Hermine blickte nochmals genervt auf ihre Armbanduhr. Inzwischen war es schon dreiviertel zwei. Neville wollte halb da sein.
Der Wind zischte durch die losen Bretter in Hagrid's Dach und die Hütte knarzte. Die Gryffindor spürte trotz des warmen Wintermantels wie ihr eine Gänsehaut den Körper entlang kroch.
Ein paar Schüler schnallten ihre Schlittschuh an und liefen ein paar Bahnen auf dem zugefrorenen See. Ginny und Hermine hatten beschlossen nach der Shoppingtour auch noch ein paar Runden gemeinsam mit Luna und Ron zu drehen.
Zwischen Harry und Ginny herschte immernoch Funkstille. Er redete kein Wort mit ihr, sie keins mit ihm. Manchmal verspürte Hermine ein Ziehen in der Brust wenn sie die Beiden ansah. Liebe kann so schnell zu Eis werden.
„Entschuldige bitte die Verspätung!"
Neville stoppte keuchend seinen Marathon und stützte die Arme auf seinen Oberschenkeln ab. Schweißperlen glitzerten auf seiner Stirn.
„Alles ok, was war denn der Grund?"Die Hexe versuchte wenig genervt zu klingen. Die Tatsache dass Neville seine Angst überwand und in den verbotenen Wald ging lies ihre Dankbarkeit wachsen.
„Travis hat irgendeine komische Krankheit, er spuckt Würmer, ich musste ersteinmal mit Madame Pomfrey sprechen, ein Glück hat sie gesagt dass sie ihn behandelt."
Als sein Blick auf den nebligen Wald fiel merkte Hermine wie die Farbe aus seinem Gesicht wisch. Schnell versuchte sie ihn aufzumuntern.
„Ich habe genauso Angst wie du, aber wir reden während wir durch den Wald gehen, dann können wir uns Mut schaffen!"
Der dunkelhaarige Gryffindor nickte ängstlich. Trotzdem fingen seine Zähne panisch an zu klappern.
Die brünette Hexe griff ihn bei der Hand und gemeinsam steuerten sie auf den verbotenen Wald zu.
Der Nebel umgab sie wie ein schützender Schild. Undurchdringlich wand er sich um knorrige Baumstämme und hohe Wurzeln.
Die Gryffindor konnte sich noch sehr gut an ihr erstes Jahr in Hogwarts erinnern als sie Strafarbeiten, gemeinsam mit Harry, Ron und Draco leisten musste. Nur da hatte der Wald schauriger gewirkt.
„Wo genau wächst Snargaluff?"versuchte sie Neville ein Gespräch aufzudrücken.
„Meistens in feuchten, dunklen Gebieten."Seine Stimme zitterte vor Angst.
„Das heißt wir müssen Richtung See, komm hier lang, hier ist eine Art Weg."
Der dunkelhaarige Zauberer folgte der Hexe durch das dichte Gestrüpp, vorbei an hohen Tannen und riesigen Ästen.
Plötzlich erklangen Schritte. Die Gryffindors blieben abrupt stehen und sahen sich panisch an. Wieder erklangen Schritter, diesmal schneller und näher.
Hermines Herz klopfte ihr bis zum Hals. Trotzdem behielt sie einen kühlen Kopf. Neville zitterte vor blanker Panik.
„Nicht bewegen."flüsterte sie ihm zu. Er nickte langsam.
Plötzlich riss er seine Augen auf, sodass sich seine Pupillen weiteten. Dabei lag seine volle Aufmerksamkeit auf einem Punkt hinter der Hexe.
Hermine wollte kreischen, doch der Schrei blieb ihr im Hals stecken. Sie spürte einen warmen, stinkigen Atem in ihrem Rücken. Das konnte nur eins bedeuten.
„Zentauer!"schrie Neville und in Windeseile hechtete er den Weg zurück durch das Gestrüp, dabei kreischte er unkontrolliert.
Die brünette Hexe bewegte sich keinen Zentimeter. Die Angst hatte sie gefesselt und lies nichtmehr von ihr ab.
Der Zentaur blähte seine Nüstern, holte mit dem Arm aus und schleuderte die Hexe gegen einen harten Baumstamm.
Hermine rieb sich stöhnend den Kopf. Ihr Knöchel schmerzte und aus ihrer Schläfe tropfte Blut.
Das Wesen aus Mensch und Pferd sah sie zornig und todbringend an.
„Ihr habt nichts in unseren Territorium zu suchen, ihr seid schwarze Magie, ihr müsst vernichtet werden."grölte er. Seine Stimme war so tief, dass es Hermine durch Mark und Bein ging.
Verzweifelte versuchte sie an ihren Zauberstab zu kommen, doch der lag zwischen den Wurzeln des anderen Baumes.
Der Zentauer kam bedrohlich näher.
„Impedimenta!"rief plötzlich eine Stimme. Der Zentauer erstarrte in seiner Bewegung, die Augen immernoch hasserfüllt auf Hermine gerichtet.
Die sah sich fragend um. Auf einmal trat hinter dem anderen Baum eine Gestalt hervor, die die Gryffindor nur zu gut kannte.
„Alles ok?" Draco reichte der Hexe ihren Zauberstab.
„Ja alles bestens."Sie versuchte aufzustehen, doch der verletzte Knöchel machte ihr einen Strich durch die Rechnung. Zischend sank sie zurück ins Gras.
„Warte, ich helf dir."
Der platinblonde Slytherin zückte seinen Zauberstab.
„Ferula."
Sofort spürte die Hexe wieder Kraft in ihrem Fuß und zog sich an dem Zauberer auf die Beine.
Ihre Augen trafen auf seine blauen. Sein Gesicht kam näher. Tausend Alarmglocken schellten in Hermine's Kopf, doch sie konnte den Drang seine Lippen ein zweites Mal zu küssen nicht unterdrücken.
Ein Glück beendeten die Lehrer diese Situation. Professor Slughorn, Professor McGonagall und Professor Snape schwirrten von allen Seiten des Waldes auf den Zentauer und die beiden Zauberer zu.
Misstrauisch betrachtete der Hauslehrer Slytherins das versteinerte Wesen.
„Ganz klar ein Impedimenta-Zauber, Malfoy?"zischte er, dem Schüler zu. Der nickte, dabei hielt sein Blick dem Eisigen Snape's stand.
Professor McGonagall steuerte besorgt auf Hermine zu.
„Alles in Ordnung mit ihnen Granger? Longbottom hat uns informiert, er kam völlig erschöpft im Schloss an."
„Mir geht es gut."antwortete die brünette Hexe lächelnd.
„Nun wir sollten hier nicht zu lang verweilen, bevor uns nochmehr Zentauer übefallen."meldete sich Slughorn zu Wort. Er drehte sich mit ängstlichem Blick um seine eigene Achse.
„Damit haben sie wohl recht."meinte Snape, in seinem gewohnt missbilligendem Ton.
Hermine und Draco folgten den Lehrern mit ein wenig Abstand. Der Slytherin hatte das Jacket seines Anzugs um ihre Schultern gelegt. Die Gryffindor zog es dankend ein wenig enger um ihren Körper.
In Hogwarts herrschte sofort Trubel als die drei Professoren und die Schüler in der Eingangshalle ankamen. Misstrauische Blicke lagen auf dem Eisprinz und der brünetten Hexe.
„Hermine!"
Ginny bahnte sich einen Weg durch die drängelnde Masse. Glücklich fiel sie ihrer Freundin um den Hals.
„Bei Merlins Bart, ich hab mir riesige Sorgen um dich gemacht, Neville ist beinahe umgekippt vor blanker Panik."
„Mir geht es gut!"
„Komm wir gehen hoch, dann kann ich deine Schläfe versorgen."meinte die rothaarige Weasley.
Hermine schlüpfte aus dem Jacket und reichte es Draco. Er lächelte sie verschmitzt an. Sofort stieg ihr die Röte ins Gesicht.
Hastig schlüpfte die Hexe durch die Schülermassen und folgte Ginny zu den Schlaftürmen.
Das Gemurmel und Getuschel der Zauberer und Hexen verstummte nach ein paar Ecken.
„Als Neville erzählt hat dass du noch im Wald bist und von einem blutrünstigen Zentauer angegriffen wirst ist Malfoy sofort aus dem Schloss gestürmt. Er hat alles stehen und liegen gelassen in Geschichte der Zauberei."
Hermine Wangen färbten sich noch dunkler. Doch dann fielen ihr McGonagalls Worte ein:
Wenn sie nicht vorhaben sich unsterblich in ihn zu verlieben, halten sie sich von ihm fern.

DU LIEST GERADE
Lovepotion | Dramione
FanfictionDas sechste Schuljahr in Hogwarts, der Schule für Hexerei und Zauberei, ist im vollen Gange und steuert auf die UTZ-Prüfungen zu. Hermine Granger hat sich zu Höchstleistungen angespornt, doch ein Unfall in Professor Slughorn's Zaubertrankunterricht...