27.August, 973 NEE, an Bord der Valkyrie
»Das kriegt er wieder! Das wird er noch bereuen ...«, grollte Charles körperlose Stimme.
Ich nickte zwar stumm, glaubte aber irgendwie nicht daran. Lancemaster und Military Police waren nahezu unantastbar. Mussten sie auch sein, sonst wäre ihre Arbeit unmöglich, da ein inniger Kontakt mit den beiden Sicherheitsorganen der imperialen Flotte selten positive Erinnerungen hinterließ. Norman bildete da keine Ausnahme, er war bestenfalls ein herausragendes Beispiel. Ich streifte die Stiefel ab und schälte mich aus der Hose. Scham war so ziemlich das Erste, was man im Lancecorps verlor. Jenseits der Zellen war so ziemlich alles für beide Geschlechter und alles dazwischen vorgesehen. Toiletten, Duschen, Kantine, die Hand des nächsten Arschlochs war nie weit entfernt und entweder lernte man, damit zu leben – was irgendwas zwischen ignorieren und sich zur Wehr setzen bedeutete – oder man ging daran kaputt. Ich für meinen Teil hatte eigentlich schon lange meinen Frieden damit gemacht, aber trotzdem fühlte sich Normans Blick so abstoßend klebrig an, dass ich ihm schließlich meine Unterhose vor die Füße pfefferte.
»Zufrieden?«, knurrte ich.
Er hockte auf der Liegefläche eines MedPods und grinste wie ein Schuljunge, den man dabei erwischt hatte, Höschen in der Mädchenumkleide des Schulschwimmbads zu klauen.
»Gel nicht vergessen«, feixte er.
»Fick dich«, murmelte ich, fischte aber eine der ölig glänzenden Tuben aus dem Koffer und verteilte deren Inhalt großzügig auf meiner Haut. Normans Grinsen wurde breiter.
»Du machst das wirklich super ...« Er nickte zufrieden, als ich glänzte wie ein frisch lackierter Rumschiffrumpf. »Und jetzt anziehen ...«
Ich warf ihm einen vernichtenden Blick zu und griff widerwillig nach dem Anzug. Er war unerwartet schwer, so dass ich zwei Hände brauchte, um ihn hochzuheben. Das zähe Material fühlte sich seltsam steif an und war gut drei Millimeter dick.
»Ich sag es ja nur ungern, aber das war echt eine dumme Idee ...«, erklang Charles Stimme wieder in meinem Verstand.
Ich presste die Lippen zu einem dünnen Strich zusammen. Statt irgendetwas Sinnloses zu erwidern, weitete ich den Schlitz am Rücken des Anzugs, der von der Gürtellinie bis zum Nacken reichte und dort mit einem daumendicken Ring abschloss, der vermutlich am Lancecollar einrasten sollte. Außen fühlte sich das Material, das trotz seiner Dicke erstaunlich elastisch war, glatt und beinahe metallisch an, im Inneren erinnerte es mich aber an die altmodischen Neoprenanzüge, die ich bei den Kanutouren auf Canis Minor hatte tragen müssen. Ich atmete tief ein und bereute es beinahe sofort. Aus dem geöffneten Anzug waberte ein abstoßendes Aroma, das irgendwo zwischen einer alten Toilette und zu lange getragenen Toilette lag.
Norman kicherte. »Das Schätzchen ist halt schon liebevoll eingelebt. Da riechen die immer ein wenig würzig.«
»Würzig ist jetzt nicht unbedingt das erste Wort, das mir dafür einfallen würde ...«
Ich packte den Anzug mit beiden Händen links und rechts am Schlitz, ließ das Oberteil nach vorn umklappen und rammte ein Bein in die zähe Finsternis. Der Anzug war eng. Verdammt eng. Und Norman hatte Recht. Ohne das Gel wäre es mir vermutlich nicht möglich, mich in das Ding hinein zu winden, und selbst so war es mehr als mühsam. Ich balancierte auf einem Bein und krallte mich in dem nachtschwarzen Flüssigmetallgummi fest, während mein Knöchel in Höhe des Knies mit einem misstönenden Schmatzen anhielt.
Ich keuchte.
Norman lachte schrill. »Na? Is' es zu eng?«
Fick dich ...
»Nein«, presste ich hervor. »Grad angenehm!«
Das Lachen wurde noch eine Spur schriller und wahnsinniger. Ich grub meine Hände in das Material des widerspenstigen Oberschenkels, atmete tief ein und zog das Anzugbein mit einem kräftigen Ruck nach oben. Mein Fuß rutsche eine Handbreit tiefer. Ich taumelte ungeschickt nach vorn, stieß gegen einen MedPod und presste schließlich meinen nackten Rücken gegen die kalte Wand. Bis meine Ferse aus dem Absatz des integrierten Stiefels Halt fand und meine Zehen Widerstand spürten, war ich so nass geschwitzt, dass ich nicht mehr wusste, wo mein Schweiß aufhörte und das Silikongel anfing.
Ich richtete mich schwer atmend auf.
»Und jetzt das andere Bein«, sagte Norman fröhlich.
Ich leckte mir über die Lippen, aber der HoloScreen, der über seinem ComLink leuchtete, erinnerte mich daran, dass ich keine Wahl hatte.
Irgendwann nachdem ich es geschafft hatte mit einem dumpfen Schmatzen auch den zweiten Fuß in seinen Stiefel zu zwängen, erinnerte mich der Druck in meinem Schritt daran, dass mir jetzt der entwürdigendste Teil der unangenehmen Ankleide bevorstand.
Das Blut rauschte in meinen Ohren, meine Hände zitterten. Meine Brust hob und senkte sich hektisch, während die runde Spitze des vorderen Zapfens meinen Intimbereich berührte.
»Bitte ...«, keuchte ich atemlos.
»Was ist denn?«, fragte Norman und sah mich unschuldig an. »Sind sie nicht groß genug? Möchtest du was Dickeres?«
»Sir ...«
»Lass es, Alex. Du machst es doch nur besser für ihn«, flüsterte Charles und zum ersten Mal, seit ich ihn mir aufgenommen hatte, glaubte ich Mitleid in seiner Stimme zu fühlen.
Ich nickte stumm und zwängte die beiden Eindringlinge in mich hinein, während heiße Tränen auf meinen Wangen brannten. Sie waren groß. Viel zu groß. Und sie füllten mich aus wie zwei lebendige Wesen, die sich bei jeder noch so winzigen Bewegung in mir wanden, als wollten sie jeden Winkel meiner intimsten Höhlen begrabschen.
Mein pfeifender Atem, Normans schrilles Kichern und das Rauschen meines Blutes vermischte sich zu einer dröhnenden Kakophonie, die jeden bewussten Gedanken hinweg spülte. Ich funktionierte nur noch, stopfte mechanisch die Arme in die Ärmel des Anzugs, riss an dem zähen Material, bis meine Finger die integrierten Handschuhe ausfüllten und ich die Halsmanschette mit dem stählernen Lancecollar verbinden konnte. Dann spürte ich, wie sich die Ränder des Schlitzes auf meinem Rücken schlossen und mich auf unabsehbare Zeit in meinem persönlichen Gefängnis einsperrten.
»Jetzt fehlt nur noch die Haube«, kicherte Norman.
Fortsetzung folgt am 16.10.2021
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Ratpack 7
Fiksi IlmiahDie Menschheit hat die Sterne erobert und die Macht des Ewigen Imperiums schenkt ihr ein scheinbar goldenes Zeitalter, in dem mehr Dunkelheit als Licht herrscht. Mein Name ist Alexandra Wilson, Mathe - Nerd, Social - Noob und sonst alles dazwischen...