Buckethead Teil 6

169 5 0
                                    

27.August, 973 NEE, an Bord der Valkyrie

Mein Herz raste und meine Handflächen waren schweißnass. Ich schwang mich auf die Liegefläche des MedPods und war zum ersten Mal in meinem Leben froh, dass der Lance Codex Körperbehaarung an intimen Stellen untersagte.

»Saul, verdammt!«, rief Wee wütend.

Schweigen.

Norman drückte mir den Kopf nach vorn und fuchtelte hinter meinem Rücken theatralisch mit dem summenden Haarschneider herum. »Kannst es bestimmt schon nicht mehr erwarten, was?«

Ich ersparte mir eine Antwort und schloss die Augen.

Fick dich, du Arsch!

Aber das sagte ich natürlich nicht laut. Weder zu Norman, noch zu Captain Saul Jacobs oder dem Schiffsarzt, der mich anstarrte, als wäre ich ein exotisches Insekt, das es bei einem nicht minder fremdartigen Paarungsakt zu beobachten galt.

Fickt euch doch alle!

Ein harter Kloß bildete sich in meiner Kehle und schnürte mir den Atem ab. Sollten sie sich doch heute Abend in ihren Kabinen einen runterholen, weil ich mir gleich zwei fette Gummizapfen zwischen die Schenkel schieben musste.

Mir doch egal!

Verdammte Schweine ...

Wer kommt eigentlich auf so einen Scheiß?

Flüssigkeitsreservoir!

Dass ich nicht lache ...

Hoffentlich holen sie sich einen Tripper, wenn sie ihr Handtuch nass machen.

»Dir ist aber schon klar, dass das nur passiert, weil du den Captain überredest hast?«, wehte Charles Stimme durch meinen Verstand.

»Halts Maul ...«, murmelte ich.

»Respektlos bis zur letzten Minute. Ist mir ein Rätsel, wie du es bis jetzt geschafft hast, nicht in einem Anzug zu landen«, sagte Officer Norman und drückte die vibrierende Klinge gegen meine Stirn.

Ich sog die Luft ein.

»Es reicht!« Captain Jacobs Stimme klang so unbeteiligt, als würde er sich über die Flugbahnänderung eines Meteoriten unterhalten. »Ich danke ihnen für ihr Kommen, Officer Norman.«

»Kein Ding, Captain.« Das Vibrieren erstarb. »Ich hoffe, der Schuss vor den Bug hat was gebracht. Wollte ja eigentlich einen Mark 6 mitbringen, aber dann hab ich mir gedacht, dass es doch ein wenig übertrieben wäre ... Nur für den Fall. dass Sie es sich vielleicht doch noch ...«

Captain Jacobs nickte.

»Soll ich den Anzug hierlassen?«, fragte Norman. »Hab schon eine Menge von denen erlebt und die Kleine macht garantiert noch Ärger.«

Unmöglich ...

Ich starrte auf das Deck, wo meine rote Mähne in einem wilden Durcheinander traurig hätte liegen sollen. Im Gegensatz zu den Männern, war Frauen eine Auswahl aus fünf Frisuren erlaubt. Das war nicht viel, hatte mir aber zumindest einen Hauch Individualität erlaubt. Eine winzige Flucht aus der seelenlosen Monotonie des Lancecorps, das mir der Deprivationsanzug eigentlich für eine lange Zeit nehmen sollte. Aber da war nichts. Der helle Kunststoffbelag des Metalldecks war so makellos sauber, als hätte es einer der Reinigungsbots erst Sekunden zuvor geschrubbt. Ich tastete ungläubig meinen Kopf ab und spürte die vertrauten Strähnen zwischen meinen Fingern. Tränen brannten auf meinen Wangen.

»Was ...?«, krächzte ich fassungslos.

»Soll Mädchen geben, die in dem Teil den Orgasmus ihres Lebens haben«, sagte Norman gutgelaunt und schlug mir auf die Schulter. »Immer und immer wieder. Aber da musst du wohl noch ein bisschen Geduld haben ...«

Dann rauschte er mit einem Kunststoffkoffer unter dem Arm aus der Krankenstation und ließ mich zitternd wie Espenlaub zurück.

»Ich verstehe ...« Wees Stimme klang genauso ratlos, wie ich mich fühlte.

»Raus! Alle«, befahl Captain Jacobs knapp und Leutnant Commander We'ahie Ahui folgte zusammen mit dem Schiffsarzt kopfschüttelnd Officer Norman.

»Wird es jetzt schlimmer oder besser?«, meldete sich Charles zu Wort.

Ich zuckte stumm mit den Achseln, während sich der Captain bedrohlich vor mir aufbaute.

»Ich mag Sie nicht ...«, sagte er kalt wie Eis. »In meiner Welt steht eine Unform für etwas. Für Ehre, Pflicht, Loyalität. Aber Sie haben nichts davon. Für Sie ist diese Uniform nicht mehr als eine Sträflingskluft und die Abzeichen der großen Armee des Imperiums bedeuten ihnen nichts. Gehen Sie also nicht davon aus, dass Sie aufgrund ihrer Situation irgendwelche Sympathien genießen, auch wenn ich das Lanceprogramm nicht gutheiße. Und spielen Sie nicht noch einmal ihre Spielchen mit mir oder versuchen, mich zu manipulieren. Haben sie das verstanden?«

Ich nickte, weil mein Mund so trocken war, dass ich keinen Ton herausbekam.

»Ich weiß nicht, weshalb Sie so erpicht darauf sind, in diesen Anzug zu kommen. Aber wenn Sie noch einziges Mal versuchen, mir zu sagen, was ich tun soll, ist eine Deprivationsstrafe ein Kindergeburtstag gegen das, was ich mit ihnen machen werde.«

Ich leckte mir über die Lippen.

»Haben Sie das verstanden, Lance?«

Ich nickte.

»Himmelherrgott! Ich kann Sie nicht hören, Lance!«

»Sir ... Ja, Sir«, flüsterte ich so heiser wie eine alte Krähe.

»Gut! Dann schwingen Sie ihren Arsch auf ihren Posten. T -10 Minuten. Ich will eine fehlerfreie Go – Meldung ihrer Station. Haben Sie das verstanden?«

»Sir! Ja, Sir.«

»Gut. Dann haben wir das ja geklärt, hoffe ich.« Damit machte er auf dem Absatz kehrt und ließ mich allein in der Krankenstation zurück.

»Scheiße ...«, hauchte Charles.

Ich nickte und krallte die Finger in das zähe Material des Anzugs. »Da habe ich wohl voll verkackt ...«

»Ich widerspreche jetzt mal nicht. Ich glaube mich zu erinnern irgendwo gehört zu haben, dass sie besonders widerspenstigen Lances eine Mischung aus Öl und Pfeffer auf diese Zapfen schmieren ... Bevor sie eingeführt werden ...«

»Danke, Charles ...«, stöhnte ich. »Genau das habe ich jetzt gebraucht ...«


Fortsetzung folgt am 03.10.2021


Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.
Ratpack 7Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt