Hermine's Blick schweifte über das Anwesen, welches majestätisch in den dunklen Sternenhimmel hinauf ragte. Mit den spitzen Türmen, Erkern und hohen Fenstern erinnerte es an das Schloss von Graf Dracula. Nur, dass das Grauen hier wirklich existierte.
Der eisige Wind, der die Launen der Malfoy's mit sich trug, streifte durch Hermine's lockiges Haar, welches sie zur Hälfte hochgesteckt hatte.
Trotz des warmen Nutria-Mantels, den ihr ihre Mutter geliehen hatte, waren Hermine's Arme von einer Gänsehaut überzogen, an der nicht allein die eisigen Temperaturen Schuld hatten.
Aus den geöffneten Fenstern drang leise Violinenmusik, begleitet von den Klängen eines Flügels, der genauso zart ertönte wie die kleinen Schneeflocken vom Nachthimmel fielen.
Unter dem langen Kleid presste sich das enge Korsett unsanft um die Taille der Gryffindor. Wahrscheinlich zeichneten sich morgen auf ihrer Haut tiefblaue Flecken ab.
Auch der smaragdgrüne Taftstoff des Ballkleides hing ihr schwer am Körper und sie hatte Mühe in den hohen Pumps über den Kiesweg bis zum beleuchteten Eingang zu stapfen.
Auf beiden Seiten des Wegs ragten akkurat geschnittene Hecken in die Höhe, wie mächtige Schutzwalle. Nur, dass die Junghexe das Gefühl hatte, sie würden sie bedrohen. Je näher sie Malfoy Manor kam, desto mehr stieg ihre Aufregung. Einerseits freute sie sich endlich Draco wiederzusehen, andererseits hatte sie wahnsinnige Angst vor Lucius und Narzissa Malfoy und auch den anderen Gästen, die zum Weihnachtsball eingeladen wurden.
Wahrscheinlich gehörten sie der Elite der reinblütigen Zaubererwelt an und gaben sich nicht mit Mugglegeborenen ab, die ihrem Stand nicht entsprachen. Schon jetzt konnte Hermine ihre ekelerregenden und abschätzigen Blicke und das heimliche Getuschel hinter ihrem Rücken spüren.
Bevor sie jedoch wieder eine Panikattacke bekam, zwang sich Hermine zum tiefen Durchatmen und schloss für einen kurzen Moment die Augen.
"Du bist eine Granger. Eine Granger lässt sich niemals unterkriegen."
Noch immer schlug ihr das Herz bis zum Hals, doch das üble Gefühl in ihrem Bauch war verschwunden.
Mit eiligen Schritten steuerte die Gryffindor auf die riesige Flügeltür zu und gerade als sie ihre Hand um den Schlangenkopfförmigen Türklopfer greifen wollte, öffnete sie sich quietschend und ein markantes, haariges Gesicht lugte durch den Türschlitz.
Nachdem er Hermine's Geruch in sich aufgenommen hatte, zierte sein Gesicht ein sadistisches Lächeln. Sofort beschlich die Junghexe wieder das unangenehme Angstgefühl und sie wünschte sich sofort umkehren zu können.
"Wen haben wir denn da?"säuselte er und trat auf die Brünette zu, die daraufhin sofort einige Schritte Abstand zwischen sich und den Werwolfmann brachte.
"Entschuldigung...ich hab eine Einladung zum Weihnachtsball der Familie Malfoy." stotterte Hermine und fischte mit zitternden Fingern die Einladung aus der Handtasche. Doch der Werwolfmann beachtete die Karte überhaupt nicht, stattdessen starrte er die Junghexe eindringlich an.
"Wieso sollte die ehrbare und reinblütige Malfoy Familie, ein schmutziges und ekelerregendes Schlammblut wie dich einladen?"
Hermine traf diese Beleidigung zwar, doch sie ließ sich nichts anmerken. Doch bevor sie etwas erwidern konnte, trat eine Gestalt in die sternenklare Nacht hinaus und wieß den Werwolfmann zurecht.
"Verzieh dich Greyback, sie ist mein Gast."
Fenrir Greyback tat nur ungern das, was ihm aufgetragen wurde. Ein letztes Mal warf er Hermine einen stechenden Blick mit seinen stahlblauen Augen zu, leckte sich über die aufgeplatzten Lippen und verschwand mit einem Sprung in die Hecken. Das letzte was von ihm ertönte, war ein lautes Wolfsjaulen unter dem strahlend hellen Mondschein.
Draco trat auf die Gryffindor zu und strich ihr eine braune Locke hinter das Ohr. Sein platinblondes Haar schimmert wie Silber unter den Sternen.
"Ich hoffe er hat dich nicht belästigt mein Herz."flüsterte er und hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn. Hermine's Herz vollführte freudige Luftsprünge. "Nein, glücklicherweise nicht."
Er schlang einen Arm um ihre Taille und führte sie zum Eingang. In der Eingangshalle umfing die Junghexe der herzhafte Duft nach Weihnachtsbraten und Bohnen. Inzwischen spielte das Orchester eine rasante Sonate.
Einer der Diener der Malfoy's half der Brünetten aus dem Nutriamantel und den Samthandschuhen.
Bevor sie jedoch den Tanzsaal betraten, fasste Hermine Draco's Hand. "Draco, ich glaube ich kann das nicht."
Der Slytherin legte seine Finger zärtlich unter ihr Kinn und zwang die Junghexe somit ihn anzusehen. "Keine Sorge Minchen, deine Ängste sind vollkommen unnötig, du wirst die schönste Hexe des Abends sein. Jeder wird dich bewundern und von deiner Schönheit begeistert sein."
Hermine stieg die Röte ins Gesicht. "Aber meine Eltern sind Muggle, das werden sie merken und dann werden sie hinter meinem Rücken flüstern und mich mit herablassenden Blicken strafen."
Bevor die Gryffindor weitere Zweifel äußern konnte legte der Eisprinz seinen Finger auf ihre Lippen. "An sowas solltest du niemals denken, denn ich werde dir niemals von der Seite weichen. Dieser Abend wird wunderschön, ich verspreche es dir."
Hand in Hand betraten sie den Tanzsaal, wo sich bereits einige Hexen und Zauberer in Grüppchen gebildet hatten, angeregt mit den Zauberern auf den verzauberten Gemälden sprachen und an dem Wein in ihren Kristallgläsern nippten.
Hermine war von der Eleganz, die von dem Raum und seinen Gästen ausging mehr als fasziniert. Die Melodie der Violinen und des Flügels schwebte leicht und zärtlich durch die Luft und brachte sogar ein paar der Anwesenden zum Tanzen.
"Mutter! Vater!" Hermine drehte sich zu Draco herum. Lucius Malfoy, ein hochgewachsener und schlanker Mann mit langem, platinblondem Haar und einem schwarzen Umgang steuerte mit Narzissa Malfoy, einer eleganten, schwarz-blonden Frau mit blutroten Lippen und einem schwarzen Etuikleid am Arm auf den Slytherin zu.
"Draco, möchtest du uns nicht deine Begleiterin vorstellen?" Narzissa drückte ihrem Sohn einen Kuss auf die Wange. Lucius Malfoy schien im Gegensatz zu seiner Frau Hermine zu erkennen, und er schien über ihre Anwesenheit nicht besonders erfreut zu sein.
"Was will dieses dreckige Schlammblut hier?" Lucius Malfoy flüsterte zwar, doch es war laut genug, dass die Gryffindor jedes einzelne Wort mitbekam.
"Nenne sie nicht so."erwiderte Draco. Die Junghexe wäre am liebsten unsichtbar, denn auch die Gäste schienen das Gespräch mit zu bekommen. Neugierige Blicke bohrten sich in Hermine's Rücken.
"Widerspreche mir nicht Draco. Ich will so jemanden nicht auf meinem Ball haben."
Draco baute sich vor seinem Vater auf, der ihn trotzdem nach überragte. Hermine bewunderte seinen Mut. Lucius schien vor Wut beinahe zu explodieren, doch der Eisprinz ließ sich keine Angst anmerken. Bevor die angespannte Situation eskalierte, fasste Hermine Draco's Arm.
"Hey schon gut, ich gehe einfach, danke trotzdem für die Einladung." Aber der Slytherin versperrte ihr den Weg und zog sie an sich. "Nein, wir gehören zusammen, ob meinen Eltern das Recht ist oder nicht."
Mit einem letzten vernichtenden Blick führte er die Junghexe durch den Saal, weg von Lucius und Narzissa Malfoy und vorbei an den staunenden und herablassenden Gesichtern, die sie verfolgten.
In der angrenzenden Bibliothek angekommen, schloss der Eisprinz hinter ihnen die Tür und sperrte somit das Geschehen außerhalb des Raumes weg.
"Endlich sind wir für uns."
Er zog die Gryffindor an sich heran und drückte seine Lippen zärtlich auf ihre. In Hermine's Bauch explodierte ein Feuerwerk und ein Sturm der Glücksgefühle tobte in ihr.
Ein Blick in seine treuen, sturmgrauen Augen genügte und Hermine konnte das hitzige Gespräch mit Lucius Malfoy und die fürchterlichen Blicke der Gäste vergessen. Nichts konnte ihre Gedanken trüben, wenn sie bei dem Mann war, den sie am meisten liebte auch wenn dieser Moment nicht für die Ewigkeit bestimmt war.

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Lovepotion | Dramione
Fiksi PenggemarDas sechste Schuljahr in Hogwarts, der Schule für Hexerei und Zauberei, ist im vollen Gange und steuert auf die UTZ-Prüfungen zu. Hermine Granger hat sich zu Höchstleistungen angespornt, doch ein Unfall in Professor Slughorn's Zaubertrankunterricht...