Kapitel 19

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In dieser Nacht träumte Hermine von Draco. Doch es war keiner dieser Träume nach denen man aufwachte und sich überglücklich auf den Tag freute. Im Gegenteil, er war durchzogen von undurchdringlichem Nebel, schwarzen Schatten und furchtbaren Stimmen, die sich in Hermine's Gedanken bohrten und ihr wahnsinnige Kopfschmerzen bereiteten.

Sie fühlte sich schuldig dem Slytherin so schamlos ins Gesicht gelogen zu haben. Tief in ihrem Inneren, war der Gryffindor klar, gab es einen kleinen Funken Freude, der emporstieg, wenn sie an seine glänzenden Haare und die eisgrauen Augen dachte. Doch, dass sie in ihn verliebt war, konnte sich Hermine einfach nicht eingestehen, auch wenn sich ihr Herz schwer wie Blei anfühlte.

Der Gedanke an Draco's eiskalten Blick, der hart wie Stein und doch gleichzeitig so verletzt gewirkt hatte, lastete schwer auf ihren Schultern. Sie kam sich vor wie ein Elefant, der auf Draco's Gefühlen, wie auf Porzellan, herum getrampelt hatte.

Doch dann rief sich die 16-jährige ins Gedächtnis, wie sich seine Gefühle doch irrten, wie stark sie vom Liebestrank beeinflusst wurden, den sie fälschlicherweise in Slughorn's Unterrichtsstunde gebraut hatte.

"Wie konnte ich nur so dumm sein und die Zutaten verwechseln."murmelte die braunhaarige Gryffindor und vergrub sich unter der Bettdecke. Doch auch hier ließ sie ihr schlechtes Gewissen nicht in Ruhe. Es nagte und nagte an ihr, wie eine Maus an einem Stück Käse.

Und zudem kam der wortwörtliche Herzschmerz in ihrer Brust. Wie ein schwerer Ziegelstein fühlte sich Hermine's Herz an. Es schien sie in die endlose Tiefe zu ziehen.

Sie bemerkte die kleine Träne, die sich einen Weg aus ihrem Auge bahnte erst, als sie salzig über ihre Wange lief und auf das Kissen tropfte. Nannte man das Liebeskummer? Aber dafür müsste sie verliebt sein.

Bist du doch auch!

Die hartnäckige Stimme in ihrem Kopf tauchte wieder auf. Hermine unternahm garnicht erst den Versuch sie zu verscheuchen, dafür hatte sie zu wenig Kraft.

Der Satz ging ihr nicht aus dem Kopf und Hermine zog zum ersten Mal in Erwägung, dass diese kleine, fiese Stimme vielleicht doch Recht hatte. Recht hatte, auf erschreckende Weise.

Die Klarheit ließ die brünette Gryffindor erstarren. Sie war verliebt in Draco, wozu sonst das wilde Herzklopfen, die endlosen Gedanken an ihn, die Hitze in ihren Wangen, wenn er sie ununterbrochen ansah und nun die Schmerzen in ihrer Brust, die ihr den Atem zu rauben schienen.

Diese Erkenntnis traf sie wie ein Schlag und trieb ihr noch mehr Wasser in die Augen, was unaufhörlich über ihre Wangen floss. Gerade noch so konnte sie ein lautes Schluchzen unterdrücken, als sich die Tür zum Badezimmer der Gryffindor-Mädchen öffnete. Hermine lugte unter der Decke hervor.

Ginny verließ gerade das Bad, vollständig angekleidet in Uniform und den Zauberstab im Zopf steckend. Sofort bemerkte sie die Hexe unter der Bettdecke und runzelte die Stirn.

"Sag mal willst du nicht langsam mal aufstehen? Gleich ist Verwandlung dran!"

Unmöglich, so verheult konnte Hermine nicht in der Klasse erscheinen, das wäre die Blamage hochzehn. Schon gar nicht könnte sie Draco oder Pansy so begegnen.

Die Gryffindor räusperte sich und verstellte ihre Stimme, damit sie sich rau anhörte, wie bei einer Erkältung. "Ich glaub ich kann heute nicht zum Unterricht erscheinen, ich muss mir eine Erkältung eingefangen haben, mein Hals fühlt sich ganz trocken an." Zur Bekräftigung ihrer Lüge, die ihr nicht ganz einfach über die Lippen kam, hustete sie heftig.

Ginny's Augenbraue stieß beinahe am Haaransatz an. Sie glaubte ihrer Freundin kein Wort, doch ließ es unkommentiert. Vielleicht wusste sie insgeheim auch, warum sich Hermine im Bett verkroch, schließlich waren sie nicht erst seit gestern Freundinnen.

Lovepotion | DramioneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt