Kapitel 37

708 41 0
                                    

„Liebe Schüler, bitte packen Sie ihre Zauberstäbe und Bücher beiseite. Sie brauchen lediglich ihre Feder und das Tintenfass." Professor McGonagall's Stimme hallte durch den Saal. Mit wachsamen Augen und gespitzten Ohren ließ sie ihren Blick über die Tische streifen. Ihr würde kein Spicker entgehen und wer sich traute, sie zu betrügen, würde die Prüfung nicht bis zum Ende schreiben.

Einige Schüler wirkten aufgeregt, knabberten an ihren Fingernägeln und kratzten sich vor Nervosität am Kopf. Trotz der großen Relevanz der Prüfung, war Hermine erstaunlich ruhig. Mit leerem Blick starrte sie auf die Schreibfeder in ihrer Hand und strich über das weiche Gefieder. Das Getuschel der Schüler nahm sie nur aus weiter Ferne war.

„Viel Glück Hermine."rief Luna. „Danke, dir auch."antwortete die Gryffindor abwesend. Minerva McGonagall teilte die Prüfungsbögen aus und entblößte somit gleich ein paar Spickzettel von Crabbe und Goyle. Hermine's Blick schweifte zu Draco, der an dem Tisch schräg vor ihr saß. Er erwiderte ihren Blick über seine Schulter hinweg. Ein warmes Lächeln zierte seine Lippen und in Hermine zog sich alles zusammen. Um die Tränen, die sich in ihren Augen bildeten zu verstecken, wandte sie sich schnell ab und widmete ihre Aufmerksamkeit dem Schneegestöber. Dicke Flocken fielen vom Himmel und bedeckten die Baumwipfel des Verbotenen Waldes.

Äußerlich wirkte die Junghexe wie eine der zahlreichen Schneeflocke, ruhig und gelassen, als könnte ihr niemand Schaden zufügen, doch innerlich tobte in ihr ein gewaltiger Schneesturm voll Trauer und Schmerz, der jeden Funken Hoffnung zum Erlöschen brachte. Ihre Gedanken schweiften ab, sie stellte sich jegliches Szenario vor, wie sie den Neutralisationstrank, den sie heute am frühen Morgen gebraut hatte, Draco ins Butterbier mischte und ihm schließlich unterjubelte. Dabei reichte nur ein Fingerschnipsen und er würde sich an keinen einzigen Kuss, keine gemeinsame Nacht und kein liebevolles Wort erinnern. Hermine hingegen würde damit gestraft sein, ständig an ihn denken zu müssen, es sei denn, sie würde den Vergessenszauber bei sich selbst anwenden, über den sie letzte Nacht bereits nachgedacht hatte. Doch das Risiko, dass es schief ging war hoch. Aber es war ein Funken Hoffnung, der nun langsam zu einem kleinen Licht in ihrer Dunkelheit heranwuchs.

Professor McGonagall's Uhr, die einen lauten Gong von sich gab, brachte die braunhaarige Hexe zurück in die Gegenwart. Einige Schüler beugten sich bereits über die Aufgaben und schrieben fleißig los.

„Ich wünsche Ihnen viel Glück und Erfolg."

Das intensive Pauken hatte sich ausgezahlt, die Gryffindor wusste auf jede Frage eine ausführliche und passende Antwort und brauchte nicht einmal die volle Zeit. Schon nach eineinhalb Stunden überprüfte sie ihre Ergebnisse, packte die Schreibfeder beiseite und reichte Professor McGonagall die Prüfung. Mit einem zufriedenen Lächeln nahm die Lehrerin die Arbeit hingegen. „Ich sehe ihnen an, dass sie erfolgreich waren, etwas anderes habe ich auch nicht erwartet Mrs. Granger." Hermine zwang sich ebenfalls zu einem leichten Lächeln.

Auf dem Rückweg zu ihrem Platz richtete sie ihren Blick auf Draco, der bereits bei der letzten Seite angekommen war. Gerade als sie an ihm vorbei steuerte, griff er sanft nach ihrem Handgelenk und umschloss es mit seinen kalten Fingern. In seinen grauen Augen zeichnete sich Besorgnis ab. „Ist alles ok bei dir?" Die Junghexe nickte nur schwach, befreite sich hastig aus seinem Griff und packte ihre Schreibsachen zusammen. Sie wollte so schnell wie nur möglich aus dem Saal raus, denn die neugierigen Blicke der Schüler bohrten sich wie brennende Pfeile in ihren Rücken.

Im Flur angekommen lehnte sie sich schwer atmend gegen die Wand und versuchte ihren rasenden Herzschlag zu beruhigen. Ihre Bücher presste sie dabei wie ein Schutzschild an ihren Körper. Eigentlich sollte sie Erleichterung überkommen, denn sie hatte endlich die wichtigste Prüfung geschafft und dies mit einem sicherlich gute Ergebnis. Der Ausbildung als Auror im Ministerium für Hexerei und Zauberei stand somit nichts mehr im Weg, doch der Gedanke an Draco legte sich wie ein Trauerschleier um ihr Herz.

„Hey Hermine."hörte die Gryffindor Seamus rufen. Mit Dean an seiner Seite steuerte er auf sie zu. Die Beiden waren wenige Minuten vor der Junghexe mit der Prüfung fertig gewesen. „Wie lief es?"fragte Dean, die Hände in den Hosentaschen vergraben. „Ganz gut, das Lernen hat sich ausgezahlt."erwiderte die braunhaarige Hexe. „Ich muss ja zugeben, dass ich nichtmal groß gelernt habe, dementsprechend sehen bestimmt auch meine Lösungen aus. McGonagall wird die Hände über dem Kopf zusammen schlagen."meinte Seamus und kratzte sich verlegen im Nacken.

Die Tür des Prüfungssaals öffnete sich und Harry, gefolgt von Ron und Luna trat in den Flur. Sie wurden sofort in die Runde aufgenommen und tauschten sich gegenseitig über die Lösungen aus. Seamus war anzusehen, dass er nicht einmal die Hälfte der Aufgaben richtig hatte. Er errötete vor Scham und Schweiß bildete sich auf seiner Stirn. „Also ich fand die Prüfung super. Ich hab mich endlich mal richtig zum Lernen gezwungen und mich durch nichts ablenken lassen."meinte Ron mit einem stolzen Lächeln im Gesicht.

Gemeinsam schlenderten sie durch den Gang. „Wollen wir schon zum Drei Besen gehen? Ginny, Parvati und Padma warten bereits dort."meinte Dean und alle stimmten ihm zu. Lachend steuerten sie auf den Ausgang zu, Hermine folgte ihnen auf Abstand mit Luna an ihrer Seite. Die blonde Ravenclaw sah die Gryffindor von der Seite an. „Ich weiß wieso du so niedergeschlagen wirkst, trotz der Tatsache, dass wir die Prüfung geschafft haben." Hermine nickte verstehend, sie konnte sich vor Luna's hervorragender Menschenkenntnis nicht verstecken.

„Heute Nacht ist Vollmond richtig?" Instinktiv wusste die blonde Hexe bereits, was die Antwort auf die Frage war, doch Hermine nickte trotzdem. „Hast du den Trank dabei?", „Ja, er ist in meiner Tasche." Schwer wie ein Stein, schien er sie in die Knie zwingen zu wollen. „Und weißt du schon, wie du Draco dazu bringen willst, ihn zu trinken?"

„Ich werde ihn in sein Butterbier mischen, das wird er dann trinken und schon vergisst er die letzten Wochen."Schon der Gedanke bereitete der Gryffindor Wehmut, die Worte nun laut auszusprechen, trieben ihr wieder die Tränen in die Augen. „Und was ist mit dir? Du wirst nichts vergessen können oder?"

Wieder dachte die braunhaarige Hexe an ihren Hoffnungsschimmer. „Doch, es gibt eine Möglichkeit, aber sie birgt ein Risiko und ich werde es nicht allein tun können."

„Was hast du vor?"fragte Luna mit leichtem Schrecken in der Stimme. „Ich werde den Vergessenszauber anwenden, nur ist es schwer ihn bei sich selbst anzuwenden, deshalb brauche ich einen erfahrenen Zauberer, der mir dabei helfen kann."

Luna zog scharf die Luft ein. „Du weißt, dass das niemand tun wird, der dir nahe steht?!" Hermine nickte. „Weißt du schon, wer es tun soll?"

Sie blieben stehen, während sich die Schneeflocken in ihren Haaren verfingen und ihr Atem weiße Wölkschen in der Winterluft bildeten. „Ich werde Narcissa Malfoy darum bitten, den Zauber anzuwenden." Nun stand der blonden Ravenclaw der Schock ins Gesicht geschrieben. „Aber woher weißt du, dass sie es tun wird?"

„Es geht um ihren Sohn und ich hoffe einfach, dass sie mit ihrer mütterliche Liebe auch etwas für mich übrig hat. Es muss einfach klappen, denn ich habe keine Ahnung wer sonst dafür im Stande wäre."

In Hogsmeade herrschte reges Treiben. Hexen und Zauberer drängten sich an ihnen vorbei und sie hatten Mühe sich durch die Massen an Gästen im Drei Besen zu quetschen. In der hintersten Ecke hatten sich einige Schüler um eine große Tafel versammelt. Tabletts mit einigen Krügen Butterbier wurde von Madam Rosmerta aufgetischt. Es herrschte Aufregung und eine hitzige Stimmung am Tisch, als sich Hermine neben Ron und Harry auf die Bank fallen ließ. Der rothaarige Weasley schob seiner besten Freundin einen Krug zu. „Mit Ingwer, so wie du es liebst."sagte er und die Gryffindor schenkte ihm ein dankendes Lächeln, nachdem sie den würzigen Duft eingeatmet hatte.

„Ich hab gehört heute Nacht ist es soweit."fing er an, sichtlich zwiegespalten, ob er das Thema ansprechen sollte. Hermine beschloss es ihm nicht schwerer zu machen und setzte eine gelassene Miene auf. „Ja, es lässt sich nicht umgehen." Zögerlich griff Ron nach Hermine's Hand und drückte sie sanft. „Es ist besser so, vergiss das nicht."Sein Blick war sanft und tröstend und die Gryffindor lächelte traurig. „Wahrscheinlich hast du Recht."

Lovepotion | DramioneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt