Kapitel 3

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Erstaunt zog Hermine eine Augenbraue hoch. Malfoy setzte einen verliebten Gesichtsausdruck auf und lächelte die junge Gryffindor, beinahe anhimmelnd, an. Ginny und Hermine warfen sich Blicke zu.

Beide dachten genau das Selbe. Malfoy hatte einen Vollknall. Die brünette 16-jährige zuckte plötzlich zusammen als sie etwas Kühles an ihrer Wange spürte. Ihre Augen glitten zu dem platinblonden Junge. Er hatte seine Finger ausgestreckt, um ihr eine gewellte Strähne aus der Stirn zu streichen. Dabei hatten seine Fingerkuppen ihre Wange berühert.

Immernoch verwirrt von der Situation nahm die Hexe Abstand von dem Rollbett. Ohne den Blick von dem gutaussehenden Slytherin abzuwenden, gesellte sie sich zu ihrer rothaarigen Freundin.

Das helle, warme Sonnenlicht lies Draco's schneeweiße Haut wie tausend Diamanten glitzern. Vorsichtig richtete er sich auf. Er sieht wunderschön aus. Hastig schüttelte Hermine die komischen Gedanken ab. So ein Mist konnte auch nur ihr einfallen. Sie hatte jetzt, bei Merlins Bart, weitaus wichtigere Dinge, die sie sich durch den Kopf gehen lassen musste.

Da wäre zum einen die Abschlussprüfungen und der Weihnachtsball und zum anderen natürlich Malfoy's Sinneswandel der die junge Gryffindor mehr als schockierte.

,,Trinken sie das!"Madame Pomfrey reichte dem Slytherin ein Glas mit intensivgelber Flüssigkeit. Ohne ein weiteres Wort schluckte er den ganzen Inhalt. Anhand seines Gesichtausdrucks konnte man erkennen dass die Medizin nicht wie Kürbispastete schmeckte.

Einzelne Strähnen fielen ihm in die Stirn. Hermine's Fingerspitzen kribbelten, unbedingt wollte sie nocheinmal dieses seidige, glänzende Haar anfassen. Doch ein Glück hielt Ginny sie am Handgelenk fest. ,,Du zitterst, geht es dir gut?"raunte sie ihrer Freundin ins Ohr. Die brünette Gryffindor blickte an ihrem schlanken Körper runter. Tatsächlich, ihre Hände zitterten wie verrückt. Stirnrunzelnd richtete sie ihren Blick wieder auf Malfoy.

,,Ja, ist wahrscheinlich nur die Aufregung!"

,,Wir sollten los!"meinte die junge Weasley und zerrte leicht an Hermine's Handgelenk. Wie in Trance stiefelte sie ihrer Freundin hinterher. Draco sah sie erschrocken an, als er begriff dass die hübsche Hexe den Krankenflügel verlies.

,,Hermine, bitte geh nicht, bitte!"rief er ihr verzweifelt hinterher. Die 16-jährige spürte einen Stich in ihrer Brust, doch sie wusste nicht warum. Für Malfoy hatte sie keine Gefühle und sie würde auch nie welche haben. Trotzdem schien sich eine Zentnerlast auf ihre Schultern zu legen, die sie auf den Boden zwängen wollte.

Doch ihre Freundin hielt sie auf den Beinen, die Finger fest um Hermine's Handgelenk gelegt.

Auf dem halben Weg zum Gryffindorgemeinschaftsraum begneten die beiden Mädchen Zabini und Parkinson. Mit stur nach vorn gerichtetem Blick ignorierten sie Ginny und Hermine so gut es ging. Trotzdem spürte Granger Blaise's braune Augen flüchtig auf ihr.

Der Gemeinschaftsraum war wie ausgestorben. Der einzige der es sich in den purpurroten Sesseln gemütlich gemacht hatte war Ron. Er las den Tagespropheten, allerdings bezweifelte die brünette Hexe dass er auch nur ein Wort verstand.

Inzwischen waren zumindest seine Haare gewaschen und klatschten nass in seinem Nacken. Als er die beiden Mädchen bemerkte sprang er eilig auf. Dabei gehörte seine ganze Aufmerksamkeit Hermine.

,,Hey Hermine, ich wollte dich fragen ob du mit mir zum Weihnachtsball gehst?!"Die 16-jährige musste feststellen wie sehr der Rotschopf seinen Mut zusammennahm um diese Frage auszusprechen.

Doch Hermine verspürte keine große Lust mit dem verpeilten Weasley auf den Ball zu gehen. Zumal Ron nichteinmal tanzen konnte und sie dann sicherlich irgendwann blaue Zehen hatte. Lieber blieb sie im Schlafsaal und steckte ihre Nase in ein gutes Buch. Allerdings konnte sie ihrem Freund nicht wehtun.

,,Ich werde es mir überlegen."Auch wenn Weasley's freundliches Lächeln verschwand, glitzerte in seinen braunen Augen immernoch ein Funken Hoffnung. Aber nerven wollte er Hermine nicht, schließlich wusste Ron wie anfällig sie war.

Ohne ein weiteres Wort folgte Hermine ihrer Freundin in den Mädchenschlafsaal wo es sich bereits Lavender Brown auf ihrem Bett gemütlich machte. Sie blickte nur kurz auf, als die Hexen hereinkamen, dann senkte sie den Blick wieder auf ein Modemagazin.

,,Treffen wir uns in einer halben Stunde zum Abendessen?"fragte Ginny ihre Freundin, die sich gerade, vollgepackt mit einem Handtuch und Duschgel, auf den Weg ins Bad machte. Hermine nickte nur abwesend und schloss die Tür hinter sich.

Hoffentlich brachte eine warme Dusche sie zurück auf den Boden der Realität. Bei Merlins Bart, sie war keine Träumerin wie Luna Lovegood, doch die Gedanken an die komische Situation im Krankenflügel liesen sich einfach nicht abschütteln.

Das heiße Wasser rann prickelnd über ihren nackten Körper. Die 16-jährige hatte das Gefühl endlich aus der ewigen Trance aufzuwachen. Ihre Gliedmaßen entspannten sich, die Muskeln in Armen und Beinen lösten ihre Knoten.

Eingewickelt in ein flauschiges Handtuch lies sich Hermine auf ihr Bett fallen und schnappte sich das Buch über die Zaubereigeschichte, was sie sich vor zwei Tagen aus der Bibliothek ausgeliehen hatte. Lavender hatte sich inzwischen Kopfhörer in die Ohren gestöpselt und wippte im Takt der Musik mit.

Nach ein paar Minuten legte die brünette Hexe seufzend das Buch wieder auf den Nachttischschrank. Es half nichts. Kaum war sie aus der Dusche gestiegen belagerte wieder diese eine Person ihren Kopf. Draco Malfoy. Ihr Name hatte sich in seiner Stimme so anders angehört. Niemand hatte diesen Name so intensiv betont und soviel Gefühl reingelegt. Was war das bloß für ein Gefühl? Liebe? Verlangen? Leidenschaft? Hermine wusste nicht was es war, doch es fühlte sich verdammt gut an.

Sein zärtliches Lächeln als er ihr die Locke aus der Stirn gestrichen hatte, seine sanften Finger die ausversehen ihre Wange berühert hatten. Die Hexe legte die Finger an die Stelle unter ihren Augen. Selbst nach der Dusche züngelte die Haut dort wie Feuer.

Unbewusst musste sie lächeln. Was war dass nur für eine plötzliche Stimmungsschwankung in ihrer Magengegend? Erst hatte sie Angst, furchtbare Angst, doch jetzt fühlte sie sich unfassbar glücklich.

,,Wie heißt er?"Lavender's Stimme riss Hermine aus ihrer Gedankenwelt. Ertappt sah sie zu der schwarzhaarigen Gryffindor auf. Mit hochgezogenen Augenbrauen und einem verschwörerischen Lächeln auf den vollen Lippen blickte sie Granger an.

,,Wer?"

,,Na der Typ der dir offentsichtlich den Kopf verdreht hat, Zuckerstange?!"

,,Mir hat niemand den Kopf verdreht Lav!"

,,Oh doch, ich kenne diesen Blick und dieses Lächeln, du bist verliebt, rück raus, wer ist es? Dean? Seamus? Ron oder der Auserwählte, Harry Potter?"

Hermine beschloss Lavender Brown nichts zusagen. Die hübsche Gryffindor war eine ziemliche Tratschtante und innerhalb von einer Woche würde ganze Hogwarts wissen dass Hermine Granger auf Draco stand, oder zumindest dass sie an ihn dachte. Sie wollte ja nicht gleich den Teufel an die Wand malen. Sie war nicht in Malfoy verknallt, auch wenn er wirklich attraktiv war.

,,Ich bin nicht verliebt!"hielt die 16-jährige an ihrer These fest. Dabei erntete sie ein misstrauisches Stirnrunzeln von ihrer Mitbewohnerin. Doch Hermine blieb verschlossen wie ein Buch. Lavender wäre die letzte Person der sie von ihren Gedanken erzählen würde, dann schon lieber Pansy Parkinson.

Nach einer Weile verlor die blonde Gryffindor das Interesse an Hermine und versteckte sich wieder hinter ihrer Modezeitschrift.

Hermine kam es wie eine Ewigkeit vor bis sie schließlich, in einer bequemen Jeans, einem Langarmshirt und zurückgebundenen Haaren zum Essenssaal schlendern konnte.

Sollte sie einen Umweg über den Krankenflügel machen und nach Malfoy sehen? Nein, sicherlich ging es ihm schon besser und war bereits bei seinen Slytherinfreunden. Ein Teil von Hermine hoffte dass Malfoy die Sache bei Madame Pomfrey vergessen hatte, doch der andere Teil wünschte sich ein weiteres Lächeln von dem platinblonden Junge.

Lovepotion | DramioneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt