Große Träume 🗸

40. Bilder

Seren öffnete schon mal die zweite Flasche Wein, griff die Becher und hielt ihm einen auffordernd hin. Er exte den Rest seines Biers und ergriff ihn. Sie prostete ihm stumm zu und leer war ihr Becher auch schon. *Was soll das hier bloß werden? Will sie sich ins Koma saufen? Ne, dafür reicht die Menge nicht, wenn wir zu zweit trinken.* Ein zweifelhafter Vorteil, wenn man bei Banditen aufwuchs: Man war schon in jungen Jahren trinkfest. Die Blondine war wieder ins Zeichnen vertieft.

*Ob sie heute nicht mehr mit mir redet?* Wie auf Kommando: "Becher." Sie deutete auf den Boden, woraufhin er austrank und ihn hinstellte. Sie machte beide wieder voll und er nahm seinen nachdenklich in die Hand. So ging das eine ganze Weile, bis sicherlich die Hälfte des Alkohols leer war.

*War wohl nicht mein bester Plan... Man sagt zwar, Alkohol lockert die Zunge, scheint aber auf den Herrn neben mir nicht zuzutreffen. Ich hätte mich doch lieber alleine besaufen und anschließend im Meer ersaufen sollen.* Dachte sie frustriert. "Sag mal Prinzessin, was zeichnest du da eigentlich?", grinsend nahm er ihr das Buch aus der Hand und begann es von vorne durchzublättern. "Weißt du doch... Bilder!", meinte sie unschuldig und merkte, wie ihre Wangen langsam rot wurden, aufgrund der wohl auffällig einseitigen Motivwahl in letzter Zeit. "Ja, schon klar, aber die hier kenne ich alle noch nicht..." Sie sah ihn mit einem Blick an, in dem die Worte 'dein Ernst' geschrieben standen. "Die sind alle im letzten Jahr entstanden." Er sah etwas betreten zur Seite und blätterte dann weiter umher. "Das ist ja Ruffy mit seiner neuen Technik, hast du echt gut getroffen.", staunte er. "Ja, ich habe angefangen, eine Art Bildertagebuch daraus zu machen, so können wir es später anschauen und Geschichten dazu erzählen... Ich kann über jedes einzelne Bild eine Menge erzählen.", meinte sie mit einem undefinierbaren Lächeln. Er sah sie erwartungsvoll an, worauf sie eine Augenbraue hob. "Würdest du mir denn was zu den einzelnen Bildern erzählen?", fragte er unsicher. "Wenn du zuhörst und nicht abhaust... ja." *Ok, hab ich verdient.* Er nickte zustimmend.

So kniete sie sich hinter ihn, legte ihren Kopf auf seine Schulter und umarmte ihn. *Scheiße, ruhig Blut jetzt. Sie ist deine Schwester, tief durchatmen, nicht durchdrehen...* Seren begann ihm Bild für Bild zu erklären, während sie weiter tranken. Joanne beim stricken, Ruffy mit verschiedenen Techniken und Kinder in der Stadt beim spielen, waren nur einige der zahlreichen Motive. Irgendwann nahm sie ihm das Buch aus der Hand "Ich glaube, das waren genug Geschichten für heute.", flüsterte sie ihm ins Ohr und ein angenehmer Schauer ging durch seinen Körper. *Ein Glück, ich bin gut angetrunken, sonst würde ich bestimmt schon nicht mehr hier sitzen.* Dachte der Junge Mann zufrieden lächelnd. "Augen aufmachen.", hauchte sie ihm ins Ohr. *Was kommt denn jetzt?* Er sah eine Sake Flasche vor seiner Nase hin und her schwingen und lachte los: "Sag mal Süße, willst du dich und mich heute völlig abschießen?" *Scheiße, was rede ich denn da... Süße! Ja ne, ist klar. Gleich klatscht es.* Sie schien es allerdings nicht zu stören. "Na nach was sieht es denn aus, Süßer?", stieg sie auf das ein, was er ungewollt angefangen hatte. "Ja, ich glaube, wir können uns morgen beide nicht mehr rühren.", lachte er. "Na ich vielleicht schon.", grinste er. Sie legte einen Arm um ihn, da sie wieder neben ihm saß und ihr Kinn auf seine Schulter. "Da ist aber jemand sehr von sich überzeugt.", flüsterte sie, während sie ihm einen Becher Sake reichte. Als ihm die Zweideutigkeit auffiel, wurde er rot und sah sie an. Auf ihren Lippen lag ein warmherziges Lächeln, doch da war etwas in ihren Augen, was er so noch nie gesehen hatte. *Ob er betrunken genug ist? Na ich auf jeden Fall. Der Punkt, wo die Vernunft aufhört, ist vor ein paar Litern abgesoffen.* Bei dem Gedanken musste sie lachen. Die Blondine holte ein Kartenspiel aus dem Rucksack und begann zu mischen. "Seren, was kommt jetzt?" "Eine Runde Poker? Oder ein paar mehr?" Er sah sie ein wenig misstrauisch an. "Komm schon Ace, bitte.", bettelte sie. "Ok, wenn du so guckst, erweicht ja sogar ein Stein. Irgendwas sollte ich doch aber noch wissen, oder?", schielte er zu ihr. Sie grinste schelmisch. *Das heißt nichts Gutes.* "Versprich erst, dass du nicht kneifst.", forderte sie. "Okay.", kam es zögernd von ihm. Sie hob eine Augenbraue. "Versprochen.", ergab er sich.