Buckethead Teil5

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27.August, 973 NEE, an Bord der Valkyrie

Das Schott schloss sich leise zischend hinter mir. Normalerweise hätte ich das Geräusch nicht einmal wahrgenommen, aber jetzt dröhnte es in meinen Ohren wie ein verfluchter Gongschlag. Die kleine Krankenstation der Valkyrie platzte aus allen Nähten. Zwischen den drei MedPods drängten sich Captain Saul Jacobs, Leutnant Commander We'ahie Ahui, der Schiffsarzt, der unschwer an der grünen Uniform des Medizinischen Corps zu erkennen war und natürlich Norman.

Ich atmete tief ein und ballte die schweißnassen Hände zu Fäusten.

»Na? Schon aufgeregt?«, fragte Norman und schenkte mir ein Lächeln, mit dem er mich nur noch mehr an ein abstoßendes Nagetier mit einem langen kahlen Schwanz erinnerte. »Hätte nicht gedacht, dass ich so schnell wieder von dir höre. Hat mich echt gefreut. Hab dir dafür auch unser bestes Stück rausgesucht. Ein echtes Schätzchen ...«

Er klopfte auf den nachtschwarzen Deprivationsanzug, der auf dem mittleren der MedPods lag.

»Geht so«, antwortete ich deutlich gelassener, als ich mich fühlte.

»Götter! Das ist in jeder nur erdenklichen Hinsicht falsch« We'ahie Ahui schüttelte den Kopf und durchbohrte den Captain mit ihren Blicken, der mich aber nur mit ausdrucksloser Mine beobachtete.

Ich trat einen Schritt vor, die Luft in dem kleinen Raum schien zu prickeln, als wollte sie sich jede Sekunde in knisterndem Elmsfeuer entladen ...

... wie auf einem jener alten Segelschiffe der christlichen Seefahrt, auf denen brachiale Bestrafungen an der Tagesordnung gewesen waren.

Mein Mund war staubtrocken.

Sie wollen nicht, dass eine verurteilte Massenmörderin mit ihrer Besatzung in der Messe sitzt und Kaffee trinkt ...

... mit diesem Satz hatte ich Captain Saul Jacobs überzeugt. Meine eigenen Worte klingelten mir noch immer in den Ohren. Es hinter sich bringen, die bescheuerte Strafe des sadistischen MPs absitzen und bei Gott nicht weiter in Schwierigkeiten geraten. Der Plan klang gut, hatte sich aber sich aber draußen auf der Rampe der Valkyrie deutlich besser angefühlt, als wenige Zentimeter von dem Deprivationsanzug entfernt.

Verurteilte Massenmörderin ...

Ich presste die Lippen zusammen. Verurteilt ...

... ja klar.

Das konnte ich nicht leugnen, sonst wäre ich ja nicht hier, sondern würde wie Sam in einem Hörsaal hocken und Jungs und die nächste Prüfung, wären meine größten Sorgen. Aber von diesem Leben hatte ich mich auf Canis Minor verabschiedet und das Imperium hatte endgültig einen Schlussstrich daruntergezogen. Nach dem Anschlag hatten die Peacekeeper die Erde abgeriegelt und jeden festgenommen, der irgendwann einmal mit dem Gesetz in Konflikt gekommen war. Mit drei laufenden Verfahren wegen Drogenbesitz hatte ich nicht den Hauch einer Chance gehabt und eine Verurteilung wegen Beihilfe bei einem staatsgefährdenden terroristischen Anschlag hatte einfach am wenigsten Mühe gemacht. Nach dem Massaker auf dem Platz des Galaktischen Friedens waren Beweise Luxus und Indizien unnötig gewesen. Das Imperium hatte hart durchgegriffen und Kollateralschaden in Kauf genommen. Was bedeuteten schon ein paar Unschuldige im Lancecorps gegen die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung.

Ich strecke die Hand aus und berührte den Anzug. Das Material war so schwarz, dass es jegliches Licht zu verschlingen schien, schimmerte jedoch gleichzeitig wie flüssiges Quecksilber.

Ich schluckte.

Und das mit der Massenmörderin ...

Wie hätte ich es denn wissen sollen ...?

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