Kapitel 24

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Auf dem Rückweg zur Schule begegnete Hermine dem Slytherin-Clan, allen voran der Eisprinz. Hermine würdigte die Gruppe keines Blickes, doch sie konnte Draco's Augen in ihrem Rücken spüren. Eine unnatürliche Kälte lag zwischen den Beiden. Seine Aktion mit dem Brief war mehr als fies gewesen und so leicht würde Hermine ihm nicht verzeihen.

Wütend vergrub sie die Finger in dem feinen Stoff ihrer Handtasche. Sie ertastete die brombeerartige Beere und ein beruhigendes Gefühl überkam sie. Bald war die Neutralisation gebraut und der ganze Spuk hatte ein Ende. Danach konnte sie sich endlich wieder auf ihr letztes bevorstehendes Schuljahr konzentrieren. Doch tief im Inneren, in einer dunklen Ecke ihres Herzens wünschte sich eine flüsternde Stimme, dass dieses Gefühl von Glückseligkeit, was Hermine immerwieder überkam, wenn sie mit dem Slytherin zusammen war, nie vorbeiging.

Sie dachte an Professor McGonagall's Worte: Wenn sie nicht vorhaben sich unsterblich in Draco Malfoy zu verlieben, halten sie sich von ihm fern!

'Vielleicht war es dafür schon zu spät' dachte Hermine. Draco hatte es ihr unmöglich gemacht, sich nicht in ihn zu verlieben. Seine Worte, seine Gesten, sein Lächeln, sie war total vernarrt in ihn und dachte ständig nur an den Slytherin. Irgendwie musste sie sich doch ablenken können.?

Kurzerhand beschloss die Junghexe den uralten Karton mit den Schlittschuhen, die ihre Eltern Hermine letztes Jahr zu Weihnachten geschenkt hatten, unter dem Bett hervorzukramen und mit ihren Freunden ein paar wackelige Runden zu drehen. Vielleicht konnte Ginny ihre Hand halten, damit sie sich nicht vor der ganzen Schülerschaft blamierte.

Harry, Ron und Ginny saßen bereits auf den Steinen, die sich am Ufer des See's säumten und tauschten ihre Stiefel gegen weiße Schlittschuh aus. Ihre roten Schals hoben sich von dem weitläufigen Schneegestöber ab. Als Harry Hermine erblickte sprang er lächelnd auf.

"Wie schön, dass du dich doch entschieden hast auch Schlittschuh zu laufen, Dean und Seamus meinten, du hättest es sehr eilig gehabt und keine Zeit dafür."meinte er und machte ihr auf seinem Stein Platz, sodass sie aus ihren Schuhen schlüpfen konnte. Im Gegensatz zu Harry's und Ginny's fröhlichen, roten Gesichtern, schaute Ron verbittert drein. Hermine verspürte einen dicken Kloß in ihrem Hals. Sie musste unbedingt die Zeit nutzen, um mit ihm allein zu sprechen. Sie hatten einiges zu Klären.

"Ach so ein bisschen Eislaufen konnte ich auch noch in meinen Terminkalender schieben."witzelte Hermine.

"Na dann ist ja gut, dass wenigstens nicht überall Slytherin und Draco Malfoy, sondern auch mal Gryffindor und deine Freunde in deinem Terminkalender zu finden ist."zischte Ron, sprang auf und stapfte zum See. Seine Freunde sahen ihm nachdenklich nach.

"Irgendwas scheint Ron heute ziemlich über die Leber gelaufen zu sein."schlussfolgerte Harry und folgte ihm.

"Lass mich raten, es hat was Malfoy und dir zutun oder?"fragte Ginny und sah ihre beste Freundin von der Seite an. "Das vermute ich ganz stark. Ich muss unbedingt mit ihm reden, ich kann es nicht ertragen, wenn er wütend auf mich ist, dafür hab ich ihn zu gern."meinte die Gryffindor. "Mach dir keinen Kopf, ich denke er kriegt sich nach einer Zeit wieder ein. Er ist halt ein echter Sturkopf, genau wie du."

Nachdenklich folgte die Junghexe ihrer rothaarigen Freundin. Vor dem zugefrorenen See blieb sie stehen und ließ den Blick über die lachenden Schüler streifen, die unbeschwert ihre Runden drehten. Glücklicherweise war die Fläche groß genug, sodass sie nicht drohte, mit irgendjemandem zusammen zu stoßen, wenn sie wie ein balanceloses Nilpferd auf ihren Schlittschuhen über das Eis schlürfte.

Vorsichtig setzte sie einen Schritt auf den zugefrorenen See und versuchte mit der schmalen Kufe zumindest etwas an festem Halt zu gewinnen. Doch irgendwie traute sich Hermine nicht, den zweiten Fuß vom sicheren Boden zu nehmen. Eis war ihr nicht wirklich geheuer, genauso wenig wie das kalte Wasser unter der harten Schicht.

"Los jetzt, stell dich nicht so an!"murmelte die Gryffindor, schloss die Augen und atmete tief durch. Eislaufen war wie hexen, man musste es einmal lernen und dann konnte man es für immer. Und wenn sie hexen konnte, würde sie auch das schaffen.

"Kann ich dir behilflich sein?"fragte eine vertraute, tiefe Stimme.

Die 16-jährige fuhr herum und blickte direkt in ihre so innig geliebten grauen Augen. Draco's Gesicht war von platinblonden Strähnen umrahmt, die unter seiner Mütze hervorlugten. Beinahe wäre Hermine ausgerutscht, da sie nicht bemerkte, dass ihr Fuß nach vorn glitt, doch hastig fing sie sich wieder. Ihr Anblick musste selten lustig wirken, doch der Eisprinz lächelte kein bisschen.

"Nein danke, ich schaff das schon allein, ohne Hilfe."antwortete die Gryffindor kühl und setzte endlich auch den zweiten Schlittschuh auf die Eisfläche. Doch nun hatte sie das sichere Terrain des festen Schnee's verlassen und ihre Beine bewegten sich in alle Richtungen. Hermine ruderte wild mit den Armen.

Kurz bevor sie komplett das Gleichgewicht verlor, packten sie abermals zwei Arme und wieder begegneten sich erdbraune und silbergraue Augen. "Vielleicht brauchst du doch Hilfe?!"

Seine blassroten Lippen kamen ihren gefährlich nahe. Doch dann erschien das Bild seines arrogantes Grinsens vor Hermine's Augen, als er ihr gestand, dass er den Brief an Ginny geschrieben hatte. Hastig rappelte sie sich auf und stieß den Slytherin von sich weg. "Fass mich nicht an!"

Draco's Gesichtszüge entgleißten. "Hermine was ist denn los?" Er griff nach ihrer Hand, doch die Junghexe wich ihm aus. "Lass mich bitte einfach in Ruhe. Es ist besser so."antwortete sie und versuchte sich mühevoll auf ihren Schlittschuhen zu bewegen. Um die Balance zu halten, breitete die Gryffindor die Arme aus. Doch das Schlittschuh fahren war schwerer als gedacht.

Ihre Augen brannten von der Kälte. Bevor sie ihre Freunde erreichen konnte, die schon lachend ihre Runden drehten, kam Draco hinter ihr angefahren und versperrte der 16-jährigen den Weg. Erschrocken stoppte sie und verlor beinahe erneut das Gleichgewicht.

"Draco was soll das?"zischte sie. "Erst will ich wissen, wieso du mir so feindselig begegnest, ich dachte zwischen uns passiert etwas? Oder war das alles nur ein Spiel?"

Zum ersten Mal war Hermine kurz davor ihm die Wahrheit zu erzählen. Draco hatte verdient zu erfahren, was vor einigen Wochen in Slughorn's Unterricht passierte, bevor er ohnmächtig geworden war. Denn er schien kein Fetzen Erinnerung an dieses Ereigniss zu haben.

"Du hast meiner Freundin einen miesen Streich gespielt. Sie war am Boden zerstört und du fragst wieso ich mich so abweisend verhalte?!"zischte die Gryffindor stattdessen.

"Es tut mir leid, ich weiß, dass war eine echt miese Aktion und ich werde mich auch bei ihr entschuldigen, wenn du willst, aber bitte sei mir nichtmehr böse. Ich kann es nicht ertragen, wenn dein Blick so kühl ist. Kühler als das Eis hier."

Hermine's Gesichtszüge entspannten sich. Sie konnte diesem blonden Slytherin einfach nicht lange böse sein. Ein kleines Lächeln umspielte ihren Mund. "Du bist wirklich unglaublich Draco Malfoy! Wie schaffst du es nur, ständig meinen Ärger auf dich verfliegen zu lassen?!"

Er zog sie sanft an seinen Körper heran und berührte ihre Wange vorsichtig mit seinen Fingern, als wäre sie aus Porzellan. "Liebst du mich denn deswegen nicht auch so sehr Hermine Granger?"

Lovepotion | DramioneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt