39. Trommelwirbel

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Den Rest des Tages versuchte Seren, sich mit zeichnen und stricken abzulenken, als das nicht funktionierte, holte sie von drinnen ihren Rucksack. "Braucht wer was? Ich gehe eben in die Stadt." Die Chefin nickte und gab ihr eine Liste mit Kleinigkeiten. "Ok, dann bis nachher." Sie überlegte kurz, ob sie zu Joanne gehen sollte, entschied sich dann aber dagegen. So besorgte sie erstmal die Sachen für Dadan und ging anschließend in einen Spirituosenladen, den sie nach einer Weile mit zwei Kisten und einem vollen Rucksack verließ.

Wieder im Haus angekommen, stellte sie alles ab. Von Ace war nichts zu sehen. So reichte sie der Orangehaarigen die Sachen, die sie für sie geholt hatte. "Seren, was klappert da in deinem Rucksack so und was ist in den Kisten?", fragte sie besorgt. "Hoffentlich genug Alkohol, um mein Gehirn auszuschalten!", seufzte sie. "Aber Seren...", wollte die Frau protestieren. "Boah Dadan! Weißt du, wie ich mich fühle?! Nein!!! Keiner weiß das! Ich werde WAHNSINNIG!!! Hörst du?! Ich will endlich mal wieder eine Nacht in Ruhe schlafen. Nur eine.", ihr Ton wechselte von tobend zu flehend. "Aber das kann doch nicht die Lösung sein..." "Oh doch! Oder ich schwimme hinaus aufs weite Meer, bis ich irgendwann nicht mehr kann und ertrinke. Was anderes fällt mir nicht mehr ein!" Die Ältere streichelte ihr tröstend den Rücken und bekam nur ein Seufzen als Dank. "Kannst du mir was zu essen rausbringen?", fragte sie matt. "Klar doch." So schnappte sich die junge Frau ihre Alkohol Vorräte, brachte sie zum Baum und holte noch Schlafsack, Strick- und Zeichenzeug. Kurz darauf kam die Chefin mit einer großen Platte voll Fleisch raus. "Hier, falls Ace später noch kommt und Hunger hat, habe ich gedacht, ich bringe etwas mehr." Die Blondine nickte nur dankend und ließ weiter den Stift über das Papier gleiten. *Meine Damen und Herren, unser heutiges Motiv... Trommelwirbel... Ace!... Wie schon seit Monaten fast ausschließlich...* Dachte sie sich Haare raufend, schlug das Buch zu und schnappte sich eine Keule.

Ein paar Keulen und einige Portraits mehr von ihrem Lieblingsmotiv später, hörte sie Schritte und erblickte ihr Modell in voller Lebensgröße. Als er sie bemerkte, beschleunigte er seine Schritte Richtung Haus. "Stop!", kam es im Befehlston von ihr und er sah sie unsicher über die Schulter an. "Herkommen." *Scheiße, wenn sie so ruhig und leise spricht, ist sie mega unheimlich.* Er ging zu ihr. "Hinsetzen." Er ließ sich neben sie sinken und sie schob ihm die Platte mit dem Fleisch hin. "Essen." So schlang er ein Stück nach dem anderen hinunter, bis ihm auffiel, dass sie zu warten schien. *Shit...* Er aß langsamer. *Was hat sie vor? Sie wartet, bis ich aufgegessen habe und dann?* Als könnte sie seine Gedanken lesen, begann sie in dem Moment ihn grinsend anzuschauen, was er bemerkte und sie erschrocken ansah. "Na, schon satt?", wollte sie belustigt wissen. Er nickte, schob die Platte weg und wollte aufstehen. "Sitzen bleiben.", sagte sie wieder gefährlich leise, was ihn schier erstarren ließ. *Da kriegt man ja eine Gänsehaut, so unheimlich wie sie tut.* Sie lächelte ihn noch immer an. "S... Seren... alles okay?", brachte er mit aller Mühe hervor. Sie nickte nur und legte den Kopf schräg. Er sah sie unsicher und fragend an. Sie legte den Kopf auf die andere Seite schräg und setzte ihre schönste Unschuldsmiene auf. Der Schwarzhaarige schluckte schwer. "Das One Piece für deine Gedanken.", kam es ernst von ihr. Es dauerte einen Moment, bis die Worte in sein Gehirn vordrangen, dann sah er völlig verdattert aus.

Sie zog ihren Rucksack heran. "Greif rein, zweimal." Er nickte unsicher und fasste hinein. *Da sind ja ein Haufen Flaschen drinne.* So zog er zwei heraus. "Flasche oder Becher?", fragte sie beiläufig. Er sah sie an, als hätte sie wissen wollen, ob er den rosa Elefanten am Himmel auch gesehen hat. Sie musste loslachen. *Bei so einem Gesicht kann doch niemand ernst bleiben.* Verdutzt blinzelte er und sah sie fragend an. Sie zuckte die Schultern, holte 2 Becher hervor, öffnete die Flasche Wein und goss beide voll. Dann griff sie in die Kiste, holte zwei Bier raus, öffnete diese und reichte eins Ace. Sie stieß mit ihrer gegen seine Flasche. "Prost!" Sie setzte an und leerte die Hälfte in einem Zug. Er sah sie mit aufgerissenen Augen an und sie blickte kurz fragend zu ihm. Als keine Reaktion kam, griff sie sich ihr Notizbuch, hängte die angezündete Öllampe so, dass sie die leere Seite gut sehen konnte und begann zu zeichnen. "M... Seren?" Sie sah fragend zu ihm. "Was wird das hier?" Sie zuckte mit den Schultern "Nichts." und zeichnete weiter. *Na jetzt bin ich schlauer.* Er trank gedankenverloren das Bier. *Ja gut, wir reden in letzter Zeit nicht viel, aber normal ist doch sie die, die fragt und...* Er klatschte sich die Hand ins Gesicht. *Dreht sie jetzt echt den Spieß um?* Er blickte zu ihr und sie sah ihn belustigt an, wohl wissend, dass er gerade eine Erkenntnis hatte. *Fragt sich nur noch welche. Mal sehen, ob er die Sprache nochmal wieder findet.* Ace seufzte. *Ok, es fühlt sich beschissen an, wenn man mit jemandem reden will und nichts als Desinteresse erntet, aber das war mir schon lange klar.* Sie stieß erneut mit ihm an und leerte ihre Flasche.

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