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Marinette hatte sich alle Mühe gegeben, ihre Entscheidung vom Vortag nicht zu bereuen.
Trotz des leichten Muskelkaters, den der Nachmittag mit Cat Noir ihr beschert hatte, trotz ihrer allgemeinen Erschöpfung und trotz der heftigen Schwangerschaftsübelkeit hatte sie ihr Versprechen an Alya nicht zurückgenommen.
Sie hatte ihre schlechte Verfassung hinter Make-up und einem Lächeln verborgen und aus der Begeisterung ihrer Freundin die nötige Kraft dafür geschöpft.
Während des gesamten Schultags und auch danach, beim Aufeinandertreffen mit ihren Eltern, hatte sie sich ständig vor Augen gehalten, für wen sie sich zusammenriss: Ihre beste Freundin, der sie diesen Abend mehr als schuldig war.
Als sie jedoch wie verabredet 18.00 Uhr aus der Haustür hinaus auf die Straße trat, bereute Marinette zum allerersten Mal die spontane Idee vom Vorabend.

Das Lächeln, das sie in Erwartung einer freudestrahlenden Alya aufgesetzt hatte, verrutschte auf ihrem Gesicht.

Ich bin ziemlich fertig, aber ich freue mich wirklich auf den Abend.

Das hatte sie vor einer halben Stunde in ihrem täglichen Chatgespräch mit Cat Noir geschrieben.
Und es war die Wahrheit gewesen. Trotz allem.

Dass Alya aus dem Plan für diesen Abend ein Geheimnis gemacht hatte, war für sie kein Grund zur Beunruhigung gewesen.
Solange Alyas Wunschabend keinen Alkohol oder körperlich anstrengende Aktivitäten enthielt – und damit war erfahrungsgemäß nicht zu rechnen -, würden sie auf jeden Fall eine angenehme Zeit haben.
Mit Alya bedeutete ein Mädelsabend stundenlanges Reden über Gott und die Welt und so viel Gelächter, dass kein Platz für schlechte Laune blieb.
Egal, ob sie nun gemeinsam Essen gingen, ein Mini-Live-Konzert in einer Bar besuchten oder im Kino einen Film schauten.

Wie erstarrt auf dem Bürgersteig stehend und mit ihren Gesichtszügen kämpfend wünschte Marinette sich, sie hätte sich mehr Gedanken über die Verabredung gemacht und Alyas Geheimniskrämerei nicht so leichtfertig hingenommen.

Ihre Augen lagen auf ihrer Freundin, die sie freudig anlächelte.
Doch entgegen ihrer Erwartung war Alya nicht zu Fuß gekommen, um sie abzuholen.
Sie saß auf der Rückbank eines Autos.

Als Marinette sich endlich in Bewegung setzte, riskierte sie einen kurzen Blick auf die Person hinterm Lenkrad.
Sie hatte sofort gewusst, wem das Fahrzeug gehörte.
Trotzdem war da die winzige Hoffnung auf einen Irrtum.
Oder ein Wunder.
Durch die Fensterscheibe der Beifahrertür hindurch sah sie seinen Hinterkopf mit den blonden Haaren.
Adrien sah zur Seite, weg von ihr in Richtung Straße.
Sie war froh darüber, seinem Blick fürs Erste zu entgehen. Leider änderte das nichts daran, dass sie nun in sein Auto stieg.
In genau das Auto, in dem sie vor wenigen Tagen ihre Freundschaft beendet hatten.

Kaum hatte Marinette auf der Rückbank neben Alya Platz genommen, als sie auch schon von ihr umarmt wurde

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Kaum hatte Marinette auf der Rückbank neben Alya Platz genommen, als sie auch schon von ihr umarmt wurde.
»Bis eben hab ich noch damit gerechnet, dass du anrufst und wieder mal kurzfristig absagst.«, meinte sie lächelnd, »Aber anscheinend hast du es ernst gemeint. Du bist nicht nur pünktlich, du hast dich sogar für mich in Schale geworfen!«
Alya sah mit einem anerkennenden Blick auf den Rock von Marinettes Kleid, der unter ihrem Wintermantel hervorschaute.
Marinette erwiderte leicht verlegen das Lächeln.
Nicht Alyas Kompliment machte sie verlegen, sondern die lockere Bemerkung zuvor.
Es sprach nicht unbedingt für Marinette, dass ihre Freundin noch bis zum letzten Moment mit einer Absage gerechnet hatte.
Zum Glück war es nicht als Seitenhieb gemeint gewesen und aus Alyas Lächeln sprachen ausschließlich Freude, Aufregung und Begeisterung.
Wieder wurde Marinette daran erinnert, warum sie trotz ihrer schlechten, körperlichen Verfassung hier war.
Alya und die Freundschaft zu ihr bedeutete ihr zu viel, um sie ein weiteres Mal zu enttäuschen.

Miraculous - Unendlich (FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt