Valkyrie Teil 4

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27.August, 973 NEE, irgendwo in den Wastelands

»Na du ...«, trällerte ich übertrieben freundlich nach oben und präsentierte mit durchgedrücktem Hohlkreuz mein verschwitztes Dekolleté.

»Alex ...«, seufzte die körperlose Stimme in meinem Verstand.

Ich grinste, als das abenteuerliche Fahrzeug so abrupt stehenblieb, dass die beiden leeren Schwebeanhänger schaukelten wie ein altmodisches Schiff in schwerem Seegang.

Juggernauts waren Dinosaurier aus den Anfängen des Imperiums. Es waren Allzweckfahrzeuge, die man ebenso günstig wie schnell aus dem Raumschiffschrott der ehemaligen Sternbaronate und Republiken zusammengeschustert hatte. Sie bestanden aus einem einzigen walzenförmigen Monorad, über dem der Fahrersitz thronte, und verfügten meist nicht einmal über eine klimatisierte Kabine. Im Gleichgewicht gehalten wurde die Konstruktion von einem mächtigen Gyroskop. Ihren legendären Ruf und die beinahe eintausend Jahre unveränderte Konstruktionsgeschichte verdankten die Fahrzeuge aber dem Agrav – Aggregat, das in der Walze untergebracht war. Ursprünglich war es dazu gedacht gewesen, die Traktion zu verbessern, indem man den Juggernauts abhängig von ihrer Zugleistung ein paar extra Kilo spendierte. Aber die Piloten hatten rasch bemerkt, dass ihre Fahrzeuge Hindernisse deutlich schneller und effizienter überwinden konnten, wenn sie mit ein wenig negativer Schwerkraft und einigen zusätzlich installierten Luftdruckdüsen einen Sprung auslösten.

Das funktionierte eigentlich wunderbar ...

... mit etwas Übung und jeder Menge Fingerspitzengefühl. Auf dem Weg dorthin gab es allerdings unzählige Trottel, die sich mit ihrem Juggernaut in die obere Stratosphäre geschossen hatten ...

... oder unter die Decke eines Raumschiffhangars wie ich. Weil mein Juggernaut gebockt und alle mich angestarrt hatten, als würden sie auf etwas besonders warten.

»Verlaufen oder ausgebüxt?« Die Augen des Juggernautpiloten saugten sich an meinem Ausschnitt fest. Der Dienst im Lancecorps hatte dafür gesorgt, dass ich kein Gramm Fett zu viel auf den Rippen hatte und problemlos bei jeder Misswahl teilnehmen könnte, auch wenn ich bezweifelte, dass mein unrasiertes Gegenüber besonders wählerisch war, was weibliche Reize anbetraf.

»Weder noch ...« Ich rückte den Trageriemen zurecht, als wäre mir der Seesack zu schwer. »Ich muss zum Terminal.«

Der Juggernautpilot lachte. »Willste etwa ein Ticket nach Hause kaufen?«

»So was in der Art« Ich zuckte mit den Schultern. »Ist eine lange Geschichte.«

»Kannst gern mitkommen«, feixte der Mann. »Ich hab' noch einen Platz auf dem Schoß frei.«

»Du lernst es nie, oder? Wenn man mit dem Feuer spielt ...«

Mein Lächeln wurde deutlich dünner. »Ich kann auch gern auf einem der Anhänger mitfahren.«

»Ne, ne ...« Der Mann entblößte zwei Reihen ungepflegter Zähne. »Der Seesack unten, du oben, Mädchen.«

Mein Magen vollführte einen bilderbuchreifen eingesprungenen Rittberger samt Rückwärtssalto.

»Das willst du doch nicht wirklich tun!«, empörte sich Charles. »Der Kerl hat zum letzten Mal während der Regentschaft des letzten Imperators geduscht. Hast du eine Ahnung, wie lange es gedauert hat, bis ich den Tripper im Griffe hatte, den du dir ...«

Ich pfefferte den Seesack auf den ersten Anhänger und setzte den Fuß auf die Trittleiter.

»Verdammt, Alex!«

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