Die Lange Nacht Teil7

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27.August, 973 NEE, irgendwo in den Wastelands

Irgendwo über uns durchbrach ein Raumschiff die Schallmauer und sandte eine Welle grollenden Donners über das Landefeld.

»Komm schon, Charles! So eine Chance kriegen wir vielleicht nie wieder.« Ich deutete mit übertriebener Begeisterung zu den zum Greifen nahen Dünen.

»Welche Chance?«, fragte mein Symbiont spürbar genervt. »Ich sehe da nur jede Menge Ärger. Mal im Ernst, Alex. Du glaubst doch nicht, dass du in einer Lanceuniform mit einem Lancecollar um den Hals einfach so von einer gesicherten Militäreinrichtung spazieren kannst? Und was willst du dann machen? Dir ein hübsches Zimmer mit Oasenblick nehmen und dem Vermieter erklären, dass das Lancecollar ein Schmuckaccessoire ist?«

Meine Begeisterung fiel in sich zusammen wie eines von Moms berüchtigten Soufflés. Ich nagte unschlüssig auf meiner Unterlippe. So wenig es mir auch gefiel, aber Charles hatte wohl mal wieder recht.

»Ich würde es jetzt nicht unbedingt eine gesicherte Militäreinrichtung nennen ...«, murmelte ich schwach, aber der Protest fühlte sich deutlich defensiver an, als ich wollte.

»Und selbst wenn du es irgendwie schaffen solltest, auf dieser elenden Staubkugel unterzutauchen ... willst du wirklich den Rest deines Lebens mit einer Zielscheibe auf dem Rücken rumlaufen? Das Imperium zahlt irrsinnige Kopfprämien für entlaufene Sträflinge. Und was dann mit dir passiert, muss ich wohl nicht erwähnen. Also mir reicht das Ratpack 7, die Bucketheads muss ich nicht auch noch erleben ... «

Ich fluchte herzhaft ...

... und wirbelte auf dem Absatz herum.

»Das ist nicht fair!«, maulte ich. »Es ist echt nicht fair die Bucketheads zu erwähnen! Da kommt man nur rein, wenn man ... wenn man ...«

»Was hast du denn jetzt schon wieder vor?«, unterbrach mich die körperlose Stimme.

»Was wohl?«, knurrte ich.

»Alex!«

Ich seufzte. »Ich laufe schon nicht davon! Aber soll ich hier vielleicht stehenbleiben, bis ich Wurzeln schlage? Ich will rauskriegen, wohin ich verlegt wurde.«

»Wurzeln schlagen? Echt jetzt?«, rieselte glühende Empörung mein Rückgrat hinab. »Das ist jetzt wirklich unter der Gürtellinie! Selbst für dich! Ich dachte, das hätten wir hinter uns. Ich hacke doch auch nicht ständig darauf herum, dass deine Vorfahren auf Bäumen hausten!«

Scheiße!

Ich senkte schuldbewusst den Blick. Ich wusste, wie pikiert Charles auf derartige Anspielungen reagierte. Daran war ich nicht zuletzt selbst schuld.

»Charles ...«, murmelte ich kleinlaut. »Es tut mir leid ... So habe ich das doch gar nicht ...«

»Die Doofalge mal wieder. Schon klar ... Aber vielleicht wäre Wurzeln schlagen ausnahmsweise mal gar keine so schlechte Idee nicht wieder in Schwierigkeiten zu geraten«, giftete Charles weiter.

Ich atmete die heiße Wüstenluft tief ein. »Charles, es wird keiner kommen, um mich abzuholen. Das wissen wir beide ...«

»Sagt wer? Du? Kraft deiner Butterstulle als ... Lance?«

Ich verkniff mir die bissige Bemerkung, die mir auf der Zunge lag. Einer von uns beiden musste zurückstecken. Das hatte ich schon vor langer Zeit begriffen und Charles würde es diesmal nicht sein.

»Charles, ich wurde verlegt. Zum Glück nicht auf die Wisconsin, aber ...«, ich machte eine ausholende Bewegung mit der Hand, die so ziemlich alles von den Dünen bis zu den fernen Gebäuden einschloss, »... hier ist niemand außer mir. Was bedeutet das wohl?«

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