15. Ace verdammt

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Irgendwann ließ Ace sich neben dem Mädchen nieder und sah sie an. "Was ist los?", wollte sie wissen. Er zuckte mit den Schultern. Sie wiederholte die Geste. "Ist keine Antwort.", stellte sie fest. "Ich... naja...", kratzte er sich verlegen am Kopf. Sie rollte mit den Augen. "Los, raus mit der Sprache, Sommersprosse." Er sah sie gespielt schockiert an. "Ich wollte dir nur sagen, dass ich auch froh bin, dich wieder hier zu haben. Jetzt ist hoffentlich wieder alles normal. Ruffy war auch echt komisch." Sie zog fragend eine Augenbraue hoch. "Der ist jeden Tag mindestens eine Stunde den Strand lang gewetzt und hat Holz gehackt." Sie konnte sich das Lachen nicht verkneifen. "Was ist daran so lustig?", legte er den Kopf schief. "Naja... er hatte mich bei den Übungskämpfen gefragt, ob ich ihn trainieren würde... und die beiden Sachen hab ich ihn aufgetragen täglich zu tun." Er nickte. "Komisches Training." "Glaubst du? Sich mit euch zu prügeln, bringt ihm nicht viel. Stärker und schneller zu werden, schon." Sie erhob sich: "Ich hole mal meine Sachen rein, habe ich vorhin ganz vergessen." *Ob sie sauer ist?*

Kurz darauf ließ sie sich mit Strickzeug wieder neben ihm nieder und fing an zu üben. Ace beobachtete sie eine ganze Weile dabei. "Sieht kompliziert aus.", stellte er fest. Sie legte es beiseite. "Ja, irgendwie schon... Joanne muss nicht mal hingucken, was sie macht und ich?" "Das lernst du sicher noch.", meinte er mit einem aufmunternden Lächeln, welches sie erwiderte. "Wieso willst du das eigentlich lernen?" "Joanne meinte, dass das voll entspannend ist!" Beide lachten. "Ich muss einfach zwischendurch mal runter kommen und ich will es halt einfach.", fügte sie noch hinzu.

"Du Seren?" "Ja?" "Kommst du morgen mit trainieren?" "Nein!" Er sah sie erschrocken an: "Fühlst du dich doch noch nicht wieder wohl?" "Doch, doch, alles ok, mach dir keine Sorgen." Er sah betreten zu Boden. *Ich Idiot.* "Es ist nur so, dass ich den Karren weg bringen muss und zu Joanne will. Wenn ich schon in der Stadt bin, kann ich ja ruhig reinschauen." "Kann ich mit?", platzte es aus ihm heraus "Klar schon, aber wieso?", sah sie ihn fragend an. Er zuckte mit den Schultern: "Der Tee war lecker und vielleicht lerne ich ja auch Stricken." "Ja ne, is klar." Sie kugelte sich schon fast vor lachen. "Traust mir das nicht zu?" "Ehrlich?" Er nickte. "Nein!" "Sehr nett.", meinte er beleidigt. "Ich glaube wir gehen lieber schlafen." Er nickte, sie nahm ihren Schlafsack und ging Richtung Tür. "Was hast du vor?", fragte er irritiert. "Ich schlafe draußen, es regnet ja nicht. Träum was schönes, bis morgen." Verwirrt ging er nach oben. *Sie ist so anders.* Er legte sich zu seinen Brüdern und schlief mit einem Lächeln auf den Lippen ein, genau wie sie.

Seren wachte auf, öffnete die Augen und fuhr leicht zusammen. "Ace verdammt! Musst du mich so erschrecken?!" Er hockte grinsend neben ihr und kratzte sich nun verlegen am Kopf. Sie gähnte herzhaft und streckte sich. "Wie lange bist du denn schon hier?" "Paar Minuten.", meinte er. "Und wieso bist du so früh wach?" "Keine Ahnung..." "Und was willst du?" Sie klang leicht genervt. "Ich wollte dir zur Hand gehen, also helfen..." "Helfen.", wiederholte sie tonlos. Er nickte, während sie sich erhob und den Schlafsack zusammen rollte. "Na gut, von mir aus. Warte kurz." Sie brachte das Bündel rein und holte ihren Rucksack raus. "Ohne den gehst du auch nirgendwo hin.", lachte er. Sie winkte nur lächelnd ab. "Also Fisch oder Fleisch?" "Fisch. Fleisch hatten wir die letzten Wochen genug und jemand meinte mal, einseitige Ernährung tut mit nicht gut.", erwiderte er. Sie musste unwillkürlich grinsen und lief los: "Na dann komm!"

Sie erreichten ziemlich außer Atem den Strand. Die Blondine zog sich bis auf die Unterwäsche aus und er wurde leicht rot. "Hey, wir sind noch viel zu jung, als das uns sowas peinlich sein muss.", feixte sie, streckte ihm die Zunge raus und lief ins Meer. Also zog auch er sich aus und folgte ihr. Sie alberten herum, bespritzten sich gegenseitig mit Wasser und hatten Spaß. Nach einer Weile lagen sie neben vier großen Fischen am Strand in der Sonne.

"Ich hab dich noch nie so gesehen." "Wie denn Ace?", drehte sie sich auf die Seite und sah ihn an. "So ausgelassen und glücklich, wie eben im Wasser." "Ich dich auch nicht und bis jetzt bestand ja nicht wirklich Anlass dazu..." Sie setzte sich auf und blickte zum Horizont. "Weißt du, ich liebe das Meer." Er setzte sich neben sie: "Und wieso?" "Dein Ernst? Du willst Pirat werden und fragst mich das?" Ace nickte und sie seufzte: "Es ist ein Sinnbild für Freiheit. Allein diese unendliche Weite ist faszinierend und in ihm zu schwimmen, macht mich doch irgendwie zu einem Teil davon, oder?" Seren begann im Rucksack zu kramen. "So habe ich das noch nie gesehen. Da hast du schon Recht... Was machst du da?" Sie hielt ihm zur Antwort ein schwarzes Shirt und eine braune Hose hin. "Zieh das an.", sagte sie. Die Blondine warf sich eine rosa Bluse über und zog eine dunkelblaue kurze Hose an. "Danke.", meinte er betreten. "Nicht dafür. Komm, wir müssen uns beeilen, die anderen stehen bald auf." Er nickte und sie eilten, mit den Fischen im Schlepptau, zum Haus.

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