12. Schwesterherz

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Sabo kam die Treppe runter. "Ace!", fuhr er ihn an, "Bist du jetzt zufrieden!?!" Er stieß ihn und sein Gegenüber hob abwehrend die Hände: "Was ist denn mit euch los?" "Was los ist? Ist das dein Ernst? Sie ist weg verdammt!!!" Der Blonde war außer sich und drückte der eigentlichen Ursache für seine Laune einen Zettel in die Hand. "Lies!", befahl er.

"Da steht doch..." Weiter kam er nicht. "Scheiß drauf, was da steht! Hättest du dich gestern nicht benommen, wie der letzte Arsch, wäre sie noch hier! Und ich schwöre dir eins, kommt sie nicht wieder, mache ich dich dafür verantwortlich!!!" Ace ließ den Kopf hängen. "Konnte ich doch nicht ahnen, dass sie gleich so ausrastet.", meinte er kleinlaut. "Nein, natürlich nicht! Du hast ja nie auch nur ein normales Wort mit ihr gewechselt. Sie leidet jeden Tag und deine Worte haben sie getroffen. Überleg mal, sie hätte das Selbe zu dir gesagt, du Idiot!!!" Ace ballte die Fäuste: "Das kannst du nicht vergleichen!" "Oh doch, das kann ich. Weil ich die Geschichten von euch beiden kenne und sie hat es nicht minder schwer getroffen! Sie hat mir erlaubt, es dir zu erzählen, aber da habe ich null Bock drauf, wenn ich das schon wieder höre. Frag sie selbst, sollte es dich interessieren. Falls sie jemals wieder kommt!!!" Er ging nach Draußen und ließ seinen total verdatterten Gesprächspartner zurück. Der Strohhut folgte ihm durch die Tür.

"Dadan, ich hab echt Mist gebaut, oder?" "Ja, ich glaube schon. Sie hat eiskalt getan, ist sie aber nicht. Ihre ganze Sorge galt dir in der letzten Nacht..." Er raufte sich die Haare. "Ace, ich denke, sie mag dich, aber genau wie du, ist sie unendlich stur und das ist natürlich nicht förderlich..."

Die Ladentür flog schwungvoll auf und nach zwei Schritten sackte das Mädchen zusammen. Joanne kam aus dem Hinterzimmer und eilte sofort los das Verbandszeug zu holen, als sie sie erblickte. "Seren, mein Gott. Was ist mit dir passiert?", fragte die Frau, als sie begann das Kind zu verarzten. "Ach nichts weiter. Ich bin nur mit Ace zusammen gestoßen, wenn man das so nennen kann." Sie erzählte der Brünetten was am letzten Tag passiert war. "Oh je, ihr beide bringt euch noch gegenseitig um." "Ja, die Befürchtung habe ich auch, deswegen bin ich gegangen... Kann ich erstmal eine Weile bei dir bleiben?" "Na klar. Ich habe dir doch gesagt, dass ich für dich da bin." Sie half dem Mädchen auf und brauchte sie nach oben in ein Bett. "Schlaf dich erstmal aus und sortier dich."

Seren wurde wach und kramte in ihren Erinnerungen. *Ace... Briefe... Joanne...* "Oh man.", stöhnte sie. Langsam versuchte sie sich aufzusetzen und es klappte. Sie griff in ihren Rucksack und zog Notizbuch samt Bleistift heraus. Der Stift glitt wie von selbst über das Papier und zeichnete Gesichter... Sabo, Ace, Ace, Ruffy, Ace, Ace... Wütend klappte sie das Buch zu, zog sich an und ging nach unten. "Hey Joanne, bist du da?" "Ja, hier hinten." Sie folgte der Stimme und kam in eine Küche, mit einem kleinen Tisch und drei Stühlen. "Hey Seren, setz dich doch. Ich mache gerade Frühstück." Die Blondine nahm platz und hielt sich den Kopf. "Noch immer so schlimm?" Sie nickte sachte. "Dir fehlen die Jungs oder?" "Ja schon, aber ich muss mich sammeln, sonst bin ich eine Gefahr.", erwiderte sie traurig. "Das wird schon.", meinte die Brünette. "Jetzt wird erstmal gegessen."

Die Tage flogen nur so dahin. Joanne versuchte Seren das Stricken beizubringen, was mit Kinderhänden gar nicht so einfach war. An einem Tag war sie in der Stadt unterwegs, um ein paar Besorgungen für ihre Gastgeberin zu erledigen. Plötzlich zersplitterte Glas und die drei Jungs landeten vor ihr auf der Straße. Sie erstarrte, überlegte Sabo zu rufen, aber verwarf den Gedanken gleich wieder. "Dieser Ramen ist das Allerleckerste.", hörte sie Ace sagen. Sie fuhr zusammen, als sie seine Stimme vernahm. Knapp eine Woche war sie schon fort. Traurig blickte sie ihnen hinterher, während der Restaurantbesitzer tobte und so ging sie zu ihm. "Werter Herr, was schulden Ihnen die Bengel?", fragte sie trocken "Fünfzehn Ramen und die Scheibe. Plus neunundzwanzig Ramen und die Scheibe vom letzten Mal." "Ich wollte gerne eine Summe wissen." "So 10.000 Berry dürften es sein.", meinte er missmutig. Sie drückte ihm das doppelte in die Hand. "Vergeben und vergessen?" Er nickte freudig und wollte gehen. "Einen Moment. Darf ich Sie um einen Gefallen bitten?" Er drehte sich mit fragendem Blick zu ihr um. "Darf ich ab und zu aushelfen? Natürlich ohne Bezahlung." "Sehr gern kleine Miss. Jetzt sofort?" "Ein oder zwei Stunden hätte ich wohl Zeit." Er deutete ihr ihm zu folgen und sie ging hinter ihm in das Gebäude. Sie wollte schon immer richtig kochen lernen und das war jetzt die perfekte Gelegenheit.

"Seren, wo warst du denn so lange?" "Ich habe die Jungs gesehen.", antwortete sie tonlos und stellte die Besorgungen ab. "Oh... wie gehts dir?" "Sie fehlen mir...", sagte das Mädchen traurig, "aber es wird schon werden." "Vielleicht solltest du zurückgehen." Die Blondine winkte ab: "Es ist noch zu früh... Zeig mir lieben nochmal, wie der Anfang beim Stricken geht, das kann ich mir so schlecht merken." So verbrachten sie den Rest des Tages, die Eine mit Üben und die Andere mit Erklären.

Die nächste Woche war Seren jeden Tag im Restaurant. Die Köche hatten die Kleine schon richtig ins Herz geschlossen und ihr den Spitznamen 'Missy' gegeben. Sie machte ihre Sache auch wirklich gut, fanden alle und hätte sie es nicht so rigoros abgelehnt, würde der Chef sie längst für ihre Arbeit bezahlen. Beim Stricken kam sie nicht besonders gut vorran, irgendwie spukten dann immer die Gesichter der Jungs in ihrem Kopf herum und so zeichnete sie ziemlich viele Portraits.

Sie war gerade dabei, den Laden umzuräumen und zu putzen. Da flog die Tür auf und dort stand Sabo. "Seren.", flüsterte er, ging auf sie zu und schloss sie in eine Umarmung. "Du hast mir so gefehlt...", schluchzte er. "Was ist passiert?!", fragte sie erschrocken und besorgt. "Naja..." Er kratzte sich etwas verlegen am Kopf. "Du meintest ja, die Adresse ist für den Notfall..." Er stellte zwei Sakeschalen und eine Flasche auf den kleinen Beistelltisch. Sie zog die Augenbrauen zusammen und blickte ihn fragend an. "Ich habe mit Ruffy und Ace Bruderschaft getrunken und ich würde es toll finden, wenn du meine Schwester wirst.", sagte er etwas verlegen. Sie nahm die Flasche, schenkte beiden ein, die Beiden tauschten die Schalen und tranken.

"Kommst du jetzt mit, Schwesterherz?", fragte er hoffnungsvoll, nachdem Joanne ihnen Tee hingestellt hatte. Sie schüttelte den Kopf: "Ich habe da noch etwas zu erledigen. Aber erzähl, wie geht es euch?" Er überlegte kurz. "Naja, Ruffy ist eigentlich wie immer, außer, dass er Holz hackt und den Strand lang wetzt, wie ein Bekloppter und das täglich." Sie lachte schallend auf. "Du weißt davon?" Seren winkte lediglich ab. "Was ist mit dir? Und Ace?" Er hielt inne, bevor er sprach: "Du hattest mich gebeten, nicht böse auf ihn zu sein, aber ich werde es solange sein, bis er sich bei dir entschuldigt." "Dazu besteht kein Grund!" "Oh doch und spätestens, wenn er deine Geschichte hört, wird er es einsehen!" "Hast du es ihm nicht erzählt?" "Nö, hat er nicht verdient." Sie seufzte: "Ach Sabo..." "Nichts 'ach Sabo'... Wenn er es wissen will, soll er mit dir reden, das wäre eh mal dringend nötig. Ihr seid euch so ähnlich, das ist schon unheimlich!" "Da hat dein Bruder Recht.", mischte sich Joanne ein, auch sie konnte das nicht mehr mit ansehen. "Ihr habt ja Recht und ich bin auch dazu bereit, doch... er muss es auch sein." Sabo ließ den Kopf hängen: "Dazu wird es wohl nie kommen." "Ach Bruderherz, kommt Zeit kommt Rat." Er lächelte gequält. "Du solltest jetzt gehen.", stellte sie fest. Zögernd nickte er und sie umarmten sich noch zum Abschied.

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