KAPITEL 44

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J I M I N

Während die übrig geblieben Schüler, sowie meine Freunde und ich dabei zusahen, wie Jun sich von den Spinden drückte und auf Yoongi zulief, hatte dieser sich schon in Sekunden umgedreht und Jun in den Bauch geboxt. Dieser krümmte sich augenblicklich, prustete die angestaute Luft raus und ging langsam zu Boden. Sein Gesicht lief rot an und er hielt sich den Bauch, weshalb Yoongi ihn mit zusammengebissenen Zähnen musterte. Sein Blick wurde weich, schon fast sorgend, weshalb er sich ebenfalls langsam dem Boden näherte und Juns Gesicht überprüfte. Aber so schnell er das tat, war der ältere Bruder von Mary schon wieder fit genug, Yoongi diesmal am Hals zu packen und ihn zu sich zu ziehen.

Ohne zu zögern, schlug er ihm ein weiteres Mal ins Gesicht. Yoongi hatte nicht einmal die Zeit, den Schlag zu akzeptieren, da setzte sich Jun auf seine Beine und fing an, auf ihn einzuschlagen. Er war plötzlich mit solch einem Hass gefühlt, dass er nicht mal auf die Schreie und Berührungen von Mary einging, welche er andauernd zur Seite schubste. Er schlug und schlug, gab dem Schwarzhaarigen nicht mal die Möglichkeit, atmen zu können.

Mir wurde ganz flau im Magen, er zog sich zusammen und selbst ich bekam beim zusehen, Atemnot. Ich hatte das Gefühl, dass ich jeden einzelnen Schlag von Jun auf mir spürte und wurde den Tränen langsam nahe. Ich versteckte mich unauffällig etwas hinter Jin und versuchte, nicht hinzusehen, was mir nur teilweise gelang, da anscheinend niemand Jun von Yoongi wegbekam. Selbst nach Marys, Namjoon und Taehyungs mehrmaligem Eingreifen, machte er weiter. Er erwähnte ständig Marys Namen, spuckte diesen schon nahezu in Yoongis Gesicht.

Allerdings, als Jun die Hände hochnahm, um erneut zuzuschlagen, hatte Yoongi seine Gelenke fest im Griff und drehte sich mit ihm rum. Nun saß Yoongi auf ihm, hob eine Hand und wollte genau das tun, was man bei ihm eben getan hatte. Jedoch zögerte Yoongi und als er schon aufstehen wollte, blickte er in meine Richtung. Ängstlich erwiderte ich seinen Blick, während ich noch hinter Jin versteckt stand. Plötzlich schrie jemand, als Yoongi schon dabei war, sich langsam zu erheben. „Ist das denn zu fassen?! Ich glaub, ich sehe nicht richtig!" Herr Baek, unser Kunstlehrer kam mit einem grimmigen Blick den Gang entlang gerannt und blickte vorwurfsvoll, die beiden Jungs an. Yoongi stand nun, mit verschrammten Gesicht endgültig über Jun, welcher sich ebenfalls erhob und seine Kleidung glatt strich.

„Was sollte das denn, Jungs?!", „Herr Baek, Jun ist einfach auf Yoongi losgegangen! Sehen Sie ihn sich doch mal an!", rief Taehyung dazwischen und zeigte auf Yoongi, welcher beschämend zur Seite blickte. „Yoongi, ist das wahr?", fragte der Kunstlehrer, Yoongi zuckte nur mit den Schultern. „Okay, wir atmen mal tief durch. Jun, du kommst mit mir und Yoongi, es wäre besser wenn du ins Krankenzimmer gehst", „Nein, ist schon in Ordnung. Ich werd einfach..nach Hause gehen." Yoongi seufzte, weshalb Herr Baek ihn nur bedrückt ansah. „Okay, dann lass wenigstens dein Gesicht versorgen. Und Jun, wir beide gehen jetzt. Euch allen ein schönes Wochenende."

Wütend sah der Angesprochene noch einmal hinter, bevor er dem Lehrer widerwillig folgte. „Mein Gott, Yoongi! Ist alles okay? Du siehst wirklich schlimm aus. Komm, wir holen etwas zum verarzten", quietschte Mary in den Gang und warf sich sogleich auf Yoongi. Dieser grummelte genervt und nahm Marys Arme von seinem Hals. Davon beirren, ließ sie sich allerdings nicht, denn ihr Mund öffnete sich und eine Hand legte sich prüfend auf sein Gesicht. Seufzend nahm er ihr Handgelenk. „Ich hoffe, du bist jetzt zufrieden", sprach er vorwurfsvoll und ließ ihr Gelenk mit Schwung zur Seite fallen. Mary sah ihn nur böse an, bevor sie ihre Haare nach hinten warf und den Gang verließ.

„Gott, Yoongi. Ist alles okay?", fragte Taehyung, als er mit Namjoon auf ihn zugelaufen war. Yoongi nickte nur und hob seinen Rucksack, welcher durch das Rumgezerre von Jun halbherzig auf dem Boden lag, auf. Lässig schulterte er diesen, wischte sich über die Stirn und drehte seinen Kopf plötzlich zu uns hinter. Auch wir hatten mittlerweile schon unsere Jacken angezogen, wobei die anderen noch dabei waren, ihre Handys und Busfahrkarten, aus ihren Taschen zu kramen. Ich biss mir gedankenverloren und zu Yoongi blickend auf die Lippen, bis er mir einen bedrückten Blick zu warf und von seinen Jungs durch den halben Gang gezogen wurde. Ich seufzte nur und sah zu den Jungs, welche ebenfalls ihre Taschen auf den Rücken warfen. „Fertig, Hobi?", fragte Jin, woraufhin Hoseok nickte und wir uns auf den Weg nach draußen machten.

Zusammen liefen wir noch ein Stück vor, bis wir Jin an der ersten Einfahrt, welche neben der Schule anknüpfte, verabschiedeten. So liefen wir noch zu dritt, vor das Tor, bis auch wir uns verabschiedeten und die beiden den kleinen Berg hinunterliefen. Angespannt, atmete ich aus und schloss für eine Sekunde meine Augen. Der Wind wehte mit kalter Luft, zerstörte meine Haare und ließ mir rote Wangen aufkommen. Ich drückte mich weiter in den Schal, welcher immer noch Yoongis Duft, welchen ich schon die letzen Male bemerkt hatte, trug. Meine Hände vergrub ich in meinen Taschen, da sie anfingen, zu schmerzen. „Jimin", unterbrach jemand die Stille, weshalb ich die Augen öffnete und zur linken Seite sah. Yoongi stand dort und blickte mich nervös an.

Ich schluckte, sein Gesicht hatte, obwohl es nicht so ausgesehen hatte, einige Schläge einstecken müssen. Einer seiner Wangen hatte einen roten Fleck, die Lippe war aufgeplatzt und seine Haare standen in alle Richtungen. Schon wieder spürte ich dieses Gefühl in mir aufkommen, als Jun, mit gehobener Hand, auf Yoongi gesessen hatte und auf ihn einschlug. Wortlos musterten wir uns, bis Yoongi den Augenkontakt abbrach und mit roten Wangen zu Boden blickte. Ich seufzte nur und ging auf ihn zu, was ihn seinen Kopf anheben ließ. Dann nickte ich ihn die Richtung, in die wir mussten, ehe ich anfing, langsam loszulaufen. Yoongi holte das kleine Stück verspätet auf und zusammen liefen wir still zu ihm nach Hause.

Im Apartment angekommen, schlüpfte Yoongi aus seinen Schuhen und steuerte das Sofa an. Auf dieses ließ er sich fallen, den Rucksack auf den Boden sinken. Nicht wissend, was ich tun sollte, stand ich tatenlos im Raum rum und beobachte den müden Jungen, der die Augen zugekniffen hatte. Überlegend kaute ich auf meinen Lippen rum, bis ich ebenfalls meine Schultasche im Flur liegen ließ und auf Yoongi zu ging. Anschließend kratze ich mir im Inneren, einwenig Mut zusammen. „Wo ist der Erste Hilfe Koffer?", fragte ich gerade aus, Yoongi öffnete seine Augen.

„Ist schon okay, Jimin. Das geht sch-",

„Wo ist er?", fragte ich erneut, diesmal ernster.

𝙎𝘼𝙑𝙀 𝙈𝙀  / 𝙥𝙟𝙢 𝙭 𝙢𝙮𝙜Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt