32. Blutlinie

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"Na dann erzähl mal, welche Teufelsfrucht ist deine?" Seren sah hinauf zu den Sternen. "Keine!" Der Großvater zog eine Augenbraue hoch. "Sondern?" "Es ist vererbt." Er nickte. "Und was ist ES?" Sie sah ihn sehr ernst an: "Garp, du musst mir bei deiner Ehre als Vizeadmiral, bei allem was dir heilig ist, schwören, niemals jemandem zu verraten, was ich dir nun erzähle... Die Weltregierung wäre sicherlich nicht begeistert, wenn sie wüsste, dass jemand wie ich frei herumläuft..." Der Mann überlegte, ihm fiel nichts ein, was dagegen sprach, also willigte er ein. Sie atmete tief aus und sah wieder zum Firmament. "Es ist etwas, das ich selbst nicht richtig begreife. Es war immer so, dass wenn ich extrem sauer oder traurig war, mich diese Kraft erfasste. Danach wusste ich von nichts mehr..." "Was meinst du mit 'es war'?" Sie sah ihn an: "Naja... letztens war Ace nur um Haaresbreite davon entfernt von einem Riesentiger getötet zu werden. Es war ein Impuls, der mich in diesem Moment erfasst hat, so als würde eine innere Tür aufgestoßen und ich verwandelte mich. So war es mir möglich, ihn rechtzeitig unter der herabrasenden Pranke des Tigers weg zu holen. Danach ließ ich mein Armageddon los und teilte das Ungetüm in zwei Hälften." "Interessant. Das hätte ich gerne gesehen. Was meinst du denn mit verwandelt?" "Mein Körper wird in Energie gehüllt. Es sieht aus, wie weiße Flammen, meine Haare werden weiß und meine Pupillen blutrot." Ihm ging ein Licht auf. "Also hast du vorhin deine Kräfte genutzt.", stellte er fest. Das Mädchen nickte: "Zumindest einen Teil davon ja... Ohne sie wäre ich weder schnell, geschweige denn stark genug gewesen. Auch wenn ich schon sehr flink bin." Er lachte: "Ja, das bist du wahrlich und deinem Alter weit voraus. Ich kenne massenweise erwachsene Männer, die du mit Leichtigkeit platt machen würdest." Sie nickte kaum merklich und ein leises Lächeln stahl sich auf ihre Lippen. "Sag mal Missy, kann es sein, dass du diese Kräfte nicht wirklich kontrollieren kannst?" Sie seufzte: "Ja, da liegst du richtig. Mir hat das nie jemand erklärt. Meine Mutter war dagegen und ich selbst wusste ja nichtmal genau, was es damit auf sich hat, da ich mich ja nie erinnern konnte..." Er nickte. "Und jetzt? Hat sich etwas geändert?" Sie schaute hoch zum Mond. "Ich würde fast sagen alles... Ich bin frei, habe Menschen, denen ich wichtig bin und die mir wichtig sind. Ich bin nicht mehr Gefangene meiner eigenen Angst und Wut. Im Großen und Ganzen... würde ich sogar behaupten, dass ich wirklich glücklich bin." Bei dieser Erkenntnis musste die Blondine grinsen. "Auch, wenn ich noch immer nur wenig bis nichts über meine Kraft weiß, glaube ich inzwischen, dass ich sie sehr wohl lernen kann zu kontrollieren." Er nickte zustimmend: "Ein Stück weit scheinst du das schon zu können, soweit ich das beurteilen kann." Ihre Augen weiteten sich. *Er hat Recht! Vorhin habe ich das bewusst gesteuert. Auch, wenn es einen Moment gedauert hat, so kam die Kraft doch bewusst, weil ich es wollte.*

Er folgte ihrem Blick zum Himmel. "Was siehst du da oben?" "Nichts besonderes." Sie sah ihn an und in ihren Augen war ein Strahlen zu erkennen. "Ich sehe dort das selbe, wie jeder Mensch, nur hat es für mich wohl eine andere Bedeutung. Meer und Himmel scheinen beide so unendlich weit zu sein. Für mich sind sie die Versinnbildlichung für Freiheit.", lächelte sie und dann wurde ihr Blick wieder ernst. "Wenn du dann keine Fragen mehr hast, würde ich sagen, ich bin dran." Er nickte: "Dann schieß mal los."

Sie sah wieder nach oben: "Du kanntest doch den Vater von Ace, Gol D. Roger... Erzähl mir von ihm." Nun folgte er wieder ihrem Blick: "Ich hätte mit allem gerechnet, doch nicht damit. Aber gut, ich erzähl dir, was ich weiß... Roger war nunmal Pirat und ich bei der Marine, also waren wir alles andere als Freunde und trotzdem hatte ich Respekt vor ihm. Er war ein großer Mann und ein guter Mensch. Und sehr mutig oder vielleicht auch dumm... Er lief vor keinem Kampf davon, manchmal habe ich überlegt wieso. Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass er es für seine Kameraden tat, die hinter ihm waren. Hätte er sich für den Rückzug entscheiden, dann hätte sie das wohl in Gefahr gebracht. Wenn man es so sieht, ging es ihm nicht um Ruhm oder Ehre. Er wollte nur sichergehen, dass der Gegner erledigt ist, um seine Freunde zu schützen. Seine Leute haben ihn vergöttert..." Er nahm einen kräftigen Schluck aus der Sakeflasche. "Auf die Roger.", brummte er. Die Blondine entwendete ihm die Flasche so flink und nahm einen Schluck, dass er nicht mal etwas sagen konnte. "Auf Roger.", stimmte sie zu. "Und dann bat er mich vor seinem Tod, sein Kind zu beschützen und ich tat ihm den Gefallen. Hier bei den Banditen ist Ace sicherer als irgendwo anders. Die Regierung hat lange nach ihm gesucht, um die Gol D. Blutlinie zu beenden. Und nun, wo du bei ihm bist, möchte ich nicht in der Haut von jemandem stecken, der versucht, ihm etwas anzutun." Der Grauhaarige lachte und erhob sich. "Garp?" Er hob eine Augenbraue und sah sie an. "Eine Kleinigkeit noch... Wieso hast du so ein Problem mit ihrem Traum vom Piratenleben? Echt nur aus Prinzip?" Sein Blick wurde traurig und ging ins Leere: "Ich will sie nicht auf dem Schafott sterben sehen." Dann ging er Richtung Wald, rief ihr noch "Bis bald Missy!" zu und war verschwunden.

Sie wartete, bis sie seine Schritte nicht mehr hörte und trat dann ein Stück auf den Waldrand zu. "Ace? Alles ok?" Der Junge kam hinter einem Baum hervor. Sie hielt ihm eine Hand hin, er ging ein paar Schritte auf sie zu und legte seine Rechte in ihre. Die Blondine zog ihn in eine Umarmung, die er dankbar erwiderte. "Seren, ich weiß nicht, was ich sagen soll...", kam es leise von ihm. "Dann sag nichts.", sagte sie sanft. Sie löste sich von ihm, zog ihn mit zum ausgebreiteten Schlafsack, wo sich beide hinlegten und einschliefen.

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