Kapitel 21

1.1K 56 0
                                    

Wenn man an jemanden dachte oder mit einer ganz besonderen Person zusammen war, verstrich die Zeit meist im Sekundentakt, so dachte Hermine.

Die Tage bis zum alljährlichen Weihnachtsball vergingen wie im Flug. Die letzten fünf Tage waren gefüllt mit Stress, Weihnachtsvorfreude und Plätzchen backen in der großen Halle.

Für Hermine war Weihnachten die schönste Zeit des Jahres. Überall roch es nach Lebkuchen, Tannennadeln und Weihrauch. Der Chor spielte und sang Weihnachtslieder und alle stimmten mit ein.

Es herrschte eine wunderbar geborgene Stimmung. Man konnte fast alle Probleme vergessen, denn diese Zeit war im wahrsten Sinne des Wortes magisch.

Die Junghexe legte gerade die letzten Plätzchen in "Zauberstab"- und "Hexenhut"-Formen auf die riesigen Backbleche, als sich Katie Bell an sie wandte.

"Ist es wahr Hermine, was hier jeder flüstert? Gehst du mit Draco Malfoy?" Ihre Augen funkelten vor Neugier.

Hermine schmunzelte, lang hatten sie ihre Beziehung nicht geheim halten können, was allerdings auch kein Wunder war. In Hogwarts hatten Wände Augen und Ohren.

Sie warf einen Blick über ihre Schulter zum Slytherin-Tisch. Selbst den Schülern in ihrer schwarz-grünen Uniform wurde an Weihnachten ein Lächeln ins Gesicht gezaubert.

Draco's blondes Haar war inzwischen kürzer geschnitten, was seine markanten Gesichtszüge betonte. Er spürte Hermine's Blick und sah auf. Sein Grinsen wurde augenblicklich breiter, was Hermine's Herz zum Hüpfen brachte.

Verliebt-sein war eines der schönsten Gefühle auf der Welt. Katie Bell schienen die verliebten Blicke als Antwort auszureichen und sie wandte sich wieder dem Lebkuchen-Hogwartsschloss zu, welches mit Zuckerguss, bunten Gummibärchen und Smarties verziert war.

Nach dem Backritual, was alljährlich in Hogwarts durchgeführt wurde, verschwand die Gryffindor im Gemeinschaftsraum und ließ sich erschöpft auf einen der roten Sessel sinken. Dabei piekte ihr etwas in den Rücken.

Stirnrunzelnd zog sie ein zusammengefaltetes Pergament aus der Innentasche ihres Umhangs und öffnete es.

Ihr Lächeln verschwand und ihr Blick trübte sich. Wie konnte sie das nur völlig vergessen?
Zwei der Zutaten (Afodillewurzel und junge Alraune) hatte sie bereits, nur die fangzähnige Geranie, die ihr Professor McGonagall besorgen wollte, sowie Snargaluff fehlten noch für die Neutralisation des Liebestranks.

Auf einmal fühlte sie sich verloren und einsam. In den letzten Tagen schien sie vor Glück und Verliebt-sein nur so überzulaufen, dabei vergaß sie jedoch völlig, dass sie Draco unfreiwillig dazu gebracht hatte, sie zu lieben. Und sich selbst auch. Auch wenn sie nichts von dem Liebestrank zu sich genommen hatte, hatte sie jedoch die Dämpfe eingeatmet.

Eine kleine Träne bahnte sich den Weg über ihre Wange und die Junghexe wischte sie geistesabwesend weg.

Sie musste zu Professor McGonagall und sie nach der Geranie fragen, es brachte nichts, sie konnte den Slytherin und sich selbst nicht ewig betrügen.

Mit trauriger Miene steckte sie das Pergament ein und machte sich auf den Weg zum Lehrerzimmer.

Vor der riesigen Eichentür blieb sie jedoch stehen und atmete tief ein und aus.

Bist du sicher, dass du es tun willst? Du weißt, du wirst verletzt.

"Das weiß ich, aber ich könnte nicht mit dem Wissen leben, dass ein Liebestrank unsere Gefühle verursacht. Das wäre nicht richtig, es sind falsche Gefühle, auch wenn es sich wunderschön anfühlt."flüsterte die 16-jährige.

Behutsam klopfte sie an und die Tür öffnete sich. Professor Snape's ernstes Gesicht erschien im Türrahmen und blickte sie ernst an.

"Granger, was suchen sie hier?"

Hermine knetete nervös ihre Hände. In Professor Snape's Gegenwart fühlte sie sich ein wenig unwohl. "Ich möchte zu Professor McGonagall, ich hab eine wichtige Frage."

Snape's Augenbraue schoss an den Haaransatz und ohne den Blick von der Gryffindor abzuwenden, öffnete er die Tür zum Lehrerzimmer.

"Professor, hier ist jemand für sie."

Minerva McGonagall sah von ihrem beschriebenen Pergament auf, direkt in Hermine's zerknirschtes Gesicht. Für einen kurzen Augenblick schien sie zu wissen, was die Brünette bedrückte, schließlich bekamen auch die Lehrer in Hogwarts, die Gerüchteküche in der Schülerschaft mit. Allerdings war Professor Snape anwesend und sie setzte einen gleichgültigen Gesichtsausdruck auf.

"Miss Granger, schön sie zu sehen, was kann ich für sie tun?"

Hermine öffnete den Mund. "Ich hatte sie vor Kurzem um einen kleinen Gefallen gebeten und sie sagten mir, dass dies etwas mit ihren Verwandten zutun hatte, bei denen sie letzte Woche waren und ich wollte fragen, ob sie mir schon Erkenntnisse liefern können."

Der Gryffindor war anzumerken, dass sie Snape's grimmigen Blick im Rücken spürte und garantiert nicht die Wörter "Liebestrank" und "Draco Malfoy" in seiner Anwesenheit erwähnen wollte.

Doch Minerva McGonagall war sich sicher, dass Professor Snape bereits eine Vermutung hatte, sie jedoch anscheinend noch nicht mit Lucius Malfoy geteilt hatte.

"Natürlich Miss Granger, dafür müssen wir allerdings in meinen privaten Rückzugsraum. Folgen Sie mir bitte."

Die Brünette folgte der Lehrerin durch die zahlreichen Korridore und hatte Mühe, den schnellen Schritten der Hexe zu folgen.

Professor McGonagalls Privatgemach war wie eine klischeehafte Hexenhütte eingerichtet. Überall hingen Kräuter und Pflanzen von der Decke, die staubigen Regale waren mit dicken Büchern über alte Magie, Runen und Verwandlung gefüllt und es roch verdächtig nach Schwefel.

Ein pechschwarzer Rabe saß auf einem Stapel Pergament auf dem Holztisch und krächzte laut, als er Minerva McGonagall sah. Lächelnd strich sie ihm über das glänzende Gefieder und suchte nebenbei in einem kleinen Karton, nach dem Samtsäckchen, welches sie von ihren Verwandten mitgenommen hatte.

Die fangzähnige Geranie, eine Pflanze, die sich vorwiegend von Fliegen und anderen Insektentieren ernährte, hatte so scharfe Zähne, dass Professor McGonagall staunte, als sie das grüne Säckchen vollständig und ohne Löcher vorfand und Hermine in die Hand drückte. Dabei bedachte sie die Gryffindor mit einem mütterlich-ernsten Blick, denn sie bemerkte deren traurige und zweifelnde Miene.

"Glauben Sie mir Miss Granger, es ist die richtige Entscheidung, für sie und für Malfoy."

Die 16-jährige nickte und vergrub die Finger in dem weichen Samtstoff des Säckchens. "Danke Professor McGonagall."flüsterte sie und machte sich auf den Rückweg zum Gemeinschaftsraum. Die Lehrerin sah ihr mit einem traurigen Lächeln hinterher. Liebe war schwierig, das wusste sie.

Lovepotion | DramioneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt