KAPITEL 6

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Y O O N G I

Als ich an der Turnhalle ankam, neigte sich die zweite Stunde schon fast dem Ende zu, weswegen es sich nicht mehr lohnte, in den Unterricht zu gehen. Ich lehnte mich gegenüber der großen Flügeltür und fing an, langsam in meinen Gedanken zu versinken. Jimin war ein Teil davon. Ich fragte mich, ob ich eben zu weit gegangen war. Woher kam dieser blaue Fleck an seinem Arm? Hatte ich ihm diesen zugefügt? Aber ich konnte mich nicht erinnern, ihn am Arm überhaupt berührt zu haben. Vielleicht hatte er sich auch einfach gestoßen und ich zerbrach mir hier unnötig den Kopf. Und wenn schon, was interessierte mich das? Ich konnte Park Jimin nicht ausstehen, dass er mir egal war, war schon etwas untertrieben.

Ich seufze genervt aus, als ein lautes Klingeln durch die Schule tönte. Endlich, die zweite Stunde war vorbei und somit fing die Frühstückspause an. Der Gang füllte sich mit Mengen von Schülern und lautem Gerede. Ich festigte meinen Blick auf den offenen Eingang, wo der Flur zur Turnhalle anfing. Die Turnhalle sowie das Physikzimmer waren im Erdgeschoss, weshalb es nicht lange dauern sollte, bis meine Freunde hier ankamen. Doch, als ich dachte, sie würden hinter der Ecke hervorkommen, entpuppten sich die Personen als Jimin und seine Freunde.

Genervt sah ich ihn an, doch er würdigte mir keines Blickes, als er an mir vorbei in die Umkleiden ging. Namjoon und Taehyung kamen gleich hinter ihnen vor mir zum stehen. „Und? Was wollte der Direktor denn von euch?", fragte Namjoon als erstes und ich erzählte den beiden alles von Anfang an, nachdem wir unsere Sportschuhe von unserer Sportlehrerin Frau Jung kontrollieren ließen und ebenfalls die Umkleide betraten. „Oh man, gerade ihr beiden." Namjoon nickte Taehyung zustimmend zu. Ich seufzte erneut, setzte mich auf die Bank und kramte mein Sportzeug aus meinem Sportbeutel. Die Tür des Badezimmers öffnete sich und Jimin kam fertig ausgezogen aus diesem heraus. Wieso zog er sich denn im Bad um? Hat er das vor den Ferien auch schon so gemacht? Oder fand er sich einfach zu wertvoll, als das jemand seinen Körper ansehen durfte?

Ich achtete nicht weiter drauf, tauschte meine Schuhe in meine Hallenschuhe um und band sie flink zusammen. Einige verließen schon den Raum, während andere wiederum sich ihrer Brotdose widmeten. Manche aßen in den Umkleiden, manche auf dem Gang vor der Sporthalle oder in Aula. Wir entschieden uns, hier zu essen, da sich hier nicht so viele aufhielten und es uns angenehmer erschien. Also kramten wir ebenfalls unser Essen heraus und ließen uns auf der Bank nebeneinander nieder. Normalerweise aß ich nie Frühstück, doch wenn ich das tat, dann waren es meistens nur kleine Snacks, wie Obst oder einen Riegel.

„Was wirst du jetzt machen, Yoongi?", fragte Taehyung in die Stille hinein und biss von seinem Brötchen ab, ehe ich ihn verwirrt ansah. „Na, wegen der Nachhilfe. Wirst du hingehen?", beantwortete er meinen Gesichtsausdruck, bevor er anfing zu kauen. Seufzend zuckte ich mit meinen Schultern. „War ja die Idee meiner Mutter, also muss ich wohl oder übel hingehen." Ich trank einen Schluck aus meiner Wasserflasche, als nun Namjoon sich zu Wort meldete. „Und sie hat dir gar nichts gesagt?"

Ich schluckte das Wasser runter, bevor ich antwortete. „Nein, kein einziges Wort. Dabei war sie oft in den Ferien zuhause." Namjoon nickte wissend und lehnte sich zurück. „So schlimm hört sich das gar nicht an. Ich meine, Herr Lee hat nicht unrecht. Jimin ist wirklich gut in Mathe und ich denke, er kann dir wirklich helfen", erklärte er und packte langsam sein Essen weg, nachdem er einen Blick auf die Uhr über der Tür geworfen hatte, was Taehyung und ich ihm langsam nachmachten. „Ja, dass Problem ist halt nur, dass es Jimin ist, der mich unterrichten soll", gab ich zu und schloss den Reisverschluss meiner Schultasche.

Als auch Taehyung fertig war, kamen alle Schüler wieder rein. Wir verließen mit unseren Wasserflaschen in den Händen, zügig den Raum. Schnell stellten wir sie auf das obere Fensterbrett, betraten die Turnhalle und stellten uns schnell an die blaue Linie, die vor den Bänken markiert war. Dann kam auch schon hektisch Frau Jung. „Guten Morgen, Schüler. Ich hoffe, ihr habt euch gut in den Ferien erholt und könnt eure ganze Energie heute rauslassen."

Einige fingen an zu seufzen, ehe Frau Jung weitersprach. „Ich habe einige Spiele zum reinkommen vorbereitet. Wie wär's für den Einstieg mit ein paar Runden Basketball?", fragte Sie und sah durch die Reihe. Meine Laune schoss nach oben und ich setzte ein dementsprechend zufriedenes Gesicht auf. Eine tolle Idee reinzukommen. „Wer wählt die Teams? Wie wär's denn mit Yoongi und Jimin?", lächelnd sah Sie uns beide an und ich stellte mich vor der Reihe auf. Jimin seufzte nur.

Zuerst fing ich mit meinen Freunden an und wechselte mich beim wählen mit Jimin ab. Die Teams standen, auch wenn ich, genauso wie Jimin, nicht so gute Teammitglieder hatte, war es im Endeffekt egal, wie schlecht oder gut sie waren. Ich war der festen Überzeugung, dass ich es auch alleine schaffte. Unter anderem war ich der ehemalige Kapitän des Basketballclub der Schule und das musste ja zu was gut sein. Wir gingen zu unseren Feldern und ich konnte es nicht lassen, frech grinsend an Jimin vorbeizugehen. „Mach dich auf eine Abreibung gefasst", zwinkerte ich und bekam als Antwort ein genervtes Gesicht. „Ich bin erstaunt, dass du nach meinem Tritt überhaupt stehen kannst", hörte ich ihn sagen, doch er war schon außer Reichweite, weswegen sich mein Blick verfinsterte und ich den Satz wohl oder übel an mir kratzen lassen musste.

Das Spiel ging schon eine Weile und es stand neun zu drei für mein Team. Uns fehlte also der eine Punkt. Ich trippelte den Ball in meine Richtung, wich den Spielern geschickt aus und huschte an ihnen vorbei zum Korb. Jimin stand mit seinem Freund Jungkook einige Meter weiter rechts vom Korb und machten keine Anstalten auf mich zuzukommen, weswegen ich meinen Blick abwandte und den Ball ins Netz fallen ließ. Meine Mannschaft jubelte hinter meinem Rücken und mit zusammengezogenen Augenbrauen sah ich die beiden an. Er bemerkte meinen Blick auf ihm, sah mich ohne jegliche Emotionen an und machte mit seinen Freunden kehrt. Wie arrogant ist der denn bitte drauf?

„So Schüler, das Spiel ging ja schneller rum als gedacht, weswegen wir noch einwenig Zeit haben. Die Teams bleiben bitte so wie sie sind und ich bräuchte hier mal ein paar starke Schüler", rief unsere Lehrerin und einige Jungs machten sich auf den Weg zu ihr. Sie öffneten die große Schiebetür, die in der Wand eingebaut war und zogen gemeinsam auf beiden Seite die Fußballtore raus. Innerlich verdrehte ich die Augen. Fußball konnte ich nie gut, auch fehlte die Interesse daran. Wir warteten auf die restlichen Schüler, die schweratmend auf uns zu kamen, als auch schon in die Pfeife gepfiffen wurde. Taemin, der in Jimin's Team war, führte den Anstoß und alle machten sich bereit auf den Ball loszugehen.

𝙎𝘼𝙑𝙀 𝙈𝙀  / 𝙥𝙟𝙢 𝙭 𝙢𝙮𝙜Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt