Buckethead Teil 8

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27.August, 973 NEE, an Bord der Valkyrie

»Das ist doch eine ...«, fluchte Charles, aber er wusste ebenso gut wie ich, dass ich keine Wahl hatte.

»So!« Normans Finger huschten über den HoloScreen. »Der Timer steht auf fünfzehn Minuten. Wenn du bis dahin nicht ... na du weißt schon ... wird sich die Schlinge wieder zuziehen. Nur dann werde ich sie nicht stoppen.«

Ich verzog die Mundwinkel zu einem säuerlichen Grinsen und schlich mich an den MedPod mit dem Koffer an, ohne die schlaksige Gestalt des Military Police Officers aus den Augen zu lassen. Das war natürlich albern. Ich war seiner Gnade, oder besser seinem Wahn ausgeliefert ...

... per Fernbedienung. Aber trotzdem wollte ich mich nicht von ihm berühren lassen. Unter gar keinen Umständen und nicht in diesem oder irgendeinem nächsten Leben. Ich schielte in das Innere des aufgeklappten Metallkoffers und schürzte angewidert die Lippen. An den Zähnen des Haarschneiders klebten noch blonde und schwarze Strähnen, drei nachtschwarze Tuben mit der Aufschrift »Lubricunt Das einzig Wahre« und der pinkfarbenen Silhouette einer sich lasziv rekelnden Frau glänzten feucht im Licht der Deckenbeleuchtung und am Boden krümelten die Überreste von mindestens drei Sandwiches vor sich hin und warteten auf eine neue Bestimmung.

»Hast recht«, feixte Norman. »Da fehlt die Hand einer Frau.«

»Echt jetzt?« Ich warf ihm einen vernichtenden Blick zu und er stieß ein keckerndes Lachen aus, das perfekt zu einer der Hyänen aus dem Zoo meiner irdischen Heimat gepasst hätte.

»Worauf wartest du?« Er deutete auf den Koffer und machte eine Handbewegung, als würde er sich den Kopf scheren.

»Ich soll's mir selbst besorgen?« Ich konnte mir den hilflosen Seitenhieb nicht verkneifen, griff nach der Maschine und ließ sie in meiner Hand zu vibrierendem Leben erwachen.

»Ich schau gern zu.« Normans dämliches Grinsen verzog sich zu einer lüsternen Grimasse. »Du kriegst das schon hin. Hab da volles Vertrauen in dich. Soll ja keine Laufstegfrisur werden, nur 'ne Glatze ...«

Fick dich, du Arsch ...

Ich setzte das Gerät an und die ersten roten Strähnen taumelten traurig zu Boden.

»Genau so ...« Er leckte sich über die Lippen. »Und schön weitermachen.«

»Ihnen ist schon klar, dass ich längst auf meinem Posten sein sollte. Die werden mich suchen.«

»Nein ... Captain Weichei ist ein ganz Genauer. Ich kenne solche Typen. Der lässt die Crew erstmal das Handbuch zur Fehlerdiagnose von vorn bis hinten durcharbeiten, bevor seine Leute selbst nachdenken dürfen. Dann fällt ihnen vielleicht auf, dass du nicht da bist. Aber bis dahin sind wir längst fertig.«

Ich atmete tief ein. »Warum machen Sie das überhaupt?«

»Was?« Sein Blick saugte sich an jeder meiner Bewegungen fest. »Über dem linken Ohr. Da hast du was vergessen.«

»Na, das hier!«

Er zog die Brauen hoch und schien zu überlegen, ob er mir antworten sollte.

»Weil ich es kann«, sagte er schließlich.

»Weil Sie es können!«, echote ich. »Echt jetzt! Was Bescheuerteres ist ihnen nicht eingefallen?«

Er zuckte mit den Schultern. »Weißt du. In der Highschool sind die ganzen scharfen Schnitten dem Quarterback nachgelaufen. Die haben den echt angehimmelt. Haben ihm Höschen in den Spind gestopft und Karten geschrieben und so 'nen Scheiß. Auch wenn sie gar keine Chance hatten. Doof wie Brot die Schlampen. Haben sich zum Affen gemacht. War natürlich nicht nur beim Football so. Gab überall einen Überflieger. Sogar die Mathe Nerds hatten einen. Wenn man so ein Überflieger war, konnte man sich die Schlampen aussuchen. Man musste nur der Sieger sein. Der zweite Platz ging auch noch, der Dritte vielleicht auch, aber alles danach ... Für Typen wie mich hat sich niemand interessiert. Außer wenn sich eine der Biester darüber aufregen wollte, dass sie sexuell belästigt worden ist ...«

»Und deshalb warten Sie im vergessensten Winkel des Imperiums auf mich?« Ich schüttelte den Kopf. »Das ergibt doch keinen Sinn!«

»Warten? Auf dich?« Er lachte schallend. »Genauso tickt ihr Schlampen. Als würde sich das Universum nur um deinen Arsch drehen. Hinter den Dünen liegt eine riesige Mine. Alles Lances. Da läuft nichts ohne Zwangsarbeit. Die Meisten stecken in einem Anzug. Die tun alles, um ein paar Stunden aus dem Scheißding rauszukommen. Da bin ich ein Gott! Wenn ich will, könnte ich den ganzen Tag Sex haben. Rund um die Uhr. Die ganze Woche. Deshalb bin ich hier. Nicht wegen dir! Du bist bestenfalls das Sahnestückchen ...«

»Bei dem ist aber nicht nur eine Schraube locker ...«, flüsterte Charles.

Ich starrte Norman fassungslos an.

»Was ist los? Habe ich deine rosa Ponyhofwelt kaputtgemacht?« Er deutete an seine rechte Schläfe. »Da sind noch ein paar Haare. Schön weitermachen. Wir haben heute noch was vor.«

»Das ist krank ...«, flüsterte ich und wollte eigentlich widerlich oder abstoßend sagen.

»Findest du?« Norman lachte erneut. »Man nimmt, was man kriegen kann. Und bevor du weiter fragst ... Ich mach es bei dir, weil es für dich das erste Mal ist. Weil ich der Erste bin, der dabei zusieht, wie du dir die Gummistöpsel zwischen die Beine stopfst ... und weil ich der Erste bin, der den Ausdruck in deinen Augen sieht, wenn der Shield einrastet ...«

Meine Knie wurden weich und ich spürte, wie jegliche Farbe aus meinem Gesicht verschwand. »Du ... Sie ... du bist ...«

»Das reicht. Nimm das Gleitgel aus dem Koffer und reib dich damit ein.«

Ich starrte ihn aus großen Augen an.

»Wenn du es nicht tust«, seufzte er theatralisch. »Wird dir der Anzug beim Anziehen die Haut vom Fleisch reißen. Mir egal. Deine Entscheidung ...«

Ich öffnete den Mund ...

»Ausziehen nicht vergessen!« Norman feixte wie ein Schuljunge.

... und schloss ihn wieder.

»Braves Mädchen ...«, sagte er.

Ich sog die Luft ein und zog mir widerwillig das Tanktop über den kahlrasierten Schädel.


Fortsetzung folgt am 09.10.2021


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