27.August, 973 NEE, irgendwo in den Wastelands
Ich seufzte. Wer auch immer den Spaceport dieses verfluchten schweißtreibenden Planeten angelegt hatte, war entweder von einem wahrhaft imperialen Geist beseelt gewesen und hatte von einer Auslastung des Raumhafens geträumt, die weit jenseits der Realität einer Randwelt lag ...
... oder der Freund eines Freundes hatte einem Freund einen Gefallen geschuldet. Nach meiner Zeit bei Sid wusste ich, dass es vermutlich Letzteres war. Der Griff des Imperators um die Welten des Sternenreichs mochte eisern sein, aber unter seinen Fingernägeln wucherte die Korruption wie ein schwärender Fußpilz. Seilschaften, gegenseitige Gefälligkeiten und kleine Geschenke waren schon lange die eigentliche Währung, die das Räderwerk des Imperiums am Laufen hielten und als Lance sollte mich das weiter interessieren. Ein Häftling hatte andere Sorgen, als bei einem Bauauftrag hässlich übertrumpft zu werden, aber genau hier und in diesem Moment bedeutete es, dass das Grau des Landefelds unter meinen Füßen mit jedem Schritt zu wachsen schien und die wenigen Sternenschiffe, deren Silhouetten sich in die hitzeflimmernde Luft empor waberten, nicht näher kommen wollten. Von den kantigen Umrissen des Spaceport Hauptgebäudes ganz zu schweigen.
»Schmollst du immer noch?«, fragte ich.
Schweigen.
Ich seufzte erneut. »Charles?«
»Ich schmolle nicht ...«, erklang die körperlose Stimme meines Symbionten in meinem Verstand.
»Doch du schmollst ...«, beharrte ich. »Wegen der Wurzelsache.«
»Nein.«
»Warum sagst du dann seit mindestens zehn Minuten nichts, obwohl du das, was ich tue, für einen Fehler hältst?«
»18 Minuten und 35 Sekunden.«
Ich zog die Brauen hoch.
»Ich sage seit 18 Minuten und 52 Sekunden nichts.«
»Und das macht es jetzt besser?« Ich schüttelte den Kopf.
»Nein. Es bedeutet lediglich, dass ich mich seit knapp 20 Minuten sonne. Und dabei gebe ich mich dem Luxus hin, nicht darüber nachzudenken, dass man dich demnächst in einen Deprivationsanzug stecken wird ... wegen Ungehorsam und erwiesenen intellektuellen Defiziten.«
»Sag ich doch. Du schmollst!«, murmelte ich trotzig.
Er seufzte. »Alex, glaub mir, du würdest es merken, wenn ich schmolle. Aber wenn du es glauben willst ... bitte.«
Damit versank mein Symbiont wieder in Schweigen.
Ich presste die Lippen zu einem dünnen Strich zusammen und musterte meinen Arm. »Wie machst du das eigentlich?«
»Was?«, fragte die Stimme nach einigen Sekunden spürbar widerstrebend.
Ich nickte in Richtung meines ausgestreckten Arms. »Na das mit den Blättern. Ich müsste es doch eigentlich spüren, wenn du dich unter meiner Haut ausbreitest ...«
Ein seltsam prickelndes Gefühl rieselte durch meinen Körper, das sich anfühlte, als würden Ameisen über meine Hand krabbeln. Ich wusste, dass es Charles Version von einem herzhaften Lachen war. »Seit wann interessierst du dich denn für solche intimen Details von mir?«
Ich zuckte mit den Schultern. »Wir haben Zeit ...«
»Und dir ist langweilig. Also gönnst du mir nicht ein paar Minuten Schweigen.«
Ertappt ...
Ich leckte mir über die Lippen.
»Die Blätter sind wie ein Schwamm. Sie bilden mit den unteren Schichten deiner Haut eine Einheit. Ich rolle die also nicht irgendwie immer wieder ein und fahre sie bei Bedarf wieder aus. Es hat Jahre gedauert, bis sie so groß geworden sind ...«
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Ratpack 7
Science FictionDie Menschheit hat die Sterne erobert und die Macht des Ewigen Imperiums schenkt ihr ein scheinbar goldenes Zeitalter, in dem mehr Dunkelheit als Licht herrscht. Mein Name ist Alexandra Wilson, Mathe - Nerd, Social - Noob und sonst alles dazwischen...