Ratpack 7

Valkyrie Teil 5

27.August, 973 NEE, irgendwo in den Wastelands

»Sir! Ja, Sir!« Ich knallte die Hacken zusammen und stand stramm.

Die zwei Männer trugen das in allen Rängen der imperialen Flotte unbeliebte Grau der Military Police und der vordere der beiden musterte mich, als wäre ich der Quell allen Übels auf dem Planeten. Er füllte die Uniform mit der brachialen Wucht eines Preisboxers aus und war mit seiner untersetzten Statur kaum größer als ich. Dafür brachte er aber mindestens das Doppelte meines bescheidenen Kampfgewichts auf die Waage.

Ich schluckte.

Das kantige Gesicht des Untersetzten zierte eine mindestens zweimal zu oft gebrochene Nase und die eisblauen Augen unter den grauen Brauen schienen direkt in meine Seele zu blicken.

»Was tun Sie hier, Lance?«, knurrte er.

»Sir! Ich wurde versetzt, Sir.«

»Aha ...«, brummte er spürbar missmutiger als noch vor wenigen Sekunden. »In die Cafeteria im Moonsorrow Spaceport?«

»Sir! Nein, Sir!«

»Dann versuchen wir es noch einmal. Was tun Sie hier, Lance?«

Ich öffnete den Mund ...

... und schloss ihn wieder. Meine Zunge fühlte sich plötzlich so schwer an wie ein massives Schott.

»Sir ...«, setzte ich erneut an, um mein Verhalten halbwegs plausibel zu erklären.

»Genau genommen bist du gerade auf der Flucht ...«, hallten Charles Worte in meinem Verstand wider, die ich knappe fünfzehn Minuten zuvor nicht hatte hören wollen.

»Sir! Nachdem das Shuttle der Wisconsin abgehoben war, schien es, als hätte man mich vergessen ...«

»Und da haben Sie Eigeninitiative entwickelt ...« Die Stimme des Mannes klang seltsam lauernd.

»Sir! Ja, Sir! Ich hatte gehofft, im Hauptgebäude des Spaceports ein Zugangsterminal zu finden, an dem ich mein Lanceprofil aufrufen kann ... um zu sehen wohin ...«

»Bullshit!«, donnerte der MP. »Sie wollten sich einen lauschigen Tag machen, während wir den ganzen verfluchten Planeten nach ihnen auf den Kopf stellen, Lance!«

»Sir ...«

»Schnauze!« Das Gesicht des untersetzten Mannes schwebte eine Handbreit vor meinem eigenen. »Sie sind eine verurteilte Verbrecherin! Glauben Sie wirklich, dass irgendjemand möchte, dass Sie Eigeninitiative zeigen? Oder über das gottverfluchte Landefeld einer teilmilitärischen Einrichtung spazieren, als wären Sie Urlaub? Wenn man Sie irgendwo ablädt, dann haben Sie dort zu warten, bis man Sie verdammt nochmal abholt! Verfluchte Scheiße! Und wenn Sie da stehen bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag, dann stehen Sie da bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag! Haben Sie das verstanden?«

Ich leckte mir über die Lippen.

»Wie ich es hasse, recht zu haben ...«, seufzte Charles.

»Ach halt die Klappe«, murmelte ich.

»Bitte was!«, bellte der MP. »Haben Sie gerade wirklich gesagt, was ich denke, dass Sie gesagt haben, Lance!«

»Sir! Nein, Sir! Das ... das war ... nicht für Sie ... bestimmt, Sir«, stammelte ich und versuchte zu retten, was noch zu retten war.

»Ach, Alex ...«, wehte Charles körperlose Stimme durch meinen Verstand.

»Wollen Sie mich verarschen, Lance. Für wen soll es denn bestimmt gewesen sein? Für die Nachwelt?«, brüllte sich der Mann in Rage. »Knebel und Sack, Lance! Einen Monat! Mindestens!«