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Marinette wollte nirgendwo lieber sein, als auf diesem Sofa neben Cat Noir, mit dem Kopf an seiner Schulter.
Sie wusste es zu schätzen, in diesem Moment seinen starken Körper neben sich zu spüren – dem Moment, in dem ihre Gedanken zum ersten Mal Gelegenheit hatten, sich ausführlicher mit der Schwangerschaft zu beschäftigen.
Allein in ihrem Zimmer wäre sie vermutlich von Ängsten und einer Welle aus Panik und Überforderung überrollt worden.
Aber mit ihm an ihrer Seite fiel es ihr leicht, die positiven Aspekte der Sache zu sehen.

Genau genommen war sie zwar noch minderjährig – ohne Schulabschluss, ohne eigene Wohnung und ohne ausreichend gefülltem Bankkonto – trotzdem glaubte sie nicht, dass sie in den vollen »Genuss« einer Teenieschwangerschaft kommen würde.
Durch ihre Pflichten als Ladybug und Hüterin der Miraculous war sie vermutlich deutlich selbstständiger und hatte mehr Lebenserfahrung als die meisten Mädchen in ihrem Alter.
Außerdem wurde sie bereits in wenigen Monaten 18. Das bedeutete, dass sie das Kind als Volljährige bekommen würde.
Das war gut.

Kurz danach standen dann auch schon die Prüfungen an. Ihrem Abschluss würde die Schwangerschaft – wenn alles gut lief – nicht im Weg stehen.
Daran, wie ihre Eltern reagieren würde, durfte sie jetzt noch gar nicht denken, aber ganz grundsätzlich zählte sie auch die beiden zu den positiven Aspekten.
Sie würden im ersten Moment ausflippen, aber danach würden sie sie unterstützen.
Da war Marinette sich sicher.

Und dann war da natürlich der eine große, positive Begleitumstand: Sie war wieder mit Cat Noir zusammen.
Ihr war bewusst, dass ein Kindsvater, von dem sie weder Name noch Gesicht noch die Lebensumstände kannte, nicht unbedingt der »Idealfall« war.
Aber sie liebte ihn und er liebte sie.
Und entgegen all den komplizierten Äußerlichkeiten konnte Marinette sich durchaus vorstellen, mit ihm zusammen ein Kind aufzuziehen.
War das verrückt?
Wahrscheinlich.
Aber es hatte einen guten Grund, warum sie sich ein ganzes Leben mit ihm erträumt hatte.
Er war alles, was sie wollte.
Selbst der Verlust ihres Miraculous war erträglich, wenn sie daran dachte, dass sie in Zukunft ein Leben mit ihm teilen würde.

Marinette musste sich zusammenreißen, um das glückliche Lächeln von ihrem Gesicht fernzuhalten.
Ihr war bewusst, dass sie mit ihren Gedanken schon wieder viel zu weit vorpreschte und sie wollte nicht, dass Cat Noir es mitbekam.
Er hatte es sowieso schon schwer genug, die Sache zu verarbeiten; da wollte sie ihm mit ihren Zukunftsträumen nicht zusätzlich Druck machen.

Sie hatte fast schon ein schlechtes Gewissen bei der vielen Zuversicht in ihrem Inneren; als wäre es unangebracht, in dieser Situation so etwas zu empfinden.
Vor allem, da Cat Noir noch immer nicht deutlich gesagt hatte, was er über das Kind dachte.
Das leichte Darüberstreicheln auf ihrem Bauch war nach wie vor der einzige Anhaltspunkt, den sie für seine Gefühle bekommen hatte.

Seine Worte waren genau richtig gewesen.
Trotzdem hatte Marinette deutlich mitbekommen, wie überfordert er noch immer war.
Deswegen - und auch, um sich selbst noch etwas mehr Zeit zum Gedankenordnen zu geben - hatte sie vorgeschlagen, ein ausführliches Gespräch auf den nächsten Tag zu verschieben.
Cat Noir hatte sichtlich erleichtert zugestimmt.

Mit all seinen verbalen und nonverbalen Reaktionen im Hinterkopf hatte Marinette sich nun vorgenommen, ihre eigenen Gefühle zurückzuhalten.
Dazu gehörte das Verbergen ihres glücklichen Lächelns, genauso wie das Achten auf ihre Hände, damit sie nicht liebevoll über ihren Bauch streichelten.
Sie wollte Cat Noir nicht zu einer erfreuten Reaktion drängen, die nicht der Wahrheit entsprach. Sie wollte ihm die Möglichkeit geben, ganz ehrlich mit ihr darüber zu reden, ohne sich dabei schlechtfühlen zu müssen.

Natürlich hoffte sie, dass er sich nach dem Verarbeiten des ersten Schocks über das Kind freute. Aber falls nicht, wollte sie es wissen.
Ihre gemeinsame Situation war sowieso schon kompliziert genug.
Geheime Identitäten.
Superhelden- und Hüter-Tätigkeit.
Minderjährigkeit.
Familie und Freunde, die von nichts wussten.
Da brauchten sie in ihrem Miteinander nicht auch noch zurückgehaltene Gedanken und verborgene Gefühle.

Miraculous - Unendlich (FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt