuchten, was in einer kurzen Knutscherei ausartete, bis die Kabine uns das Drucken der Fotos mitteilte. Augenblicklich fingen wir an zu lachen, sprachen aber nicht groß miteinander, sondern verließen die Kabine und schnappten uns die Fotos. Ohne auf den Bus zu warten, nahmen wir den Weg zum anliegenden Park, welcher uns zum Supermarkt, in der Nähe meines Apartments führen würde. Jimin musste leicht in sich lachen.

„Was ist so lustig?", fragte ich in die Stille und nahm einer seiner Hände in meine. „Nichts, nur wenn ich daran zurückdenke, wie wir noch vor zwei Wochen, kurz davor waren, uns buchstäblich zu zerreißen, ist das hier schon etwas verrückt." Ebenfalls musste ich leicht lachen, als auch ich an einige Vorfälle dachte. Die Momente, wo wir nicht mal den selben Raum benutzen wollten oder uns bei den Nachhilfen stritten. Das alles war plötzlich wie verflogen und glücklicher könnte ich heute nicht sein.

„Ja, dass stimmt schon. Aber, dass ist doch ein gutes Zeichen." Jimin nickte mit einem zustimmenden Laut, als ich ihn weiter vom Gehen abhielt, einen Arm um seine Taille legte und ihn an mich ran zog. Zuerst blickte mich Jimin mit großen Augen an, während seine Wangen immer mehr an Farbe bekamen. Dennoch schien er gefasst und darauf vorbereitet, als ich ihm immer näher kam und letzten Endes meine Lippen mit seinen verband. Ich nahm mir so viel Zeit, wie möglich, nicht versuchend daran zu denken, was unsere Umgebung von uns dachte und wer uns sehen könnte.

Denn dieses Gefühl, wenn ich Jimin ansah oder ihn küsste, war all die komischen Blicke, sowie Sprüche, wert. Es war ein atemberaubendes Gefühl, etwas, was ich mehr, als nur einmal spüren wollte. Aber im Großen und Ganzen lag es an Jimin, seine Person, die mich so glücklich machte. Ihn anzusehen oder zu küssen, konnte ich immer tun, doch seine Existenz machte es entscheidend. Ich war jemand, der seine eigenen Gefühle nie ausdrückte, oder sogar akzeptierte, egal, was es war. Ich weinte selten, lachte nur, wenn ich etwas wirklich lustig fand und war oft grimmig, ohne es wirklich zu sagen oder zu zeigen.

Jimin machte mich so glücklich und gab mir unzählige Schmetterlinge, dass ich plötzlich der ganzen Welt sagen wollte, was ich für ihn empfand. Doch jetzt, war er noch mein Geheimnis.

Mein kleines, schönes Geheimnis.

𝙎𝘼𝙑𝙀 𝙈𝙀  / 𝙥𝙟𝙢 𝙭 𝙢𝙮𝙜Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt