Kapitel 32

851 39 1
                                    

Hermine wurde am frühen Morgen von den glitzernden Strahlen der Wintersonne geweckt, die sich einen Weg durch ihr Fenster in ihr Zimmer gebahnt hatten.

Der Fenstersims war von einer dicken Schneeschicht bedeckt. Bilderbuchflocken flatterten vom Himmel und legten sich sanft über die Dächer und Wiesen.

Hermine zog sich die Strickjacke fester um den Körper und öffnete das Fenster. Der eisige Wind schlug ihr ins Gesicht und vertrieb die restliche Müdigkeit. Ihr Atem bildete kleine Wölkchen in der Luft.

Auf den Straßen waren bereits zahlreiche Nachbarn unterwegs, die sich gegenseitig Geschenke machten und dampfende Pasteten einander vorbei brachten. Kinder tollten im kniehohen Schnee, lachten herzlich und bewarfen sich mit Schneebällen.

Seit ihrer Schulzeit in Hogwarts konnte sich Hermine nur schwer eine andere Welt vorstellen, als die der Hexen und Zauberer. Inzwischen war das Lernen von Zaubersprüchen und alten Runen Teil ihres Alltags geworden, während sich die Kinder und Jugendlichen in der Mugglewelt mit komplexen Gleichungen und alten Dichtern und Denkern herumprügeln mussten, nur um später als Versicherungsmathematiker oder Minijobber im örtlichen Supermarkt zu enden.

Aus der Küche ertönte die Stimme ihrer Mutter, die sich wahrscheinlich bereits am gefüllten Truthahn probierte. Die Junghexe schlüpfte in eine Jogginghose und einen warmen Wollpullover und stapfte die Treppe runter. Tatsächlich stieg ihr bereits im Hausflur der Duft von Äpfeln, Bratensoße und Fleisch in die Nase.

Vom Plattenspieler her ertönte Frank Sinatra's Stimme, der Lieblingskünstler ihrer Mutter. Die Platte schien einige Kratzer zu haben, da die zarte 50er Melodie ab und an stockte.

Das Gesicht ihrer Mutter war vom Mehl bereits schneeweiß verfärbt und auf ihrer 'Santa Claus'- Schürze klebten einige Soßenreste und Kartoffelschalen.

"Wo ist Dad?"fragte Hermine.

"Der ist in der Garage und repariert die Lichterkette für den Tannenbaum im Garten, die hat irgendwie einen Schlag abbekommen."

Die Gryffindor beschloss ihrer Mutter zur Hand zu gehen und wusch das dreckige Geschirr, dass sich bereits in der Spüle zu Türmen stapelte, ab. So verging der Vormittag relativ schnell. Der Truthahn brutzelte im Ofen, der Yorkshire-Pudding stand auf dem Wohnzimmertisch und wartete darauf verschlungen zu werden und inzwischen ertönte die Stimme von Elvis Presley aus dem Wohnzimmer.

Hermine hatte es sich neben ihrer Mutter vor dem Backofen auf dem Boden gemütlich gemacht und wärmte ihre Finger an der heißen Tasse, die mit Bratapfeltee gefüllt war. Inzwischen ähnelten die Beiden Mehlgeistern und Hermine beschloss, vor dem Festessen am Weihnachtsabend nochmal zu duschen, bevor sie sich umzog.

Gerade als die Beiden den Truthahn aus dem Backofen holen wollten und die Uhr über dem Kühlschrank bereits 6 Uhr am Abend anzeigte, hörten sie Schritte im Hausflur, die allerdings nicht nur einer Person gehörten. Stimmen waren zu vernehmen und Hermine kam eine davon besonders bekannt vor.

Ungläubig und ohne auf ihren zotteligen Anblick zu achten, eilte die braunhaarige Junghexe aus der Küche, nur um gleichdarauf in sturmgraue Augen zu blicken.

Als Draco sie erblickte musste er sich ein Lächeln wegen ihres verrückten Erscheinungsbildes verkneifen. In dem fleckigen Wollpullover und der viel zu weiten Jogginghose wirkte sie keineswegs wie eine Hexe, die nach den Weihnachtsferien zurück nach Hogwarts, an die Schule für Hexerei und Zauberei musste.

Er hingegen trug unter seinem knielangen, dunkelgrauen Mantel einen maßgeschneiderten, schwarzen Anzug mit passender Krawatte und Lackhalbschuhen.

Hermine wusste, dass sich Draco stets pflegte und auf sein Aussehen achtete, doch heute hatte er sich selbst übertroffen. Sofort fühlte sie sich wie Cinderella, allerdings nicht im schönen Ballkleid.

Lovepotion | DramioneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt