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Als Adrien nach einer etwa zwanzigminütigen Fahrt den Blinker setzte und das Auto am Straßenrand hielt, sah Marinette mit gemischten Gefühlen aus dem Fenster.
Sie hatten den Hauptschauplatz ihres heutigen Abends erreicht.
Blass erinnerte sie sich daran, wie Alya ihr vor einer Weile vom »Cubic Picture« erzählt hatte.
Sie selbst war aber noch nie hier gewesen.
Sie war sich nicht ganz sicher, ob es eine Bar, ein Restaurant oder ein Café war – vielleicht eine Mischung aus all dem – , aber es war ihr auch gleichgültig.
Solange sie sich hinsetzen konnte und ein Glas Wasser bekam, war ihr alles recht.

»Steigt schon mal aus.«, kam Adriens Stimme von vorn. »Ich suche noch einen Parkplatz.«
»Du kannst ruhig bei Adrien bleiben.«, sagte Alya an Nino gewandt.
»Dann könnt ihr euch ungestört über eure »Tricks« bei Frauen austauschen. Davon haben Marinette und ich euch ja leider vorhin abgehalten.«
Ihre Lippen waren zu einem spöttischen Lächeln verzogen, doch auch dieser Gesichtsausdruck konnte nicht von ihrem leicht schnippischen Tonfall ablenken.
Ihre Worte waren nicht nur scherzhaft gemeint gewesen.
Sie hatten ihren Freund auch mitteilen wollen, dass seine Bemerkungen vom Beginn der Autofahrt noch nicht vergessen war.
Diesmal war er klug genug, den Mund zu halten.

Alya stieg aus und umrundete das Auto.
»Bis gleich.«, sagte Marinette zu den Jungs und öffnete ebenfalls ihre Tür.
Obwohl sie versuchte, sich so schnell wie möglich aus ihrem Sitz zu hieven, wurde sie draußen auf dem Bürgersteig bereits von ihrer grinsenden Freundin erwartet.
»Anscheinend war es höchste Zeit, dass du mal wieder rauskommst.«, meinte sie. »Du wirkst recht - wie drücke ich es nett aus? - eingerostet.«
Diese Feststellung ging in genau die Richtung, die Marinette unbedingt vermeiden wollte. Trotzdem musste sie lächeln.
Alya hatte recht.
Und zu Marinettes Erleichterung schien die Laune ihrer Freundin nach wie vor ungetrübt, was ein gutes Zeichen war.
Ihre Schwangerschaftsbeschwerden und Adriens Anwesenheit waren schon genug Erschwernisse für einen Abend. Wenn auch noch Alyas Ausgelassenheit verloren ging, würde es eine Katastrophe werden.
Marinette hoffte inständig, dass Nino sich in den nächsten Stunden zusammennahm und keinen Streit mit seiner Freundin anzettelte.

»Du hast vermutlich recht.«, sagte Marinette, während das Auto in ihrem Rücken wieder anfuhr. »Also damit, dass es höchste Zeit für mich war, mal wieder rauszukommen. Nicht damit, dass ich eingerostet bin.«
Alya kniff leicht die Augen zusammen und sah sie an.
»Ich bin mir ehrlich gesagt nicht sicher, ob ich deinen Worten heute trauen kann. Zumindest nicht, wenn du mir zustimmst.
Tust du das nur, um mich milde zu stimmen?«
Marinette zuckte mit den Schultern und setzte einen unergründlichen Gesichtsausdruck auf.
»Vielleicht.«, antwortete sie. »Entbinde mich von meinem Wunsch-Versprechen und finde es heraus!«
Alya grinste schon wieder.
»So leicht kommst du da nicht wieder raus, meine Liebe!
Marinette Dupain-Cheng gibt ihre Kontrolle ab und überlässt sie ihrer besten Freundin – so ein außergewöhnliches Ereignis muss gebührend wertgeschätzt werden. Und dementsprechend: ausgenutzt.«
»Darf ich dich darauf hinweisen, dass du Ninos schlechtem Bild von dir recht geben würdest, wenn du mich quälst? Ich bezweifle, dass du das willst.«
»Pfff.«, Alya verschränkte die Arme und sah hinauf in den abendlichen Himmel. »Ich werde mir von ihm sicher nicht den Spaß verderben lassen.«

Die Aussage selbst gefiel Marinette, doch der Unterton, der in ihr mitschwang, beunruhigte sie ein wenig.
»Ist bei euch alles in Ordnung?«, fragte sie ihre Freundin.
Mit einem überraschten Ausdruck sah Alya sie wieder an.
»Klar. Was sollte denn nicht in Ordnung sein?«
Marinette musterte sie aufmerksam und versuchte, in den Feinheiten ihrer Gesichtszüge zu lesen.
»Keine Ahnung. Eben im Auto war da nur diese leichte Spannung zwischen euch.«
»Ach das.« Alya winkte ab. »Mach dir keine Sorgen. Uns gehts gut.
Wir hatten heute Nachmittag nur eine kleine Meinungsverschiedenheit und sind wohl beide noch etwas in Stichellaune.«
»Worum ging es dabei denn?«, fragte Marinette weiter.
Sie interessierte sich ehrlich dafür. Ihre Freundin war ihr wichtig und damit waren es ihre Beziehung und Nino auch.
Außerdem hatte sie die Vermutung, dass mehr dahinter steckte, als Alya gesagt hatte.
Als sie mit einer Antwort zögerte, glaubte Marinette sich darin bestätigt.
»Ehrlich gesagt ...«, Alyas Blick wurde leicht schuldbewusst, »...ging es dabei um diesen Abend.
Genauer gesagt: um dich und Adrien.«

Miraculous - Unendlich (FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt